vonDetlef Berentzen 07.02.2019

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

Es war kalt. Nicht so ganz, aber irgendwie doch Winter. Und es war Nacht. Da kam er. Wieder mal.  Hut, Schal, Mantel und den Mond unterm Arm.  Fellini eben. Im Schlepptau noch den jungen Roberto, egal, der Mond hat eine Stimme, brummte Federico. Nicht nur in Rimini oder Rom, sondern auch in Schöneberg. Das wüsste ich aber, lachte ich, ging zum Grammophon und legte irgendwas von Verdi auf.

Draußen fuhr gerade einer dieser vielen Ozeandampfer vorbei, die Passagiere winkten uns fröhlich zu und die Clowns hießen alle Marcello. Nur der Mond war nicht zu sehen, aber den hatte ja Fellini unter’m Arm. Und der große Bleiche fühlte sich da ganz wohl, glaube ich. Er leuchtete, flackerte mitunter, grinste mich an und bewegte seine roten Lippen. Aber ich verstand nicht.  Oh, was hätte ich drum gegeben, wenn ich verstanden hätte, was der Erleuchtete da sagte. Aber da war der Lärm der Passagiere und irgendein Irrer saß vor dem Fenster im Baum und schrie sich die Seele aus dem Leib.

Also tranken wir erst einmal einen kleinen Roten (oder zwei), Roberto verkleidete sich als Priester und Federico reichte mir den Zettel, auf dem der Mond gerade ein paar Zeilen notiert hatte, um seine Stimme zu schonen: „Wenn wir alle nur ein bisschen stiller wären: Vielleicht könnten wir dann etwas verstehen.“ Später kam dann noch der vollkommen zugedröhnte Casanova vorbei. Mit TC Boyle im Arm. Aber das ist eine andere Geschichte.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2019/02/07/la-voce-della-luna/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert