Dieser Artikel entstand zusammen mit Peter Nowak, der ihn parallel in seinem Blog beim Freitag veröffentlicht.
Im lead eines als „Essay“ bezeichneten Textes von Frank Jansen auf der Webseite des Tagesspiegel von Samstag1 heißt es: „Nach der Festnahme von Daniela Klette sind sie wie aus der Versenkung wieder da: die Sympathisanten der RAF. Am Samstag wollen sie in Berlin demonstrieren. Was treibt sie an?“
Ganz abgesehen von der Frage, ob Jansens These („wieder da: die Sympathisanten der RAF“) zutrifft, zeigt Jansen vor allem sein (vielleicht nur gespieltes?) Unverständnis für seinen Gegenstand: Die etwas radikalere (heutige) Linke und die RAF von anno dunnemals. – Die Frage („Was treibt sie an?“), die zu beantworten im Artikel-lead suggeriert wird, bleibt jedenfalls weitgehend unbeantwortet.
Statt dessen speist Jansen seine LeserInnen mit angeblich ‚Offensichtlichem‘ ab: „Das zentrale Motiv [dafür, daß „die Sympathisanten keine Ruhe“ geben] ist offenkundig der ewige Hass der Szene auf den Staat. Er gilt als faschistoider Handlanger des ebenso verabscheuten Kapitalismus.“
Jansen findet es nicht nur falsch (was ihm unbenommen und von TSP-JournalistInnen auch zu erwarten ist), die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse und den zu deren Reproduktion beitragenden Staat grundlegend abzulehnen und Helmut Schmidt / Karl Poppers „piecemeal social engineering“ für untauglich zu halten, um grundlegende Änderungen zu erreichen. – Ihm scheint vielmehr auch jede intellektuelle Einsicht in Existenz und Begründung der von ihm abgelehnten Haltung zu fehlen.
Jansen scheint zu meinen, damit, daß er von
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„ewige[m] Hass der Szene auf den Staat“
und
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einer Auffassung, die den Staat als „faschistoide[n] Handlanger des […] verabscheuten Kapitalismus“ betrachtet,
spricht, sei schon irgendetwas an „Sympathie“ für die RAF kritisiert oder auch nur erklärt.
„Hass“ auf Staat und Kapital – was spricht eigentlich dagegen, Frank Jansen?
Eine blumige Ausdrucksweise („Hass“, „Handlanger“, „verabscheuten“) ist noch keine Kritik. Was ist denn Jansens Argument gegen die Auffassung, daß der bestehende Staat der kapitalistischen Produktionsweise nützlich sei / zu deren Reproduktion beitrage? Was ist Jansens Argument gegen die These, daß die Übergänge zwischen bürgerlicher Demokratie, Rechtspopulismus und Faschismus fließend sind und daß sich dieser fließende Charakter vor allem in den staatlichen Gewaltapparaten zeige?
Sind das nicht – letztlich – Binsenweisheiten, von denen die letztere manchmal sogar im Tagesspiegel zu lesen ist und die erstere im Stabilitätsgesetz der Bundesrepublik Deutschland („Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.“) und im Vertrag über die Europäische Union („Die Union […] wirkt [..] auf […] eine in hohem Maße wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft […] hin.“) höchst offiziell verankert ist?
Hier und heute fehlt nicht nur bei Tagesspiegel-JournalistInnen das Wissen, daß es Staaten gibt, weil es gesellschaftliche Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gibt und um diese möglichst optimal am Laufen zu halten – ein Wissen, das zumindest ansatzweise in Bezug auf den Zusammenhang von Klassenverhältnissen und Staat in der frühen Arbeiter*innenbewegung noch vorhanden war. In den 1970er Jahren gab es immerhin noch – wenn auch nicht auf der Grundlage einer marxistischen Staatsanalyse – Linksliberale und andere antifaschistische DemokratInnen, die zwar nicht den bewaffneten Kampf unterstützten, aber beispielsweise im Russell-Tribunal dafür eintraten, den repressiven Staatsorganen – nicht nur in Bezug auf die Isolationshaft-Bedingungen der Gefangenen aus der RAF, sondern auch in Bezug auf den Radikalenerlaß und andere Eingriffe in die Meinungsäußerungs- und Parteien- und Vereinigungsfreiheit – Grenzen zu setzen. Der BRD wurde noch nicht abgenommen, zur „freiheitlichen“ Super-Lernerin aus dem NS und zur Menschenrechts-Weltmeisterin geworden zu sein.
Heute ist Frank Jansen, nicht einmal klar, „Warum […] Linksextremisten bei Indymedia Fotos von Polizeitransportern und Nummernschildern der Spezialeinsatzkommandos [veröffentlichen], um die Suche nach Garweg und Staub zu sabotieren“. Sollte es nicht – nicht nur für Linksradikale und RevolutionärInnen, sondern generell – für Linke eine Selbstverständlichkeit sein, andere Linke lieber in Freiheit als im Knast zu sehen?
Wäre es nicht viel eher eine Frage wert, warum die repressiven Staatsapparate keine Ruhe geben und mehr als 25 Jahre nach der Auflösung der RAF eine Fahndung, die an die 1970er Jahre erinnert, inszenieren? Wegen ein paar Banküberfällen, die Ex-RAF-Mitgliedern zugeordnet werden? Oder aus Gründen der Geschichtspolitik?
Die politisch-historische Bedeutung der RAF
Die RAF hatte – erfreulicherweise – eine Einsicht, die auch die meisten, die sich heute für linksradikal halten (und erst recht die meisten von denen, die Frank Jansen und die Ämter für Verfassungsschutz für „linksextrem“ halten), nicht (mehr) haben:
„Die ‚Revolutionären Übergangsforderungen‘, die die proletarischen Organisationen landauf, landab aufgestellt haben, wie Kampf der Intensivierung der Ausbeutung, Verkürzung der Arbeitszeit, gegen die Vergeudung von gesellschaftlichem Reichtum, gleicher Lohn für Männer und Frauen und ausländische Arbeiter, gegen Akkordhetze etc., diese Übergangsforderungen sind nichts als gewerkschaftlicher Ökonomismus, solange nicht gleichzeitig die Frage beantwortet wird, wie der politische, militärische und propagandistische Druck zu brechen sein wird, der sich schon diesen Forderungen aggressiv in den Weg stellen wird, wenn sie in massenhaften Klassenkämpfen erhoben werden. Dann aber – wenn es bei ihnen bleibt, sind sie nur noch ökonomischer Dreck, weil es sich um sie nicht lohnt, den revolutionären Kampf aufzunehmen und zum Sieg zu führen“ (Konzept Stadtguerilla [April 1971]2).
„Das Schicksal der Black Panther Partei und das Schicksal der Gauche Proletarienne dürfte auf jener Fehleinschätzung basieren, die den tatsächlichen Widerspruch zwischen Verfassung und Verfassungswirklichkeit und dessen Verschärfung, wenn Widerstand organisiert in Erscheinung tritt, nicht realisiert. Die nicht realisiert, daß sich die Bedingungen der Legalität durch aktiven Widerstand notwendigerweise verändern und daß es deshalb notwendig ist, die Legalität gleichzeitig für den politischen Kampf und für die Organisierung von Illegalität auszunutzen und daß es falsch ist, auf die Illegalisierung als Schicksalsschlag durch das System zu warten, weil Illegalisierung dann gleich Zerschlagung ist und das dann die Rechnung ist, die aufgeht.“ (ebd., S. 25 bzw. 48; Hyperlinks im Zitat hinzugefügt)
Damit stand die RAF mit Che Guevara in der Linie einer globalen Linke, die mit den Volksfrontstrategien der traditionellen Kommunistischen Parteien brach und damit einen praktischen Antistalinismus vertrat, den die Stadtguerilla-Gruppen aber theoretisch oft nicht ausformulierten (teilweise sogar mit Berufung auf Stalin chamouflierten – eine Widersprüchlichkeit, die ein Teil der bewaffneten Gruppen vom Maoismus, den sie zumindest teilweise rezipierten, erbten). Die politisch-historische Bedeutung der RAF und der anderen (westeuropäischen) Stadtguerilla-Gruppen lag – diesseits ihrer Fehler und Fehlorientierungen, die im Falle der RAF schon früh begannen3, sowie ihres schließlichen Scheiterns – unseres Erachtens also darin, einige in Westeuropa – unter einem Wust von sozialdemokratischer und (post)stalinistischer Volks(staats)4– und Menschheits-Rhetorik verschütteten5 – grundlegende Thesen des Marxismus wieder in Erinnerung gerufen zu haben6:
„Die Einheit […] der Gegensätze ist bedingt, zeitweilig, vergänglich, relativ. Der Kampf der einander ausschließenden Gegensätze ist absolut, wie die Entwicklung, die Bewegung absolut ist.“ (LW 38, 339)
Der „Kampf der Klassen [… ist]“ – oder besser gesagt: die gesellschaftlichen Widersprüche sind – „die Triebfeder der Ereignisse“ (LW 21, 47)
„Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht.“ (MEGA II.5., 601; II.10, 674; MEW 23, 779)
„die Arbeiterklasse kann nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eignen Zwecke in Bewegung setzen.“ Es gilt vielmehr, „das Werkzeug dieser Klassenherrschaft – den Staat –, diese zentralisierte und organisierte Regierungsgewalt zu zerbrechen, der sich anmaßt, Herr statt Diener der Gesellschaft zu sein.“ (MEW 17, 336, 552)
Angesichts des Zusammenbruchs des ‚Real‘sozialismus um 1989 herum und des anschließenden Niedergangs auch der westeuropäischen Stadtguerilla-Gruppen sind diese Thesen nun erneut verschüttet – und die RAF selbst hat mit ihren Texten der 1990er Jahre7 mehr als nur eine Schaufel Erde auf diese Thesen geschüttet. Die heutigen „Linksradikalen“ sind kaum mehr als Linksliberale mit großer Klappe.8
Als Kontrast zu diesen theoretischen, politischen und organisatorischen Niedergangs-Prozessen sollte es unseres Erachtens heute nicht in erster Linie darum gehen, selbst-viktimisierend „Menschenjagd“ zu kritisieren, sondern vor allem darum, linke Geschichte zu verteidigen, was nicht bedeutet, die Theorie und Praxis der RAF und anderer bewaffneter Gruppen zu glorifizieren und von Kritik freizusprechen (wie wir in früheren Texten bereits bewiesen haben). Denn eine Verteidigung linker Geschichte kann nicht erfolgen, ohne zugleich deren schweren Fehler, wie die Unterschätzung des Antisemitismus im postfaschistischen Deutschland und auf globaler Ebene sowie die Verteidigung und Verfechtung eines regressiven Antizionismus, zu kritisieren und zu überwinden.
Jansens Unverständnis gegenüber linker Theoriebildung und unterschiedliche Strömungen und Phase link(sradikal)er und revolutionärer Politik
Wenn sich Frank Jansen über Sätze, wie dem folgenden:
„Für uns spielt es keine Rolle, ob sie es getan haben oder nicht, aber wir sind solidarisch mit diesen Aktionen und den dafür angeklagten Menschen. (…) Jede Aktion gegen die Gefängnisgesellschaft ist eine Aktion, die unterstützt werden muss.“
mokiert, dann zeigt dies in erster Linie, daß ihm jedes Verständnis für die unterschiedlichen Phasen der Theoriebildung der RAF (dies sind: ein spontaneiistischer Anfang; eine kurze marxistische Phase 1971 und Anfang 1972; eine lange antiimperialistische Phase, die sich ihrerseits in die Zeit bis und ab 1977 unterteilen läßt, sowie die Niedergangsphase ab 1992) und die unterschiedlichen revolutionären und linksradikalen Strömungen fehlt:
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Eine anarchistische – von einer linksliberalen schwer zu unterscheidende – Kritik der „Gefängnisgesellschaft“ hat nicht Spezifisches mit der RAF zu tun (vielleicht mit der Erklärung zur Befreiung von Baader9, aber doch nichts mit allem Späteren – erst Marxistischem, dann Antiimperialistischem – der RAF).
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Und die Zerstörung der damals (1993) noch im Bau befindlichen Justizvollzugsanstalt Weiterstadt10 war keine typische RAF-Aktion, sondern ungefähr der Anfang vom Ende. (Kritik an ihrer seit April 1992 propagierten sog. „neuen Politik“ schmetterte die RAF in ihrer Erklärung zu Weiterstadt mit den Worten, „Scheindiskussionen um revolutionär/reformistisch sind ohne jeden Gebrauchswert für die Neubestimmung revolutionärer Politik“11, ab.) –
Zwar stellen die Neo-ML-Gruppen, von denen einige in letzter Zeit aus dem Boden sprossen, vielleicht einen Gegenpol zu diesem linksliberal/anarchistischen Moralismus + Verbalradikalismus dar, aber auch sie knüpfen theoretisch nicht an die kurze marxistische Phase RAF an (geschweige denn, daß sie sie zu einer intersektionalen Perspektive weiterentwickeln würden). Vielmehr wiederbeleben die Neo-ML-Gruppen die lange antiimperialistische Phase der RAF – aber ohne deren militärischen Fähigkeiten – wieder. Even worse.
Wir müssen leider feststellen: Frank Jansen schreibt gegen Windmühlen; aber die Verkörperungen Jansens Feindbild sitzen auf Don Quichotes Rosinante12… – Die Geschichte scheint sich manchmal tatsächlich als Farce zu wiederholen13…
Ein Radikalismus, der nicht ein Radikalismus der großen Klappe ist, müßte Ursachen, Mechanismen und wirksame Gegenmittel benennen – und dann hätte die Frank Jansens dieser Welt vielleicht auch berechtigten Grund, sich vor einer ‚neuen RAF‘ zu fürchten.
Eine Aufgabe für den Tagesspiegel
Nun wäre es naiv, von der kapitalistischen Presse zu erwarten, sie könne und wolle der Ort antikapitalistischer Strategiedebatten sein; sehr wohl kann und sollte aber von einer Zeitung, die sich als liberal versteht, erwartet werden, daß sie den Preis thematisiert, den der Rechtsstaat (im liberalen Sinne) zu zahlen hat, wenn der Rechtsstaat (im konservativen Sinn) mit dem starken Staat gleichgesetzt wird; wenn nicht die Grundrechts- und Gesetzesbindung der Staatsgewalt, sondern die Silbe „-staat“ im Wort „Rechtsstaat“ betont wird.
Frank Jansen zitiert dagegen aus einer Pressemitteilung der Roten Hilfe, es stehe zu befürchten, „dass auch in diesem neuerlichen RAF-Verfahren sämtliche rechtsstaatliche Standards außer Kraft gesetzt werden, um eine möglichst hohe Haftstrafe zu erreichen und Reuebekundungen zu erpressen“, und kommentiert dies folgendermaßen: „Solche Aussagen schaffen auf makabere Weise Klarheit, wie der RAF-Mythos funktioniert.“
Es ist also ein „RAF-Mythos“, daß in den 1970er Jahren ein umfangreiches Sonderstrafverfahrensrecht geschaffen wurde, das an den ebenfalls erst in den 1970er Jahren geschaffenen § 129a StGB über Terroristischen Vereinigungen und den § 129 StGB über – zunächst „staatsgefährlich“ und dann kriminell genannte – Vereinigungen, der schon im Deutschen Kaiserreich zur Verfolgung der SPD sowie während der Weimarer Republik sowie in den 50er und 60er Jahren der Bundesrepublik zur Verfolgung der KPD genutzt wurde, anknüpft… Ein Blick ins Bundesgesetzblatt der damaligen Zeit oder gängige Kommentare zur Strafprozessordnung würde Frank Jansen mit der Wirklichkeit bekannt machen…
Die Arbeit der Anwält*innen wurde massiv eingeschränkt, die Ausschlußmöglichkeiten der Angeklagten wurde erweitert, und mit der sog. Kollektivitäts-These, wonach die einzelnen Aktionen der RAF nicht nur vom jeweiligen Kommando, sondern von allen RAF-Mitgliedern geplant und gebilligt worden sein sollen, brauchte keine individuelle Tatbeteiligung mehr nachgewiesen werden. Vor allem aber wurden bis in die späten 1980er Jahre außerparlamentarische Linke, die gar nichts mit dem bewaffneten Kampf zu tun hatten, mit dem 129a-Parapgrahen kriminalisiert, wenn sie sich beispielsweise für bessere Haftbedingungen der Gefangenen einsetzten. Sie wurden schon damals mit dem Sympathisant*innenvorwurf selber kriminalisiert. Zwar kam es durchaus öfter am Ende zu Verfahrenseinstellungen – aber zur Ausforschung und Stigmatisierung der Szene genügt es allemal.
Helmut Schmidt bekannte später einmal, er sei froh gewesen, dass damals nicht genauer hingeguckt (er meinte: Justiz und Polizei nicht genauer auf die Finger geguckt) wurde. Es gibt also gute historische Gründe dafür, daß die Rote Hilfe davor warnt, auch gegen Daniela Klette könne kurzer Prozeß gemacht werden. Es stünde liberalen Journalist*innen daher gut zu Gesicht, wenn sie Distanz nicht nur zu bewaffneten Aktionen außerparlamentarischer Linker, sondern auch der Staatsgewalt halten würden. Jansen gehört nicht dazu.
P.S.:
Daß Jansen nicht dazu gehört (zu den liberalen Journalist*innen) zeigt sich auch an seinem Angriff auf den Kollegen Oliver Rast von der jungen Welt. Jansen bezeichnet ihn als „bekannte Figur im linksradikalen Widerstand mit militanter Fußnote“, weil er den Aufruf zu einer angemeldeten Demonstration linker Gruppen gegen die neue RAF-Fahndung am letzten Samstag im Internet gepostet hat. Jansen breitet ausführlich aus, dass Rast vor 15 Jahre im Zusammenhang mit einer linken militanten Aktion verurteilt wurde. Jansen dürfte bekannt sein, daß Rast seit mehreren Jahren Redakteur in der Tageszeitung junge Welt ist und sich dort auch mit politischer Repression befaßt, was Jansen allerdings nicht erwähnt. – Noch bedauerlicher als Jansens unkollegiale Rempelei ist allerdings, daß seinerzeit die Polizei eingriff, bevor die Bundeswehr-Fahrzeuge brannten.
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Lektüreempfehlungen:
RAF, Dem Volk dienen. Stadtguerilla und Klassenkampf14, in: https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF, S. 57 bzw. 112 – 73 bzw. 144.
Revolutionäre Zellen, 35-Stundenwoche – Sozialpartnerschaft – Linke – Klassenantagonismus; in: http://freilassung.de/div/texte/rz/zorn/Zorn42.htm.
„Widerstand ist möglich“. Die „Rote Zora“ über ihr Selbstverständnis, in: Emma 6/1984, 39 – 41; https://www.emma.de/lesesaal/45221#pages/pageId-00830531310e39fbb8a4d308cdb370574b33c04 = http://freilassung.de/div/texte/rz/zorn/Zorn50.htm.
Rote Zora, Mili’s Tanz auf dem Eis. Von Pirouetten, Schleifen, Einbrüchen, doppelten Saltos und dem Versuch, Boden unter die Füße zu kriegen; https://web.archive.org/web/20210214152244/http://tap2folge.blogsport.eu/files/2018/09/milli_s_tanz.pdf = http://freilassung.de/div/texte/rz/milis/milis1.htm.
Karl-Heinz Roth, Über die historische Bedeutung der RAF, in: Klaus Bittermann (Hg.), Die alte Straßenverkehrsordnung, [West]berlin, 19873, 175 – 198 (Nachdruck aus: ders. / Fritz Teufel, Klaut sie!, Tübingen, 1978/79).
Triple Oppression & bewaffneter Kampf hrsg. von der Broschürengruppe in Zusammenarbeit mit dem ASTA-FU sowie Frigga Haug, Wolfgang Fritz Haug, Wolf Dieter Narr, Uwe Wesel und Harald Wolf, Selbstverlag: Berlin, 1994, 212 Seiten; https://archive.org/details/tp_u_be_Ka_ab_S_108.
Broschüren-Gruppe, Staat, Gesellschaft, Totalität. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik der RAF, in: ak. analyse & kritik Nr. 368 vom 06.07.1994, S. 34 – 35; https://archive.org/details/ak_368_06-07-1994/ak_368_06-07-1994_S_34_f_dusu/.
1 Archivierung: https://archive.ph/7huu5.
2 https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF, S. 20 der digitalen bzw. S. 39 der gedruckten Seitenzählung; unsere Hervorhebung.
3 Spätestens mit der RAF-Erklärung zum Angriff des „Schwarzen September“ auf das israelische Team bei den Olympischen Spielen 1972 in München: „Israel vergießt Krokodilstränen. Es hat seine Sportler verheizt wie die Nazis die Juden – Brennmaterial für die imperialistische Ausrottungspolitik.“ (Die Aktion des Schwarzen September [Nov. 1972]; ebd. S. 87 bzw. 173)
4 Der Volksstaat hieß das – unter der Redaktion von Wilhelm Liebknecht, dem Vater von Karl Liebknecht, von 1860 bis 1876 erschienene – „Organ der sozial-demokratischen Arbeiterpartei und der internationalen Gewerksgenossenschaften“.
Stalin verstieg sich 1936 – auf VIII. Sowjetkongreß zu der These, „unsere Arbeiterklasse […] besitzt sie [die Produktionsmittel] gemeinsam mit dem ganzen Volke“. Eine Klasse „gemeinsam mit dem ganze Volke“ – wie kann das bitte sehr gehen? 1939 setzte Stalin hinzu: „Die Besonderheit der Sowjetgesellschaft der Gegenwart besteht […] darin, dass es in ihr keine antagonistischen, feindlichen Klassen mehr gibt; die Ausbeuterklassen sind liquidiert, und die Arbeiter, die Bauern und die Intelligenz, die die Sowjetgesellschaft bilden, leben und wirken auf der Grundlage freundschaftlicher Zusammenarbeit. […]. Auf dieser Grundlage entstanden auch die Verfassung der Sowjetunion, die im November 1936 angenommen worden ist, sowie die volle Demokratisierung der Wahlen zu den obersten Organen des Landes.“ Es gibt keine feindlichen Klassen mehr, aber es gibt einen Staat und Politische Justiz (die Moskauer Prozesse) – wie kann das bitte sehr gehen?! Angeblich deshalb, weil die Opposition aus „Spionen, Mördern und Schädlingen“ bestand.
5 „man [kann] die stalinsche Abweichung in ihren veränderten Formen […] als eine Form der posthumen Rache der II. Internationale ansehen, als ein Wiederhervortreten ihrer Haupttendenz. […] Diese Haupttendenz […] war ökonomistisch“ – eine ökonomistische Tendenz, „die sich manchmal unter dem nötigen Deckmantel grausam ‚humanistischer‘ Deklarationen verbrigt (‚Der Mensch, das wertvollste Kapital‘ und die – nichts als ein Stück Papier gebliebenen – Begründungen und Verfügung der Sowjetischen Verfassung von 1936.“ (Louis Althusser, Anmerkung zur „Kritik des Personenkults“, in: Horst Arenz / Joachim Bischoff / Urs Jaeggo [Hg.], Was ist revolutionärer Marxismus?, VSA: Westberlin, 1973, 95 – 109 [106, 107 f.])
6 Im Konzept Stadtguerilla kritisierte die RAF die „Volksfrontstrategie der alten Linken als Ostermarsch, Deutsche Friedensunion, Deutsche Volkszeitung, als irrationale Hoffnung auf den ‚großen Erdrutsch‘ bei irgendwelchen Wahlen, ihre parlamentarische Fixierung auf Strauß hier, Heinemann da“ (https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF, S. 18 bzw. 35; Hyperlink im Zitat hinzugefügt).
7 „es [muß und kann] im ‚Zusammen Kämpfen‘ um ein ganz anderes Rangehen gehen […], als es vorher lange gelaufen ist. Nämlich wegzukommen davon, in erster Linie darauf zu gucken, wer benutzt die gleichen Begriffe. Wer redet auch von Revolution und Umwälzung. Wer ist für und wer ist gegen revolutionäre Politik.“ (Wir wollen eine offene Diskussion… [Erklärung vom August 1992]; ebd., S. 219 bzw. 436)
8 So kritisierte dgs bereits 2011: „Weil auch der tCSD keine Begriffe von Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat hat, wird vermeinliche Radikalität über die Länge von Aufzählungen, das Pathos von Adjektiven und sich überschlagender Stimmen sowie die moralisierende Kritik böser Absichten und strategielose ‚sofort‘-Forderungen (‚Für die sofortige Abschaffung des heteronormativen Zweigeschlechtersystems!‘ [Autotrans]) ‚hergestellt‘. So wurde etwa in der Manier linksparteilicher und gewerkschaftlicher verkürzter Kapitalismus-Kritik gepoltert: ‚Seit dem Finanzcrash 08 ist die unkontrollierte Eigenmacht des globalen spekulativen Finanzmarktes nicht begrenzt worden. Die Politnasen machten bisher bloss heiße Luft und drohen uns nun die Schock Therapie weiterer Verelendung an, statt die Vorherrschaft der Finanzlobbys anzugehen.‘ (Redebeitrag von Ruth)“ (http://theoriealspraxis.blogsport.de/images/Worum_geht_es_dem_transgenialen_CSD_eigentlich.pdf, S. 1)
9 https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF, S. 13 bzw. 24 bis 14 bzw. 26.
10 Jansen stört sich an dem Satz, „Daniela Klette und ihre beiden Gefährten Burkhard Garweg und Ernst-Volker-Staub gehörten zur sogenannten dritten Generation der RAF und werden beschuldigt, an einen Knastneubau in Weiterstadt Sprengstoff platziert zu haben, der die Inhaftierung von Menschen dort um Jahre verzögerte“, aus einem Aufruf zu einer Demonstration, die am Samstag, dem Tag des Erscheinens von Jansens Artikel in Berlin-Kreuzberg stattfand.
11 https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF, S. 229 bzw. 457.
12 „‚Wozu die Ableitung des Sozialismus aus dem ökonomischen Zwange?‘ hören wir ihn [Berstein] sagen. ‚Wozu die Degradierung der Einsicht, des Rechtsbewußtseins, des Willens der Menschen?‘ (Vorwärts vom 26. März 1899). […]. Da sind wir glücklich bei dem Prinzip der Gerechtigkeit angelangt, bei diesem alten, seit Jahrtausenden von allen Weltverbesserern in Ermangelung sicherer geschichtlicher Beförderungsmittel gerittenen Renner, bei der klapprigen Rosinante, auf der alle Don Quichottes der Geschichte zur großen Weltreform hinausritten, um schließlich nichts andres heimzubringen als ein blaues Auge.“ (https://www.marxists.org/deutsch/archiv/luxemburg/1899/sozrefrev/kap2-2.htm)
13 „Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.“ (MEGA I/11, 96 – 189 [96 <Zeile 6 – 8>] = MEW 8, 111 – 207 [115])
14 Schon dies war widersprüchlich: Zwar der „Klassenkampf“ im Untertitel, aber das generell das „Volk“ im Titel.