vonDetlef Berentzen 12.10.2018

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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„Die Technik des Glücks – Eine Franz-Jung-Revue“ – am 14. November ist Premiere im Berliner „HAU Hebbel am Ufer (HAU2)“. Hanna Mittelstädt (Edition Nautilus) hat Jahre lang für die Realisierung der Revue gekämpft, die theatralische Auferstehung eines verrückten Revolutionärs (1888-1963) betrieben, der ständig und wagemutig auf der Suche war, allemal nach dem Motto: „Mehr Tempo!, Mehr Glück! Mehr Macht!“. Nun ist all das auf dem Weg, die Proben beginnen. Die Musik für die Revue spielen „Die Sterne“. Das Textbuch haben, unter Verwendung der Texte Franz Jungs, Annett Gröschner und die Regisseurin Rosmarie Vogtenhuber geschrieben. Am Konzept ist auch Bühnenbildnerin Constanze Fischbeck beteiligt. Schauspieler auf der Bühne sind Robert Stadlober und Wolfgang Krause Zwieback. Im filmischen Teil der Inszenierung spielt Corinna Harfouch. Franz Jungs Sätze beleben die Bühne, provozieren Fragen. Wie genau, das erzählt Hanna Mittelstädt (Künstlerische Leitung) bis zur Premiere in der Blog-Praxis von Dr. Feelgood – als Impressionen vom „making of“.

 

Probe:
Wer…ist dieser Franz Jung? – jammten „Die Sterne“.

 

Diese Frage versuchten alle zu beantworten: die Schauspieler Robert Stadlober und Wolfgang Krause Zwieback, das Zentrum der Sterne: Frank Spilker, Thomas Wenzel und Christoph Leich, und natürlich die Regisseurin Rosmarie Vogtenhuber, die Bühnenausstatterin Constanze Fischbeck, die Kostümbildnerin Katja Schmidt, die hier gerade die Ideensammlung für die Kostüme erklärt.

Auf der Seite von Katjas erster Ideensammlung auch die Skizze eines echten Torpedokäfers!

Natürlich fanden alle nach drei langen kollektiven Probentagen nur ein Labyrinth von Antworten, die letzlich, auf Karteikarten notiert, auf der Probebühne herumlagen:

 

Wolfgang Krause Zwieback präsentierte seine Annäherung als Eigen-Art:

 

 

Nach einer studentischen Jugend mit vielen Ausreißern, Krieg, Gefängnis, Revolution, dem Versteck im Misthaufen während des Aufstands im Mansfeldischen, der Arbeit im nachrevolutionären Russland, nach einem weiteren Krieg, dem Exil in den USA, bleiben von Franz Jung am Ende 6.000 Seiten Geschriebenes, versammelt in einer Werkausgabe von 14 Bänden.


Wer … ist dieser Franz Jung?, wollte auch Eva Marcu (s.u.) beantworten, auch sie, eine Zeitgenossin Jungs, die ihn im Exil in New York traf. Er schlug vor, sie zu heiraten und schenkte ihr eine chinesische Vase, die ihr gut gefiel, aber warum sollte sie, deren Schicksal die Nazis im Vernichtungslager beendet hätten, wenn sie ihnen nicht entkommen wäre, warum sollte sie nach der schwierigen Ehe mit Valeriu Marcu diesen verarmten Emigranten Franz Jung heiraten? Auch für Eva Marcu war nach der Lektüre seiner Autobiographie (1961) nur eine Annäherung an die Person möglich, jedoch voller Respekt und Liebe und einer großen Gemeinsamkeit des Erlebenshorizonts, die Corinna Harfouch für uns Heutige in eine Filmsequenz übersetzt:

„Nur noch eins: Man kann wohl ruhig sagen, dass Menschen nicht ungleicher sein können als Sie + ich. Aber etwas war so speziell ›meine Sache‹ in Ihrem Buch, nämlich das wilde Bemühen + die ständige Erfolglosigkeit, dass dieser Erfolg, ich meine ein solches Buch zu schreiben, mir etwas, etwas Hoffnung gemacht hat, dass man, wenn man nur überlebt, vielleicht doch noch etwas fertigbringen kann. …“

 

Frank Spilker – Musiker, Schriftsteller, Ostwestfale – sagt es aktuell anders, lakonisch und knapp: „Franz Jung ist einer der wachesten Beobachter seiner Zeit, sowohl im politischen, als auch im privaten Bereich. Wenn so jemand trotzdem unter die Räder geraten kann, können wir das alle.
Bis zur Premiere laufen jetzt die Proben auf verschiedenen Probebühnen. Die Karten kann man bereits auf der Seite des Theaters Hebbel am Ufer HAU bestellen, es empfiehlt sich, es bald zu tun!

Wir sehen uns!

HM

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