vonCaro 16.12.2019

Fotoblog Streetart

Geklebtes, Geschriebenes, Gesprühtes – es gibt Vieles, was die Straßen der Stadt erobert. Hier gibt es Fotos davon zu sehen.

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(Foto: T.)

Freiheit braucht Freiraum”. Das hatte jemand in großen Lettern auf die Betonbank gesprüht und damit wunderbar zusammengefasst, dass die Brache an der Braunschweiger Str. 21/Ecke Niemetzstraße in Berlin-Neukölln zeitweise genau ein solcher Ort der Freiheit, des gelebten Freiraums, war. Und symbolisch steht, bzw. stand, besagte Betonbank dafür. Am Freitag, den 13.12.2019 haben zwei Künstlerinnen die Betonbank abgerissen. Hier folgend eine Dokumentation dieses Tages und der Aktion.

Welche Brache? Wofür ist die Betonbank Symbol? Hier in meinem Blogpost von Juni 2019 kann der*die geneigte Leser*in die Geschichte der umkämpften Brache nachlesen. Ende Juni 2019 wurde das Gelände geräumt. Seitdem ist es blickdicht eingezäunt. Nach kürzlich veröffentlichten taz-Recherchen steht das Grundstück nun in einem 100-Mio-schweren Immobilienpaket (das u.a. das Grundstück des Hausprojekts “Köpi” beinhaltet) zum Verkauf.

(Foto: T.)

“Bereits seit Ende April 2019 diesen Jahres haben Nachbar*innen die Brachfläche Stück für Stück in einen sozialen Treffpunkt und Nachbarschaftsgarten umgewandelt und die Initiative DaWoEdekaMaWa gegründet. (…) Einzig das als Sitzbank konzipierte Betonmonument, das die neu entstandene Brache markieren und politisch aktivieren sollte, überlebte die gewaltvolle Räumung. Doch auch diesem droht diesen Freitag der Abriss.”

Sämtliche Zitate in diesem Artikel sind der Pressemitteilung zum Abriss der Bank entnommen.

… die beiden Künstlerinnen haben die Investition in Betongold auf ihre Art und Weise interpretiert und im April 2019 die zwei Tonnen Betonbank dorthin gegossen. Sie lud zum Verweilen und Picknicken ein und war die erste sichtbare Form der Aneignung des Ortes durch die Anwohner*innen.

“(Durch den Abriss des Betonmonuments durch den Eigentümer soll) Der Nachbarschaftsprotest der letzten Monate (soll) dadurch endgültig unkenntlich gemacht und kriminalisiert werden, um potentiellen Käufer*innen eine risikofreie Profitmaximierung zu garantieren. (…) Eigentümerin der Fläche ist die Myn 3. Vermögensverwaltung GmbH mit Siegfried Nehls als Geschäftsführer. Sie gehört zum Firmennetz der Sanus AG mit ebenfalls Siegfried Nehls als Gründer und Vorstandsmitglied. 2013 wurde das Grundstück der Braunschweigerstraße 21 für 1,625 Mio. € von der luxemburgischen Property Trust Berlin 1 Sarl an die Sedlmayr Investa Immobilien GmbH verkauft. 2017 erwarb es dann die Myn 3. Vermögensverwaltung GmbH für 9,1 Mio. €. Das entspricht einer irrwitzigen Wertsteigerung von 560 % innerhalb von vier Jahren.”

(Foto: T.)

Das Grundstück ist ja leider nicht das einzige Immobilienspekulationsobjekt im Kiez in Rixdorf… wie auf diesem Flyer nachzulesen ist.

Die Künstlerinnen haben nun also lieber selbst ihr Monument zerstört, als es dem Eigentümer zu überlassen.

(Foto: T.)

Morgens um 10 Uhr ging es am 13.12.2019 mit dem Abriss der Betonbank los.

(Foto: T.)

Die äußere Hülle war extrem gut durchgehärtet und wohl eine harte Nuss zu knacken…

(Foto: T.)

Aber mit Geduld, Kraft und Maschinen,… war bald ein Durchbruch geschafft.

(Foto: T.)

Nachbar*innen sind der Einladung gefolgt…

…haben tatkräftig mitgeholfen… und auch Suppe und Tee vorbeigebracht.

Und Stück für Stück verschwand die Betonbank…

…im Schutt-Container…

… aber manche Stücke sind der Nachwelt erhalten geblieben…

um mit diesen Betonsteinen in Zukunft neue Freiräume bauen zu können!

Das ist meine Investition in die Zukunft 🙂.

Und hier noch ein paar weitere Eindrücke des Tages…

Hier sind die kläglichen Überreste des geräumten Gartens zu sehen.

Mein Lieblingsgraffiti vor Ort konnte ich mir mal wieder in voller Pracht anschauen!

(Foto: T.)

Seitdem der Zaun da steht konnte ich nämlich immer nur reinschmulen…

Fotos: Die namentlich gekennzeichneten wurden mir netterweise von T. überlassen (Danke!), die anderen Fotos sind von mir.

Sämtliche Zitate in diesem Artikel sind der Pressemitteilung zum Abriss der Bank entnommen.

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https://blogs.taz.de/streetart/2019/12/16/freiheit-braucht-freiraum/

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