Quiztime! Wir schreiben das Jahr 17…, egal: Wir schreiben irgend ein Jahr vor 1933. Ein Mensch will einen anderen verunglimpfen, mit viel Schmackes und mit maximaler Beleidigung. Mit wem wir diese andere Person verglichen?
- Napoleon Bonaparte
- Der biblische Pharao (der Mose und die Juden nicht gehen lässt)
- Judas
- Pontius Pilatus
- Josef Stalin
- König Leopold II. von Belgien (verantwortlich für die Gräul im Kongo)
- Die Jungtürken (die den Genozid an den Armeniern beschlossen)
Die richtige Antwort lautet: alle bis auf Stalin, Leopold und die Jungtürken. Zumindest behauptet dies ein offenbar recht fundiert recherchierter Artikel des amerikanischen Gesellschaftsmagazins Slate.com zu eben jener Frage:
Today, the Führer is universally recognized as the embodiment of evil and the most convenient example of a truly terrible human being. Before World War II, who was the rhetorical worst person in history?
Interessant ist, dass in der Geschichte der Rhetorik bis vor recht kurzer Zeit offenbar die Bibel durch Raum und Zeit als eindringlichstes Sammelsurium für Vergleiche herhielt. Der Hitler-Vergleich wäre also im Umkehrschluss also auch deswegen so groß geworden, weil die Menschen immer weniger bibelfest geworden seien. Und ansonsten die Grausamkeiten der Geschichte schon nach kurzer Zeit wieder geflissentlich ignoriert haben.
Selbst Hitler selbst soll sich Gedanken um diese Tatsache gemacht haben:
Dschingis Khan hat Millionen Frauen und Kinder in den Tod gejagt, bewußt und fröhlichen Herzens. Die Geschichte sieht in ihm nur den großen Staatengründer. Was die schwache westeuropäische Zivilisation über mich behauptet, ist gleichgültig. Ich habe den Befehl gegeben — und ich lasse jeden füsilieren, der auch nur ein Wort der Kritik äußert — daß das Kriegsziel nicht im Erreichen von bestimmten Linien, sondern in der physischen Vernichtung des Gegners besteht. So habe ich, einstweilen nur im Osten, meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidslos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Nur so gewinnen wir den Lebensraum, den wir brauchen. Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?
Nun, an diesem Punkt hat sich der blöde Hitler gewaltig geschnitten – wie an so vielen anderen Punkten auch (Stalingrad, Germania…). Komisch ist aber nicht nur das, sondern auch, dass auf dieser rhetorischen Ebene ausgerechnet ein Franzos’ von Hitler erscheinen auf der Bildfläche der Geschichte profitiert: Napoleon. Der Napoleon-Vergleich ist jedenfalls reichlich von gestern.
(Danke, David S. und bennetts!)