vonDetlef Berentzen 04.10.2018

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Lieber Detlef,

wie du ja weißt, wird Wien regelmäßig von verschiedenen internationalen Magazinen zur “Lebenswertesten Stadt der Welt” gekürt. Heuer war’s der britische “Economist”, der die Nummer Eins an Wien vergeben hat. Schon verständlich: Viel Kultur, funktionierende und günstige öffentliche Verkehrsmittel (Jahresnetzkarte um 365 €), saubere Straßen dank der besten Müllabfuhr und Straßenreinigung der Welt, viel Grün und jede Menge historische Bausubstanz. Alles sehr fein! Das lockt natürlich viele Touristen und Touristinnen an. Mancherorts schon fast zu viele. Außerdem ist derlei Lobpreisung attraktiv für Spekulanten. Gar nicht gut! Und teuer.

Doch nun gibt es endlich eine Möglichkeit, Gratisurlaub in Wien zu machen und dabei zugleich etwas gegen die Wohnungsspekulation zu unternehmen! Wie das geht? Recht einfach. Eine Immobilienfirma hat spekulativ einen gemeinnützigen Bauträger und dessen Wohnungen erworben. Die geförderten Wohnungen werden teilweise um 100€ pro Nacht über diverse Vermittlungsplattformen an Touristen und Touristinnen vermietet. Das ist wohl kaum gemeinnützig und daher verboten. Ein grüner Wiener Gemeindrat hat das aufgedeckt. Feine Sache! Warum? Nun, man mietet über so eine Plattform eine dieser Wohnungen in sehr zentraler Lage (sieben Minuten vom Karlsplatz oder vom Schloss Belvedere) an und zahlt erst einmal brav die 100€ pro Nacht. Dann geht man zur lokalen “Schlichtungsstelle” und bekommt das Geld zurück. Das wurde schon ausprobiert und hat bestens funktioniert. Sobald der Fall bei der Schlichtungsstelle lag, kam das Geld postwendend zurück. Denn vor dem Kadi stehen, das wollen die feinen Herren von der Immobilienfirma natürlich nicht. In der “Wiener Zeitung” gibt’s einen aktuellen Artikel dazu.

Also schnell buchen. Dann ein paar herrliche Herbsttage in Wien genießen und dabei den Wohnungsspekulanten ein bisserl auf die Finger klopfen. Das ist doch was.

Schöne Tage
Michael

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https://blogs.taz.de/spurensuche/2018/10/04/wiener-korrespondenzen-38/

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