vonDetlef Berentzen 16.06.2019

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Die Menschen hatten Handys. Sie fotografierten sich. Sie hatten zu tun. Unentwegt.
(Sibylle Berg: “GRM- Brainfuck”, KiWi, Köln 2019)

 

Irgendetwas braucht Hermann, was mehr ist als dies schlaflose Geraune der Gestrigen, als der tägliche Hirsebrei, in dem sich die alternativlosen Mindfucker begeistert wälzen. Hermann braucht ein Anderes, etwas, das am Horizont verwegen leuchtet, nichts Großes, also das Weite suchen und auf keinen Fall dabei langweilig werden, das verzeihen sie dir nicht, die dauerfröhlichen Influencer, bloß kein Jammern, keine Träne, ach, und doch so viele auf der Flucht, nicht doch, verstopf dir die Ohren, kein Schrei, der dich trifft, lieber einen digitalen Schnitt quer über die Stirn, warmes Blut muss tropfen, bevor die Selbstoptimierten vor ihren Kameras erfrieren. Wie war das noch: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar! Und verbrennt doch unerkannt in den Aborten der Immergleichen. Come as you are!

Derweil dreht sich alles, push your brain, dann und wann zumindest, schau, ein weisser Elefant, nichts ist ehern, nichts notwendig, nichts bleibt, also Nietzsche: Why don’t you kill me? Und Habermas wird 90: Scheinriesen, Scheinrevolutionäre und kein Ende. Hermann lacht. Er lebt gern mit all den Losern, träumt sie, Nacht für Nacht, lässt sie atmen, gibt sie nicht auf. Nur morgens, wenn die Gletscher am Mont Kaputt wieder zu schmelzen beginnen und gelabelte Future-Kids stoned in die vergilbten U-Bahnen stürzen, da braucht er einen verdammt starken Kaffee. Und will, Guten Tag!, endlich sein Leben zurück.

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