Im November war’s. Neulich also. Im Hebbel am Ufer (HAU 2). Da war endlich wieder mal die Rede von ihm, eine komplette „Revolutions-Revue“ hatte Hanna Mittelstädt (Edition Nautilus) ihm gewidmet: Franz Jung (1888 -1963). Und Corinna Harfouch, Wolfgang Krause Zwieback, Robert Stadlober, auch „Die Sterne“ machten ihn hör- und sichtbar. Den alten Franz Jung, den Abenteurer und Revolutionär, den Speedking: „Mehr Tempo!, Mehr Glück! Mehr Macht!“. Die Vorstellungen allesamt ausverkauft. Das Publikum saß auf den Treppenstufen. Doch dann war plötzlich Schluß. Basta! Einige wenige Vorstellungen und nun ist es wieder allzu still um Franz Jung.
Still? Von wegen. Wenn es auch nicht auf der ganz großen Bühne ist, so geht uns der alte Glücksucher doch nicht verloren. Der Schauspieler und Autor Holger Franke (dessen Stimme ich mir immer wieder nur allzugern für meine Radiosendungen ausleihe) hat sich inspirieren lassen und liest heute abend in der Berliner Galerie „Kungerkiez“ (Treptow) aus der Biographie des verwegenen Anarchisten Franz Jung: „Der Weg nach unten“.
Jeden Monat stellt Holger in der Reihe „Auf Wiederlesen“ Texte von AutorInnen vor, die er „menschlich, literarisch und politisch aufregend und wichtig findet“. Und jetzt eben auch Franz Jung auf dessen Weg nach unten. Gerade zur rechten Zeit. Denn diese Un-Zeit braucht aufrechte Haltung. Ein radikales NEIN. Franz Jung steht genau dafür.