vonBen Gerten 27.07.2007

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Die Grünen sind perfide. Sie haben mit einer geschickten Personalpolitik in den acht Jahren Rot-Grün für den langfristigen Atomausstieg vorgesorgt. An die entscheidenden Schaltstellen haben Trittin und Co. alte Atombeamte heran gelassen, die im Zweifel zur richtige Zeit immer für einen Störfall gut sind.

Zwei der einst beamteten Risikoträger sind in den vergangenen Wochen bei Vattenfall aufgefallen und rausgefallen. Bruno Thomauske, der für die Atomkraftwerke des schwedischen Konzerns direkt zuständig war, hat sich früher beim Bundesamt für Strahlenschutz 20 Jahre lang um Atommüll-Zwischen- und Endlager gekümmert. Als 2003 die Zwischenlager an den Atomstandorten genehmigt waren, konnte er endlich ans Geld verdienen denken und beim Energiekonzern Vattenfall in Leitungsposition anfangen (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/export/konzerne.html). Sein Chef, Klaus Rauscher, ist bekannt für seine Vorliebe für klassische Musik und Bürokraten . Klaus Rauscher war einst Leiter der Staatskanzlei beim CSU-Ober-Amigo Max Streibl und bayrischer Landesbanker. Vatt en Fall, hätte Frau Prokop gesagt, und die war meine Grundschullehrein.

Nix mehr eingefallen wäre Frau Prokop vermutlich beim Blick auf Vattenfalls Konkurrenten Eon. Für dessen Atomkraftwerk Gundremmingen in Bayern ist seit Jahren Walter Hohlefelder zuständig. Bevor der Chef der Atomsparte bei Eons Stromtochter PreußenElektra wurde, war er zu Zeiten von Klaus Töpfer oberster Atombeamter der Republik. Nachdem er aber bei Eon Energie fest im Sessel saß, machte die Atomindustrie den ehemaligen obersten Kontrolleur zum obersten Atomlobbyisten, zum Chef des Deutschen Atomforums.

Wenn es bei der PR mal nicht so klappte, konnte sich Hohlefelder lange Jahre auf die Pressestelle der Preußen Elektra verlassen, auf Petra Uhlmann. Die war in ihrem vorigen Leben sogar CDU-Umweltministerin im schönen Land Mecklenburg-Vorpommern. Und dort für die abgeschalteten Meiler in Greifswald/Lubmin zuständig.

Alte Liebe rostet nicht. Atomkraftwerke am Ostseestrand sind doch was Feines. Schaut man in die leuchtend weiße Broschüre des Deutschen Atomforums „Deutschlands ungeliebte Klimaschützer“ strahlt auf der ersten Doppelseite ein Badestrand vor Kühltürmen. So ähnlich muss man sich Lubmin 1990 vorstellen, Hier hatte die DDR-Führung am flachsten Kinder-Sand-Strand von Vorpommern das größte Atomkraftwerk der Deutschen Demokratischen Republik gebaut. In Lubmin war das Ostseewasser schließlich immer schon schön warm. Ob Frau Uhlmann dort als Kind gebadet hat.

Dazu wäre Frau Prokop nichts mehr eingefallen.

 

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