Am tollsten fänden wir bei der taz es ja, wenn man eine Zeitung einfach machen könnte, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen. Aber leider ist so eine Zeitung echt ziemlich teuer: 24,3 Millionen Euro haben dafür im Jahr 2009 bezahlt. Allein unsere drei Druckereien wollten 4 Millionen Euro von uns. Die Spediteure und Zusteller, die die taz Nacht für Nacht zu unseren Abonnenten und zu den Kiosken transportieren, wollten 5,7 Millionen Euro. Noch teurer ist, was wir taz-Mitarbeiter selbst wollten: Für Gehälter, Löhne, Honorare und Sozialleistungen fielen 9,6 Millionen Euro an (dabei verdient man hier gar nicht so üppig, ein Redakteur kann mit gut 2.000 Euro brutto rechnen, das sind gut 1.400 Euro auf dem Konto). Außerdem haben wir auch noch neue Leser dazugewonnen (1,5 Millionen für unsere Werbung), die Produkte für den taz-Shop und das taz-Café eingekauft (670.000 Euro), unsere Investitionen refinanziert (475.000 Euro für Abschreibungen) und was da sonst noch so alles anfällt. Die genauen Zahlen und noch mehr Details stehen in unserem Geschäftsbericht auf Seite 9 (PDF). Hier eine etwas vereinfachte Übersicht:
Wenn taz-Produktion nun aber schon so viel Geld kostet, dann wäre es uns am liebsten, dieses Geld wäre einfach da. Etwa durch eine überraschende Erbschaft in vielfacher Millionenhöhe oder weil es durch einen unentdeckten Überweisungsfehler auf unserem Konto gelandet ist oder weil es vom Himmel gefallen ist, manchmal passieren ja die seltsamsten Sachen. Aber weil keiner dieser Fälle bisher eingetreten ist, müssen wir dieses Geld von woanders bekommen. Derzeit sind wir von folgenden Quellen finanziell abhängig:
Die stärkste finanzielle Abhängigkeit besteht zu unseren Lesern (im Schaubild grün markiert). 16,9 Millionen Euro haben uns im Jahr 2009 unsere Abonnenten überwiesen, 2,3 Millionen Euro hat uns der Verkauf einzelner Ausgaben an den Kiosken gebracht und 280.000 Euro haben wir durch den Verkauf unserer Texte in kostenpflichtigen Datenbanken eingenommen. 2,4 Millionen Euro haben wir durch Anzeigen verdient (der rote Bereich). Dann kam noch Geld rein durch den Verkauf der Le Monde diplomatique und ihrer Editionen und Atlanten (gelb markiert) sowie durch den taz-Shop, das das taz-Café und Sonstiges (blau).
Natürlich ist es ziemlich riskant, jedes Jahr erneut darauf zu setzen, dass andere Leute uns das Geld geben, das wir für die Produktion dieser Zeitung brauchen. Unsere Leser können zum Beispiel selbst bestimmen, ob sie für ihr Abo 22,90 Euro oder 35,90 Euro oder 43,90 Euro zahlen wollen. Etwa ein Viertel der Leser zahlt freiwillig den Höchstpreis. Wenn die alle auf den niedrigsten Preis umstellen, sind wir ruiniert. Wir sind also von der Gunst unserer Abonnenten abhängig. Anders gesagt: Wir sind käuflich. Deutlich weniger ist unsere Budgetplanung von den Anzeigenkunden abhängig, aber dennoch kommen auch sie immerhin für knapp 10 Prozent unserer Ausgaben auf.
Könnte die taz auf Werbung vollständig verzichten?
Oh ja. Die taz würde das – anders als viele Zeitungen – überleben, weil Werbung eben nur einen relativ kleinen Anteil reinbringt. Dennoch müssten wir dann unsere Ausgaben kürzen. Wir könnten zum Beispiel Mitarbeiter entlassen (und dann eine schlechtere Zeitung machen). Wir könnten Druckkosten sparen und den Umfang der taz von derzeit 20 überregionalen Seiten auf 12 oder 16 Seiten reduzieren (und unseren Lesern Informationen vorenthalten). Wir könnten auch den Abopreis erhöhen (und somit geringverdienende Leser von der Lektüre der taz ausschließen). Alles davon wäre schmerzhaft, aber es wäre möglich. Die taz würde nicht untergehen, sie wäre eben nur dünner, teurer und/oder schlechter.
Verbreitet die taz mit der Werbung nicht die Botschaft des Bösen™ unter ihren Lesern?
Genau so ist es. Unsere Leser werden den ganzen Tag über mit Werbebotschaften konfrontiert. Sie sehen Werbung auf Plakatwänden, sie hören Werbung im Radio, sie sehen Werbung im Fernsehen uns sogar auf einigen Blogs sieht man inzwischen Werbebanner. Die werbetreibende Wirtschaft hat dabei nicht das Gemeinwohl im Blick, sondern verfolgt ihre Eigeninteressen und erhofft sich eine Steigerung ihrer Bekanntheit, ihres Images, ihres Umsatzes und am Ende ihres Gewinnes. Und weil das kein Geheimnis ist, lernt man in dieser Gesellschaft schnell, Werbung als solche wahrzunehmen und sie nicht als genauso vertrauenswürdig zu betrachten wie zum Beispiel die guten™ redaktionellen Inhalte der taz. Wenn unsere Leser also ohnehin überall mit Werbung konfrontiert sind und gelernt haben, damit umzugehen: Warum sollten wir dann darauf verzichten, sie abzudrucken? Wichtig ist dann natürlich noch, dass Werbung auch als solche erkennbar ist und dass mit dem Auftrag keine Vorgaben für die redaktionellen Inhalte verbunden sind. Dann haben auch unsere Leser ein Interesse daran, dass wir möglichst viel Geld durch Werbung einnehmen können, um damit noch besseren Journalismus zu machen und weiterhin ein ermäßigtes Abo für Geringverdiener anzubieten. Woher ich das so sicher weiß? Weil die taz eine Genossenschaft von derzeit 10.430 Lesern ist und es auf einer der letzten Jahresversammlungen den Antrag gab, auf Anzeigen von Atomkonzernen zu verzichten. Der Antrag wurde – mit diesen Argumenten – mit überwältigender Mehrheit und nur wenigen Gegenstimmen abgelehnt.
Gibt es denn nicht wenigstens einzelne Anzeigen, die die taz ablehnt?
Doch, doch. Wir haben uns festgelegt, dass wir sexistische, rassistische und kriegsverherrlichende Anzeigen ablehnen. Dies ist allerdings in der Praxis nicht sehr relevant, weil Anzeigen mit solchem Inhalt hier gar nicht erst bei der taz in Auftrag gegeben werden. Außerdem lehnen wir manchmal auch Anzeigen ab, die wir aus anderen Gründen unerträglich finden. Da war etwa das Nahrungsergänzungsmittel, von dem der Hersteller behauptete, man könne damit Krebs heilen – das hielten wir für eine unerträgliche Verbrauchertäuschung. Im Haus finden viele Mitarbeiter auch die am Montag erschienene BILD-Anzeige mit dem Brief von Judith Holofernes unerträglich, ich finde das nicht, die Meinungsbildung ist aber noch nicht abgeschlossen.
Was kostet die taz?
„Die taz ist für 12555 € käuflich“, schreibt Philipp in dem Blog th-ink.net. So viel kostet nämlich eine ganzseitige farbige Anzeige. Aber es ist falsch: Wir sind schon für viel weniger Geld käuflich. Wenn man nur eine Viertelseite bucht und die Anzeige in schwarz/weiß aufgibt, dann kosten wir nur 3.128 Euro. Eine private Kleinanzeige mir drei Zeilen im Lokalteil Berlin kostet sogar nur 3 Euro. Schauen Sie doch mal in unsere Anzeigenpreisliste (PDF), informieren Sie sich über unsere attraktive Leserschaft (PDF) und kontaktieren Sie unsere Anzeigenabteilung. Sie werden sehen: Es lohnt sich – für Sie und für uns.