vonCaro 11.09.2008

Fotoblog Streetart

Geklebtes, Geschriebenes, Gesprühtes – es gibt Vieles, was die Straßen der Stadt erobert. Hier gibt es Fotos davon zu sehen.

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Luxus für alle – und zwar umsonst“ wurde gestern abend lautstark von den Gegener_innen des O2-Worlds skandiert. „Aus dem Weg Kapitalisten“ ist auf dem einen Transparent zu lesen. Im Hintergrund steht reihenweise die Polizei, die das hübsche neue Verantsaltungshaus an der Mühlenstraße beschützt (und im Übrigen für diesen Zweck weiträumig das öffentliche Straßenland abgesperrt, sowie die Route der angemeldeten Demonstration eingeschränkt hat: Brücken, Mühlenstraße,…). Die Demonstration vom Kottbusser Tor zur Mühlenstraße zählte übrigens locker über 1000 Teilnehmer_innen, entgegen einiger Medienangaben. Als Augenzeugin kann ich von völlig übertriebenem Verhalten seitens der Polizei berichten: einmal abgesehen von der „Schutzkleidung“ der behelmten Polizei, waren Hunde vor der Halle postiert und es gab mindestens 11 Menschen die im Zusammenhang mit den Protesten festgehalten oder festgenommen worden sind (laut dem Ermittlungsausschuss (EA) sind sie alle gestern nacht wieder rausgekommen). Außerdem gab es einiges an Geschubse und Gerangel. Schöne freie Meinungsäußerung in der schönen neuen O2-World

Die Polizei hatte im Laufe des Abends auch ihre Bühneneinlage.

Die gute Nachricht ist, dass die Veranstaltung durch die Proteste etwa eine Stunde verspätet beginnen musste und das tolle Feuerwerk verkürzt wurde. Dieses Feuerwerk war übrigens meinem persönlichen Empfinden nach ganz besonders schrecklich: mega-megalaute Rammsteinmusik dazu und dann so leuchtende Sprüche auf der Fassade, wie „Gebaut für Kraft“ „Raum für Siege“ und am Ende dann „Weltereignis“. Ick gloob ick kotz gleich! „Our World is better than O2-World“ stand passenderweise auf einem der mitgebrachten Protesttransparente.

Außerdem hiermit die Ankündigung, dass das Streetart Fotoblog erst in drei Wochen wieder mit Beiträgen aufwartet…denn es fährt in den Urlaub. Aber, liebe_r Leser_in, Du kannst Dich in der Zwischenzeit schon auf internationalen Street Art bei der Rückkehr freuen.

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https://blogs.taz.de/streetart/2008/09/11/proteste_bei_o2-world-eroeffnung/

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kommentare

  • Unverständlich, wie hie mit den Chancen umgegangen wird die Berlin in den Schoss gelgt werde. Andernorts wäre mann froh über so ein Projekt…Image, Touristen, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Standortvorteile…alles das ist schlecht ? Nur weil ein paar „öff öffs“ in ihrem eigenen Mikrokosmos leben !

  • also wirklich, das dort arbeitsplätze geschaffen werden ist nun wirklich das dümmste „argument“ überhaupt…

  • Ich bin Berliner, Kreuzberg, lebe ca. 2 KM von der O2 World weg, war gestern NICHT da, weil ich ARBEITEN WOLLTE. Ich wäre aber GERNE DA GEWESEN, um zu FEIERN.

    Was MICH stört ist die Art und Weise, wie hier mit Investoren umgegangen wird. Investoren werden zu Feindbildern erklärt, die Zitty hatte letztens darüber berichtet, sie sind das Grundübel des „bösen“ Kapitalismus. Kreuzberg kann sich daher nicht mehr toleranz, bunt oder vielfältig nennen, denn damit zeigt Kreuzberg, dass nur IHRE WELT richtig und jede ANDERE WELT abgerissen, attackiert und angegriffen wird. DAS ist Faschismus!

  • @kein berliner: an dem bürgervotum „mediaspree“ waren kreuzberger(ehemals west) und friedrichshainer (ost) zum abstimmen aufgerufen. wie war noch gleich das ergebnis „volkes wille“?

  • at Kein Berliner:

    lass uns doch auf eine inhaltsvollere Ebene kommen….

    http://ms-versenken.org/index.php?option=com_content&view=article&id=72&Itemid=37

    Hier findest Du unter dem Titel „Hallo Friedrichshain-Kreuzberg“ die Infobroschüre, die von der Initiative „Mediaspree Versenken“ zum Bürgerentscheid herausgebracht wurde und heruntergeladen werden kann. In dieser Broschüre befinden sich spannende Informationen bezüglich der Umsetzung der ganzen versprochenen Arbeitsplätze – erschreckende Zahlen. Wie ich dem vor einer Weile entnommen hatte, haben die meisten Menschen keinen festen Arbeitsvertrag, durch die Selbstständigkeit der Mitarbeiter entfallen die Sozialversicherungskosten für sie. Ganz abgesehen davon, dass eh nur ein Bruchteil der versprochenen Arbeitsplätze bei O2 geschaffen wurden.

    Neben dem Kommerzaspekt solcher Bauvorhaben wie dem „Mediaspree“-Projekt, den mensch so oder so einschätzen kann, ist die lange zusammenhängende Fläche Grün entlang der Spree am geplanten kilometerlangen Abschnitt eine wichtige Naturreserve für frische Luft, die die ganze Stadtathmosphäre beeinflusst. Wenn ich mir, als Radfahrerin, so vorstelle wie es wäre noch mehr Abgase einzuatmen…

    Mir ist beim Durchsurfen der Presse heute aufgefallen, dass insgesamt wenig bis gar nicht auf die Gründe des Protests gegen die O2-Welt eingegangen wurde. Es gibt mannigfaltige Positionen aus denen heraus das Projekt Mediaspree abgelehnt wird und ein Teil davon kann auf der Internetseite der Initiative Mediaspree-Versenken (www.ms-versenken.org) nachvollzogen werden.

    Viel Spass beim Lesen!

    und wenn Du doch mal irgendwann in Berlin bist, vielleicht hast Du ja Gelegenheit, Dich zur Oberbaumbrücke zu begeben. Dort erfreue Dich am Ausblick, vielleicht verstehst Du dann die instinktiv wirkende Ablehnung des O2-Klotz 😉

    Grüße von Caro.

  • Naja, dass so eine Arena Arbeitsplätze schafft, Besucher in die Stadt lockt und damit letztendlich Geld in die leeren Kassen der Stadt Berlin spült, wird ja oft im Eifer des Gefechts übersehen. Aber gut, dann wohl lieber arm, aber sexy als reich und schön…

  • @ kein berliner
    ja, die Berliner ham imma wat zu meckern, vor allem wenn es um total sinnlose Bauvorhaben geht, die ihnen ihre Spazierwege wegnehmen und den reinen Kommerz vorantreiben in ihrer so geliebten bunten Stadt, die ja so „arm, aber sexy“ is. Zum Glück is aber immer genug Geld da, um Protestierer_innen durch teure Polizeeinsätze in Schach zu halten. So sieht’s ma aus in Berlin!

  • …“das Streetart Fotoblog erst in drei Wochen wieder mit Beiträgen aufwartet“

    Dann werde ich mich bis dahin gedulden, und freue mich auf neue Bilder und Blogeinträge, pünktlich zu meinem Studiumbeginn 🙂

  • Komisch, jede andere Stadt hätte sich über so eine Investition gefreut, aber die Berliner haben ja immer was zu meckern, wa?!

  • also ich als augenzeugin will hier der bloqautorin danken, die veranstaltung gestern aus dieser sicht zu präsentieren!!!

    abgesehen von der fragwürdigkeit überhaupt solche orte zu bauen –hätte man nicht lieber ein o2-schwimmbad für die vernachlässigten kinder und jugend bauen können??– möchte ich hier beisteuern, dass ich ähnliche empfindungen hatte zum (lächerlichen) feuerwerk: die „musik“ war so laut, dass man sie sicher bis spandau gehört hat, wildschweine in zehlendorf waren wegen plötzlichem hörsturz in die notaufnahme gekommen…
    …meine assoziation war nazi-propaghanda-filme und gewalt-missbrauch durch größenwahnsinnige aktionen: ob nachbarn, schlafende kinder, anwohner,…durch den licht- und lärmaufwand belästigt wurden, scheint weder klaus wohlbereit (berlin-verräter!) noch die veranstalter gedanklich beschäftigt zu haben.

    ich möchte auch den festbesuchern danken, die mit anderen meinungen auf die bühne gegangen sind, die mit anderen meinungen auf den strassen standen und sich der extrem aggressiv gekleideten polizei bereit waren zu stellen.
    ohne diese berlinerInnen wäre die veranstaltung noch unerträglicher gewesen!

    UND DANKE O2 FÜR DIE STEUERGELDER, DIE DAS ÜBERTRIEBENE POLIZEIAUFGEBOT UNS GEKOSTET HAT
    UM DIESE BELEIDIGUNG DER ARCHITEKTURKUNST (damit meine ich die 02-Halle!) ZU BESCHÜTZEN!!!!!!
    berlin dankt von ganzem herzen, denn haushaltsgelder für WIRKLICH WICHTIGE DINGE braucht diese stadt ja seit jahren nicht mehr …. hauptsache allet is schön glas und groß.

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