vonErnst Volland 11.06.2024

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Klaus Volland, Kleine neue Welten, Limericks (Juni 2024)

 

Erinnert ihr euch an das Land Hadeln?
Wie schön war dort das Rudern und das Paddeln!

Und man war gleich am Meer,
und die Leute hießen Grit und Peer.
Lasst uns da mal wieder hinradeln!

 

April, April!
Wir sind am Nil.
Mai, Mai!
Wir sind am Kwai.
Juni, Juni! Wir sind in Fedderwardersiel.

 

Neulich flog ich in Essen
wieder mal ins Essen.
Doch ich alte Stubenfliege
kriegte wieder mal die Biege.

Wieder wurde ich nicht gefressen!

 

Meine Tante Agnes
war eine Meisterin des Behagens.
Sie kochte und sie kraulte,
sie tanzte und sie tauchte
und starb am Steuer ihres Wagens mit dem Ausdruck des Behagens.

 

Wieder und wieder starrte der Schiffer Klatt

auf das gewaltige Zifferblatt
der Kirchturmuhr
von Cherbourg.

Dann ging er unter vor der Stadt.

 

„Das war Marburg an der Lahn“,

murmelte der Schwan.
„Nein, das war Gießen,
ich kenn doch Gießen!“,

widersprach der Bruderschwan.

 

„Natürlich“, sagte der Theologe,
„ist Religion wie eine Droge.
Du kannst dich an ihr berauschen
und mit ihr deine Liebe und deinen Hass austauschen.

Ruhe hast du eher als Geologe!“

 

Ich höre da was piepsen,
und dann erkenne ich Ibsen.
Ibsen ist mein Vogel,
am liebsten fliegt er weit überm Kogel.

Ich frage ihn: „Was gibt’s denn?“

 

Gleich hinter dem munteren Stutensiel

folgt das düstere Schnutensiel.
Dort benutzen sie, wie ich vermute,

und das meint auch Ute,

zum Lachen ein besonderes Utensil.

 

Gestern – ich verspeiste gerade einen Eisbecher –

erschienen bei mir zwei Einbrecher.
Sie scherten sich weder um den Bewegungsmelder

noch um das Gekläffe von Griselda.

Doch am Ende begnügten sie sich mit meinem Eisbecher.

Guten Tag, ich bin ein Zierfisch.“
„Wie alt bist du?“ „Vierzig.“
„So lange schwimmst du schon in dieser Suppe?“
„Ja, zusammen mit meiner Puppe.“
„Wie alt ist die?“ „Am Samstag wird sie achtundvierzig.“

 

Wie wird es für den Seestern klingen,

wenn sie in den Klöstern singen?
Der Seestern ist ein armer Wicht,
er hört und sieht das nicht.

Trotzdem will man in den Klöstern auch für den Seestern singen.

 

Ich kaufte mir ein Pferd
und taufte es „Hans-Gerd“.
Hans-Gerd ließ sich nicht reiten,
doch wir wollten uns nicht streiten,
und so steh’n wir nun gemeinsam bei Rossi am Herd.

 

Damals führte man in Krummendiek
einen wahrlich dummen Krieg.
Statt sich gegen das Wasser zu verbünden,

beging man lauter eigensüchtige Sünden.

Heute kreischen hier die Lummen: „Sieg!“

 

„Mann, hatte ich einen Dusel!
Ich kam gerade zurück aus Kusel
mit meiner schnellen Kutsche
und überfuhr das olle Kurtche’.
Zum Glück war das schon hin von dem vielen Fusel!“

 

Willkommen in der Walachei!
Hier erlebt man so allerlei:
Pferdegetrappel und Hundegeschnappel,

Froschgezappel und Kindergebrabbel.
Zu sehn ist auch der große rote Donaupapagei!

 

Ich wollte in den Zoo,
doch ich sah nur ein Schild „00“.

„Hier fehlt doch ein Zet!“

„Mann, das ist die Toilett’!“

„Und wo find ich nun den Zoo?“

 

Moin, Herr Chauffeur,
komme er doch her und hör:
Er fahre mich jetzt nach Eberswalde. I

ch liebe dort Webers Alte,
und du drückst ein Auge zu, Charmeur!

 

„Heute nehmen wir den Sonderzug

hoch hinauf nach Sonderburg.“
„Der fährt aus welchem Anlass?“

„Die Schaffnerinnen tragen Tangas.

Deshalb steh’n wir alle hier am Zug!“

 

Ich ging mit meiner Kobra
in die neue Opéra.
An der Kasse bildete sich eine Schlange –

mit meiner Kobra keine lange.
Unsere Plätze waren wieder super!

 

Anton sehnte sich sehr nach Pünktchen,

doch Pünktchen war in München,
und er war in Berlin
bei den wilden Kerlen.

Dachte sie etwa im fernen München auch daran zu sündigen?

 

Neulich waren sie in Winsen an der Luhe

und verspeisten Linsen an der Wuhe.
Du weißt nicht, was eine Wuhe ist?
Die verzehre besser nicht als Christ!

Aber sie verschafft dir ewige Ruhe.

 

Jüngst waren wir in Sundern
und landeten bei den Flundern
in einem Fischgeschäft.
„So billig? – Pack uns die ein, Chef!“
„Aber sie liegen hier schon länger, nicht wundern!“

 

Er sprach zu seinen grünen Sieben:

„Heute fahrn wir keine Rüben.
Heute setzen wir uns auf unsere Trecker

und fahren bis nach Mekka.

Dort machen wir denselben Krach wie bei der G7.“

 

„Wir wohnen in einem Rundhaus,
und ständig will der Hund raus.
Besser wäre ein Haus mit Ecken
und ein Tier, das nicht ständig dich will lecken.“

„Dann empfehle ich ein tölenloses Funkhaus!“

 

In der 120. Minute traf Seitel Onnenschein,
und fortan herrschte für ihn eitel Sonnenschein.
Seither hat er sein Siegerlächeln
und seine Diener, die ihm fächeln,
und seine Presse, die zu seinem Preise Tonnen schleimt.

 

Damals war ich in Alaska
mit meinem alten Freund Prohaska.
Doch Frantisek Prohaska gab es bald nicht mehr:
ihn fraß ein Riesenbär.
So irrte ich zurück mit meinem Camper nach Nebraska.

 

„Was seh ich da in weiter Ferne?“
„Das ist zweifellos eine Mietskaserne.“

„Aber man sieht hier doch lauter Tatzen

von Katern und von Katzen!“
„Dann ist das eine Miezkaserne!“

 

Neulich war ich in Frauberzau
und besuchte dort meine Zauberfrau.

Wie lange hatten wir uns nicht gesehen!

Vergangen waren seither der Jahre zehen.

Und sie sah aus wie eine alte Bauersfrau.

 

Kann es denn Blöderes geben
als so ein Lehrerleben?
Früher hattest du im Kampf mit dieser Brut

wenigstens eine Rut’.
Heute darfst du ihnen noch nicht mal eine kleben!

 

„Kennt ihr schon die neue Sammelklage?“
„Hat die was zu tun mit der alten Klammelsage?“

„Nein, das hat sie nicht.
Oder doch: Es geht jeweils um einen Bösewicht. –

Na, dann genießt mal weiter eure Gammeltage!“

 

„Zeig uns mal die Rolle rückwärts!“
„Ich kann noch nicht einmal die Rolle vorwärts.

Ich bin selber eine Rolle:
Rolle! Rolle! Rolle! Rolle!
Immerhin kann ich die Gehe rückwärts!“

 

„Darf ich mich vorstellen, ich bin Arschgeiger.“

Franz erhob sich und machte den Verneiger:
„Das würde ich niemals können!“
„Das werde ich auch niemals richtig können.
Es gibt nur ganz wenige richtig gute Arschgeiger!“

 

Rodrigo sprach zu Aguirre:
„Das ist ja wohl irre!
Wir suchen hier nach dem El Dorado

und landen bei Mikado!“
„Auch das macht mich nicht kirre!“

 

„Die dahinten, neben Gagarin, an Tisch 4,
ist das die Zarin, die Graue mit dem Bier?“
„Nein, das ist Schaljapin, davor, mit dem Blutfleck, das ist Stalin.

Dahinter sitzt Rachmaninoff, begleitet von einer Tatarin.
Da vorne strotzt der Braten. Ein Riesenstier!“

 

„Gewonnen hat Frau Elke Selke.“

„Schade, ich bin Else Selke.“

„Was hat sie denn gewonnen?“

„Zwanzigtausend Zitronen.“

„Da presst ja noch die welke Elke!“

 

Wen seh ich da? Pauls Alte,
in die ich mich damals so sehr verknallte,
dass ich ihr einen Antrag machte,
worauf sie lachte: „Du bist heute schon der Achte!“

Später heiratete ich meine Frau. Die krallte.

 

Beim ostafrikanischen Gigantentreffen

kannst du auf seltsame Giraffen treffen.

Sie haben einen zehnmal längeren Hals

als die Elefanten Hannibals,

so lang wie sonst nur der Hals bei Kaffeetantentreffen.

 

Wir flogen jüngst nach Kiribati

und besuchten dort den Vati.

Wir erwarteten Tutti Frutti
und eine neue Mutti.

Doch was erwartete uns? Eine Unterwasserparty!

 

Als Bubi grub ich mal ein Loch
im Garten von unserem Wirt, Herrn Knoch,

und überlegte: „Wenn ich sieben werde,

bin ich am Mittelpunkt der Erde.“
Doch leider verhinderte das Herr Knoch.

 

„Kennst du die Spezialmassage
in der Gustav-Stein-Passage?
Die dort tätigen Damen
haben alle einen guten Namen!“

„Ach, ich steh grad eher auf Lasagne.“

 

Ich sah ihr Bild in einer Klarsichtfolie
bei einem Besuche in Opole.
Tagelang fragte ich herum entlang der Oder:

„Wer ist die Schöne auf dem Foto?“

Da begegnete sie mir: „Tag, Ole!“

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