vonErnst Volland 04.10.2024

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Ich hatte einen nagelneuen Porsche,
setzte mich ans Steuer und sagte: „Bursche,

jetzt brausen wir bis an die Ecke! –
Aber warum überfuhrst du diese Schnecke?

Das geht doch nicht als Umweltporsche!“

 

Heute sah ich einen Paternoster.
Ich dachte, das sei ein Riesentoaster,

und nahm lieber doch die Treppe

mit allem, was ich so schleppe.
Jetzt aber rasch zurück ins Kloster!

 

Wir stiegen hügelan
und zogen uns dort oben Flügel an.

Dann flogen wir zu Tal,
das Ganze viele Mal.
Irgendwann drohte man uns Prügel an.

 

„Mein liebes Seepferdchen,
willst du sein mein Gefährtchen?“
„Das wird schwierig,
ich brauche sehr viel Wasser, und ich bin tierisch.

Versuchs doch mal mit jenem Heupferdchen!“

 

Roswitha war ein Kurvenstar,
der auch gern beim Surfen war,
Immer wieder klatschte der ganze Strand:

„Allerhand, elegant!“
Bis sie dann am Schlurfen war.

 

Neulich traf ich Frau Richter.
Sie war liiert mit einem Dichter.
Der schrieb schlimme, schlimme Texte,

mit denen er die Welt vollkleckste.
Sie überlebte einen Streit. Nicht er!

 

Kürzlich trafen sich zwei Pinseläffchen

und gönnten sich ein Inselpäffchen.

Dann hüpften sie über viele Bäume
in völlig neue Räume

und pafften dann im Inselhäfchen.

 

Neulich sah ich Dieter Danz
und forderte ihn auf zum Tanz.
„Tja, Dieter, jetzt ist Damenwahl,
da kann man nichts machen, Herr General!“

„Immer schlimmer, diese Weibermilitanz!“

 

Der Schrobenhausener Knabenchor
sang wieder einmal volles Rohr.
Da ließ plötzlich einer einen fahren,
und der hieß gewiss nicht Karen.
Das war’s dann mit diesem verschrobenen Knabenchor!

 

Früher war sie tüchtig.
Heute ist sie süchtig.
Früher konnte man sich auf sie verlassen,

heute ist es besser, sie zu verpassen.
Sie war die Braut, die einstmals küsst’ ich!

 

Neulich fuhren wir nach Bensheim

und suchten dort nach Bens Heim.

Ben heißt mit Namen Rodewald,
und er wohnt schon fast im Odenwald

in einem ehemaligen NS-Heim.

 

Er war schon ein Weilchen im Ruhestand
und radelte Tag für Tag dorthin, wo eine Hure stand.

Sie sagten sich stets freundlich Guten Tag,
und sie lockte ihn täglich mit einer guten Nacht.

Endlich rief sie: „Du hast aber eine sture Hand!“

 

Rasch springt der Richter in die Robe,

sagt zur Strafe: „Ick globe:
zehn Jahre
und runter mit die Haare!

Und jetzt rasch wieder raus aus die Robe!“

 

Der oberste hanseatische Hafenverwalter

war zugleich der oberste Waffenvorhalter. I

mmer wenn die Hammaburg ward bedroht,

holte er hervor das Riesendrachenboot

und warf die Wickies zurück bis Stavanger.

 

Wir fuhren von der Wingst
bis hin nach Zingst,
entlang an langen Sandküsten
und vorbei an großen Strandgerüsten
und verstanden bald, warum du so an Zingst hingst.

 

Hase Schlau und Hase Clever
rannten jüngst nach Jever.
Doch in der Höhe von Wilhelmshaven

sind sie auf der Straße eingeschlafen.

Geweckt hat sie der Gemeindeschäfer.

 

Wir wohnen jetzt in Bukarest,
und ich habe wieder mal Stubenarrest.
Was soll ich nur machen?
Draußen spielen die Freunde Cowboy in den Appalachen.

Und ich habe wieder mal Stubenarrest!

 

„Erst müssen wir Klara füttern.
Dann müssen wir noch Sarah füttern.“

„Ich habe selber Hunger,
einen Schmacht so wie ein Ungar!“

„Vorher müssen wir noch den Ara füttern!“

 

Ritter Lex und Ritter Max
waren echte Schlittercracks,
und weil sie beide überragend schlitterten
(zuletzt bei der WM in Shlitterton),
erhielten sie von King Charles den Schlitterschlag.

 

Gestern sah ich ein Gurkenglas,
das sah aus wie ein Schurkenglas.

Jede eingelegte Gurke
sah aus wie ein eingesperrter Schurke,

der schon lange hinter Gittern saß.

 

Neulich traf ich eine Milbe.

Sie konnte nur eine Silbe: „Mil-“
„Das ist ja wohl nicht viel!“

„-b-b-b-b-be!“

 

Gestern traf ich Fabian.

Er kam mit einem Trabi an.

„Wo hast du denn den her?“

„Natürlich aus der DDR!
Ganz bestimmt kein Nazikahn!“

 

Wir ritten durch das Canyonland,
bis vor uns stand die Lennonwand.
Den Aufstieg schafften wir mit Müh und Not,

und unsere Köpfe waren puterrot,
als vor uns ein lächelnder John Lennon stand.

 

„Kann ich hier parken, Herr…?“ „Kragenbär.“
„Ich müsste sonst sehr weit laufen,

nur, um mir ein Eis zu kaufen.“

„Kein Problem, Herr…“ „Magenbär.“

 

Die Springlaus sprang hinauf auf die Springmaus

und mit dieser in das Springhaus.
Im Springhaus gerieten sie in einen Springrausch

und dann in einen Ringtausch.

Mit wem? Natürlich mit dem Springkraut.

 

Neulich sagte mir die Kaffeekanne:
„Trink nicht so viel Kaffee, Manne!
Je weniger du Kaffee trinkst,
um so seltener du nachts aus dem Bette springst.

“ Nun schlaf ich durch wie eine Tanne!

 

Letzten Sommer flogen wir mit unserer Kantorin

auf die Insel Santorin,
übten dort sehr viele Lieder,
kraftvoll, spritzig und auch bieder.

Danach sprangen wir munter auf dem Trampolin.

 

Es war einmal ein Huhn,
das hatte viel zu tun.
Nicht nur mit dem Eiausbrüten,
sondern auch mit den vielen Küken.
Das Ganze hatte irgendwie mit einem gewissen „Hahn“ zu tun.

 

„Was können wir noch Schönes machen?“
„Vielleicht können wir noch ein paar Söhne machen?“

„D i e Zeiten sind vorbei!
Wir haben auch schon der Söhne drei.“
„Dann lasst uns noch ein paar Schöne machen!“

 

„Mama, ich wünsche mir ein Hasenpferdl,
so eines wie das vom Ferdl.
Das springt, rennt oder hoppelt,
je nachdem, wie man die Steuerung koppelt.“

„Clever, Kind, du bekommst dein Pferdl!“

 

„Halte dich doch nicht immer so schief, Lis!

Wir sind hier in Tiflis,
da halten sich alle Leute kerzengerade,

nicht nur bei der Militärparade.“

„Ich las gerade diesen Brief. Lies!“

 

Neulich sprang ich in den Alpensee
und durchschwamm den halben See.
Doch in seiner Mitte
bekam ich Appetit auf eine Schnitte.
So schwamm ich zurück. Und auf Frikassee!

 

„In mir ist Türkenblut!“
„An mir ist Türkenblut!
Wir führten mit euch so manche Kriege

und errangen dabei viele Siege!“

„Erstickt ist nicht die Türkenwut!“

 

„Aua! Aua!“, schrie der Auerhahn,

„ich großes, großes Aua han!
Der Jäger hat mich angeschossen,
zum Glück jedoch nicht abgeschossen.

Seht: Nun jagt er auf der Autobahn!“

 

Ich weiß nicht mehr, wie dieser Rocker heißt,
und glaube nicht, dass er mich heute noch vom Hocker reißt.

Er ging ein in die Rockgeschichte,
d.h. er hatte mit einer Rockträgerin eine Geschichte,
wenn man so was auch Rockgeschichte heißt.

 

Ach, wenn wir doch mehr Groschen hätten,

dann könnten wir mehr Bonschen schleckern!

Wie oft müssen wir kleinen Naschkatzen
zu Bette gehn und ohne Hupferl ratzen!

Aber manchmal dürfen wir bei Mönchen schnökern.

 

Neulich machte Franz sich Pellkartoffeln.

Er selber sprach von „Bellkartoffeln“,

doch weder konnten sie bellen,
noch waren sie leicht zu pellen.

Ja, ja, der Sachse und Kartoffeln!

 

Sie erwarteten den wirren Hein,
doch es trat der Hirren ein.
„Sorry, ich habe mich geirrt,
ich habe ein Herein gehört.“
„Bleib ruhig hier. Gleich kommt auch noch der wirre Hein.“

 

Elvira ist ein tolles Mädchen.
Gar nicht gefällt ihr Rolles Tätscheln.

Sie bevorzugt einen schlanken Mann,

mit dem man klar verfahren kann,
und nicht so ein fettes olles Männchen!

 

Man muss sich nicht konstituieren.
Man muss sich auch nicht prostituieren.
Man kann auch anders zusammenkommen.
Wir sind zum Beispiel gestern zusammen geschwommen

und prosteten uns danach zu mit zahlreichen Bieren!

 

Dann kamen wir ins Marschenland.
Dort empfing man uns sehr uncharmant.
Die einen nur verdrossen rumtuckerten,
die anderen nur verschlossen rummuckerten.

Ganz anders war’s im Märchenland!

 

Neulich besuchte ich den Tenno
und sagte: „Ich heiße Benno.“
Der große Kaiser sagte: „Da haben wir ja vier Fünftel gemeinsam!

Aber sag: Fühlst du dich, mein Sohn, nicht auch so einsam?“
Ich sagte: „Nein, ich bin Nachwuchstrainer für Steno.“

 

Sie saßen am Strand von Langeneß

inmitten von grünem Tanggewächs,

rochen der Verwesung Schimmel,

sahen auf zum Sternenhimmel

und erstarrten dann in der Tristesse.

 

Neulich besuchte ich Bengt.

Er lebt sehr beengt
mit dem einen Tische,
zwei Stühlen und der Nische.

Bengt wirkte sehr angestrengt!

 

„Was können denn die Igel machen
hier in den winterlichen Appalachen
in ihren Blätterhaufen?“
„Sie können sich einigeln, Sudokus lösen, Eagle saufen oder auch raufen.

Jetzt weißt du Bescheid, nicht wahr, mein Barbarachen!“

 

Neulich fragte eine Kugelrunde
nach bei einer Kegelrunde:
„Kann ich bei euch mitmachen?“
Da fingen sie an zu lachen.
„Natürlich, du bist eine prima Kugel, Runde!“

 

Neulich war ich in Beuthen

zu Besuch bei lieben Leuten,

lauter Liliputanern,

frommen Lutheranern,

die sich riesig über mich, den Bischof, freuten.

 

Urs gönnte sich ein Stückchen Schwein,

dazu ein Schlückchen Wein,
warf sich danach aufs Bett,
klagte: Ich bin zu fett!

und schlief dann ganz bald ein.

 

Ich hoffe, ihr Sorgen fresst
nicht zu sehr an mir und gebt mir nicht den Rest!

Ach, aus diesem Rumpelhaus
flüchtet heute jeder Kumpel raus.
Früher war hier jeder Tag ein Fest!

 

Neulich war ich im Nuttenviertel,
einem eigentlich ganz netten Viertel
mit schönen alten Häusern
und einem ehemaligen Kloster von den Kartäusern.

Man nannte es einst das Kuttenviertel.

 

Die Ritter und Ritterinnen der Schwafelrunde

schwafelten wieder einmal zu später Stunde,

bis sie einer nach dem anderen einknickten

und schließlich einnickten.

Munter wurden sie erst wieder bei der Tafelrunde.

 

Ich versuchte mich im Melken.
Ich konnte es nicht und fing schon an zu welken.

Da rief die starke Melkerin:
„Du brauchst eine Helferin!“
Womit sollte ich ihr danken? Mit Nelken?

 

Neulich war ich in Unterlüß,
wo ich es unterließ,
durch das Heideland zu wandeln,
sondern beschloss, ganz unerwartet zu handeln,

indem ich meiner Frau die Laube überließ.

 

Ich erschien vor einem Nudelgericht

und sagte: „Ich mag dich nicht!“
Da sprach der Nudelrichter:
„Ich verurteile dich dummen Dichter
zu einem langen, langen Nudelgedicht!“

 

„Wo ist denn Beate nur?“
„Unterwegs nach Baikonur.
Sie ist jetzt Kosmonautin
und fliegt sehr rasch durch den Raum hin

auf einer Raumpflegetour.“

 

Gesetzt, man lebte Millionen Jahre –
was machte man dann all die Jahre?
Man kann nicht immer Gutes tun,
man will auch mal was Böses tun
und ersehnt sich bald schon weiße Haare.

 

Sie ruderten und ruderten und ruderten
bis hin zum schönen Ruderten.
Doch auf der Rückfahrt kam es, dass sie schluderten,

und so schafften sie es nur bis Schluderten.
Am nächsten Morgen ging es heim nach Guterden.

 

Ein winzig kleiner Wurm
kroch auf einen riesig hohen Turm.
Nach drei Jahren war er oben
und sagte: „Ich muss mich selber loben!“ „

Ich mich auch“, sagte da der Turm.

 

Ich blinzle durch die Türgardine,

und wen seh ich da? Sabine!

Dann öffne ich die Tür,
und was sagt sie da zu mir?

„Was für eine blöde Türgardine!“

 

Neulich war ich in Singapur.
Dort traf ich alte Frohnatur
mich mit einem singenden

Puristen und einem swingenden Juristen.

Aber wo blieb der Ringer nur?

 

Kinder, ihr habt alle eine Zahnspange.
Aber was ist eine Spahnzange?
Fragen wir doch mal den Minister Spahn,
der diese Frage sicher beantworten kann. –
Leider will er nichts zu tun haben mit einer Spahnzange!

 

„Männer!“, sprach der Hasenwart,

„gewiss sind diese Vasen hart,
aber ihr müsst nur richtig zubeißen,

dann werdet ihr sie zerreißen!“

So sprach Adolf, der allerletzte Hasenwart.

 

Das Fräulein Hahn schwang sich auf den Sozius

und umarmte ihren Timotheus.
Tim schoss vom Hof
und raste mit ihr nach Hof,

mit diesem ständigen Gekrächze auf dem Sozius.

 

Ach, wenn ich doch ein großer Dichter wäre,

dann dichtete ich nicht so ins Ungefähre,

sondern unter festen selbst gesetzten Segeln

und nach festen selbst gesetzten Regeln

und wäre einer, der stets zugleich auch Richter wäre.

 

Mein Ururgroßvater war Pirat,

mein Urgroßvater sein Imitat.

Mein Großvater war Literat,

mein Vater liebte das Zitat,

und ich liebe das Plagiat.

 

Oh, was seh ich da? Den Main!
Wie oft sprangen wir da als Kinder rein

und schwammen bis zu den Schiffen,

die uns fast ergriffen.
Heute bleibt mir nur sein Wein.

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