vonWolfgang Koch 01.08.2011

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Ich gerate hier auf allerhand Allotria. Im Grund geht mich ja die deutsche Waffenrechtsdiskussion nichts an. Wohl aber vermag  ich eine politische Einschätzung der sich überparteiisch gebenden Initiative für die Liberalisierung des Waffenrechts in Deutschland zu geben.

Meine Kritiker behaupten unisono eine grundsätzlich gesellschaftspolitisch aufklärerische, also nicht-konservative, im engeren Sinn sogar »libertäre« Ausrichtung der Website http://www.liberales-waffenrecht.de/.

Gegen diese Behauptung sprechen in meinen Augen vier Argumente, und jedes einzelne mit vernichtender Wirkung: 1. die Definition des Begriffs »libertär« anhand der Ideengeschichte, 2. der hohe Vernetzungsgrad der untersuchten Initiative in der rechten Blogssphäre des Internets, 3. die eindeutig rechtsextremen Postings in den Foren der Initiative, 4. der Missbrauch des politischen Diskurses für den triebgesteuerten Unterhaltungsklamauk von Waffenfreaks. Die Argumente im einzelnen:

Der Libertäre ist ein Tölpel der Gemeinschaft

Ja, ich kenne den Unterschied zwischen historischem Anarchismus und Libertarismus, doch ich erkennen letzteren nicht als »libertär« an, sondern schlage ihm ungeachtet seiner  hartnäckigen Selbstdefinition als Engagement eines neuralen Rechtsbewusstseins dem modernen Liberalismus zu, und damit der moderaten Rechten.

Libertäre sind Anarchisten, also Anhänger einer unverzollten Utopie der Herrschaftsfreiheit, sind prinzipielle Marxismus- und Staatskritiker; liberale Waffenrechtler hingegen sind libertaristische Populisten, mithin die radikalste Strömung des freiheitsliebenden Liberalismus, weil sie versucht das Übel durch seine Vermehrung zu heilen (siehe auch »Das politische Oszma-Problem« im Einführungsband meiner »Geschichte der Gewalt«, 2005).

Da können nun liberale Waffenrechtler hundertmal das Gegenteil behaupten, oder sich subjektiv einer unangreifbaren Mitte im politischen Spektrum zuordnen. Es gibt nun einmal eine Ideengeschichte der Politik, in der es genauso auf Faktenwahrheit und Zusammenhänge ankommt wie in der Ereignisgeschichte. [Sie lehrt im übrigen, dass sich jede Idee, die versucht, sich im Meinungskampf außer Streit zu stellen, im Niedergang befindet].

Gustav Landauer und Errico Malatesta waren klassische Libertäre; sie verstanden sich selbst als der jugendliche Flügel einer breiten sozialistischen Bewegung. Sie haben gegenüber dem Staat und dem Zentralismus, ja gegenüber Organisationszwänge überhaupt ihre Skepsis formuliert, ihre Einwände aber doch nie bis zu jenem liberalen Wendepunkt vorangetrieben, der sie gezwungen hätte, dem Staat das isolierte und auf Selbsterhalt bedachte Individuum gegenüber zu stellen.

Im Gegenteil: Als »libertär« galten in der politischen Geschichte stets jene Standpunkte, die dem verhassten Staat das Ideal einer freien Gemeinschaft entgegen hielten. Das Ziel der Litertären hiess nie Bewaffnung, privater Selbstschutz, ja nicht einmal militärische Verteidigung gegen eine Diktatur (zu der sich die Anarchosyndikalisten im Spanischen Bürgerkrieg dann aber doch gezwungen sahen). Ihre gefühlsoptimistische Lehre besagte simpel: Es wird in Zukunft überhaupt keine Gewaltverbrechen mehr geben, weil die wahrhaft permissive, nicht konkurrierenden Gesellschaft keine für Gewalt empfänglichen Persönlichkeiten mehr hervorbringt.

1901 wurde von Edward Allsworth Ross das Konzept der »gesellschaftlichen Kontrolle« propagiert, und noch sechzig Jahre später bewunderten libertäre Autoren wie Colin Ward die historischen Studien zum Stadtleben von Jane Jacobs, die zu zeigen versuchte, wie die Menschheit seit Jahrhunderten in ihren Ballungszentren ein »unbewusstes Netzwerk von freiwilligen Kontrollen und Normen« entwickelt hat und seither das abweichende Verhalten sehr erfolgreich durch Ansehen, Klatsch, Billigung und Missbilligung meistert.

Man muss diesen zivilisatorischen Optimismus der 1960er-Jahre nicht teilen (ich tue es nicht). Aber im ideologiegeschichtlichen Sinn libertär war immer nur die Idee der Abrüstung, nie die Idee eines Distinktionsgewinnes durch Aufrüstung; libertär bedeutet unserer soziales Verhalten nicht auf Angst und Furcht zu verpflichten, nicht auf private Waffenvorsorge, sondern auf gegenseitige Verantwortung durch Nähe und Gemeinschaft.

Es stimmt: Malatesta hat den Zustand der gesellschaftlichen Rechtlosigkeit dem Gewaltmonopol des Staates vorgezogen. Aber dieser Aufrührer war es auch, der diese seine Extremposition dadurch wieder abmilderte und relativierte, dass er die Geschichte nur in der Richtung der Resultanten aller Kräfte voranschreiten sah. Und davon waren die antiparlamentarischen, staatfeindlichen Libertären eben nur eine.

Ein Fall für den Verfassungsschutz

Viele, wenn nicht die meisten Sympathsianten der liberalen Waffenrechtler in deutschland und Österreich findet sich auf noch viel stärker rechtslastigen Sites wie »netzwerkrecherche« oder »rebellogblog«. Der Banner »Wehre dich – liberales Waffenrecht.de« prangt auch bei »As der Schwerter«, einer die offene Gesellschaft steil anfeindende Mythoecke hochgradig islamophober Akteure im deutschsprachigen Raum.

Ich bin kein Experte für Hassblogs oder deutschen Neonazismus, und habe auch nicht vor einer zu werden. Aber eines fällt schon beim oberflächlichen Hinschauen auf: Die an und für sich diskutable Waffenrechts-Initiative, die als gemässigt rechts bezeichnet werden muss, findet den lautesten und nachhaltigsten Beifall bei den Extremisten am politischen Meinungsmarkt.

Von der quantifizierbaren Rechtslastigkeit der Initiative kann auch die Verlinkung mit der »Jüdischen Selbstverteidigungsliga Ahlen« nicht ablenken. Diese dubiose Antifa-Gruppe (falls es eine Gruppe ist) setzt das martialische Gemurmel von Autonomen in die Welt und nähert sich so von der andseren Seite dem äußersten Rand der Raumkoordinate im Links/Rechts-Modell. Es gibt bekanntlich einen Punkt – die Tatmenschenherrlichkeit –, an dem sich die äußerste Rechte und die äußerste Linke, die sich angeblich bekämpfen, überschneiden, ja fließend ineinander übergehen.

Die liberale Waffenrechtsinitiative ist meines Erachtens schon aufgrund der Zustimmung, die sich durch den Applaus von rechtsextremen, rassistischen und demokratiefeindlichen Freunden erhält, ein Beobachtungskandidat für den Verfassungsschutz. Schließlich geht es hier um die für den grundrechtsbasierten Staat elementare Frage des Gewaltmonopols, und da kann es keinem Demokraten gleichgültig sein, aus welcher politischen Ecke die Zustimmung für private Aufrüstung kommt.

Verbale Gewalt gegen Türken

Ich zitiere als nächstes die grotesk-komische Replik eines als mit »Clitus« zeichnenden Forumsteilnehmers der Liberalisierungsinitiative, und zwar eine Replik auf das vorangegangene Geständnis eines »Andreas«, dass er im Allgemeinen lieber ein Messer zur Selbstverteidigung mit sich führe als eine Schusswaffe. Clitus antwortet:

Servus, Andreas Zeig mir doch mal, wie ne Hochschwangere mit nem Messer fünf »Gettotürken« abwehrt, wenn sie noch Einkaufstüten, Kinderwagen und nen Dreijährigen dabei hat….:-)) Und glaube bloß nicht, weil Du ein tolles Messer hast, kriegen die Fünf dich nicht am A…h; die schlachten dich wie einen Hammel (nur weil es »Türken« sind, sind die nicht doof …..) und hinterher erzählen sie dem Richter, Du hättest sie mit deinem Messer provoziert.
Da ziehe ich ne kompakte .22er mit HV-Munition vor; ein Schuß in den Fuß, das Geschoß verformt, bleibt drin und prallt nicht ab und schon hast Du fünf »Hüpftürken«, denen die Lust auf Raubüberfälle vergangen ist.
Wenn der Doktor dann nicht grad Scheiße baut, sind die in zwei Monaten wieder arbeitsfähig….;-))
Gruß Clitus

Erzähle mir bitte niemand, dass solche kabarettistischen Äußerungen in der Öffentlichkeit ein aufklärerisches Ziel verfolgen. Denn das tun sie sicher nicht. Der bei Clitus zweifellos vorhandenen Humor geht zu hundert Prozent auf die Kosten von Migranten, ja er steigert sich von Satz zu Satz krampfhaft zu einem verbalen Gewaltakt, wobei möglicherweise ein vorhandener Triebstau abgeführt wird, aber eben auch das marktgängige Feindbild vom den »kriminellen Ausländerbanden« neu entsteht.

Es verbittet sich in der demokratischen Auseinandersetzung strikt, solche Wortmeldungen als seriöse Teilnahme am Meinungsaustausch anzunehmen. Wenn dieses Gezetter der üble Ton wird, in dem wir politische Argumente miteinander austauschen, können wir gleich einpacken und wieder bewaffnete Parteiorganisationen wie in den 1920er-Jahren bilden.

Nein, meine Damen und Herren Selbstschützer, die Sie die Welt außerhalb Ihrer Initiative in böse »Hintermänner« und noch schlimmere »Friedensapostel« einteilen – das Gelächter über die fünf »Hüpftürken« ist aggressive Menschenverachtung, und wenn auch noch kein Fall für den Verfassungsschutz, so doch zumindest für die moralische Selbstachtung der Demokraten im Land.

Stelle dich, Perverser!

Ich gebe gerne zu, dass das Foto einer schönen Frau mit einer Schußwaffen in der Hand seine subtile Wirkung auf meine Männlichkeit nicht verfehlt. Schließlich war Erotik immer schon mit dem Atout von Verführung und Gefährlichkeit verbunden, schließlich steigern wir den sexuelle Trieb durch das Jagdmotiv und ermatten in einem Scheintod, Hemmungen müssen im intimen Verkehr überwunden werden, Entscheidungen getroffen zwischen Verzicht und Gewährung, ja das kokette Spiel mit dem Geschlecht und seinen symbolischen Stellvertretern ist so alt wie die Kunst der Darstellung selbst.

Ich persönlich kann der trashigen Ästhetik von Guns & Babes, die sich vornehmlich an männliche Waffennarren richtet, zumindest soviel Vergnügen abgewinnen, dass mich die Abbildungen waffenkostümierter Pin-Ups über mich selbst zum Lachen bringt.

Doch ich lehne jede Verbrämung dieser kleinen schäbigen Lust mit politischen Motiven ab. Die prallschenkelige Guerillera mit der Knarre in der Hand empfinde ich als genauso widerlich wie die zum Herunterladen angebotenen Kampagnenfotos der liberalen Waffenrechtsinitiative.

Widerlich, und geradezu obszön wird jeder Gebrauch von SM-Motiven, also Gewaltpornografie, für einen politischen Zweck: man erblickt da auf dieser Website für ein liberales Waffenrecht ein nacktes verblutendes Verbrechensopfer, selbstverständlich eine langhaarige Frau, auf dem Bauch liegend, und mit dem Bildtext versehen: »Sie war ein braves Mädchen, denn sie hatte immer auf die Medien und Politiker gehört, dass sie sich nicht wehren sollte«.

Das nenne ich nun nicht mehr rechts, sondern: fatal. Bei dieser Bildgestaltung schlägt eine unverstandene Perversion zu und greift durch die Verklammerung mit dem unpersönlichen Allgemeinen (der Politik) ins Pathologische aus.

Die BDSM-Bewegung hält für jedermanns Lust an physischen und psychischen Extremsituationen eine beachtliche Anzahl von kommerziellen und nichtkommerziellen Erlebnisräumen bereit. Eine über sich selbst aufgeklärte Gesellschaft hat heute keinerlei Grund, das anstößige Gebiet, in dem Gewaltexpression zum Amüsement wird, in die Sphäre der Politik zurückzuholen. Was unter Erwachsenen »Strictly for Pleasure« ist, muss »Strictly for Pleasure« bleiben.

© Wolfgang Koch 2011

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https://blogs.taz.de/wienblog/2011/08/01/breivik-kommentare_der_waffenkult_kann_niemals_libertaer_sein_4/

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kommentare

  • w.k.,

    //Warum mögen denn die Linken nicht?//

    Vielleicht hat’s ja damit zu tun, dass der Großteil der deutschen Linken heute noch immer so links ist, wie es die erklärte “deutsche Linke” in den 30ern und 40ern des vergangenen Jahrhunderts (für die Langsamen: die Nazis sind gemeint) war? Die deutsche Linke ist nämlich nichts anderes als reaktionär, totalitär, antiindividualistisch – und deshalb weigere ich mich, deutsche Linke als “libertär” oder “anarchistisch” zu akzeptieren. So, das bringt zwar keinen Erkenntnisgewinn und Faschisten wie du, Wolfgang Koch, werden deshalb nicht individualistisch, progressiv und human, aber das ist ja ohnehin nicht zu erwarten, gell?

    ++++++++++++++++++++++++

    Man hat mich öffentlich schon einen “Bildungserklärer”, einen “Kulturversteher”, einen “Linksfaschisten”, einen “Märchenonkel”, einen “Unglaubensdeuter” und einen “Vernaderer” genannt. Da war der “Faschist” geradezu überfällig.
    w.k.

  • Hallo Hilger, danke für Deinen Artikel.
    Ich möchte hier kurz erklären, warum die Webseite Liberales Waffenrecht ( LW ) so ist, wie sie ist.

    Es gibt viele gute Blogs und Seiten, die sich für ein liberaleres Waffenrecht einsetzen, die übrigens auch bei LW verlinkt sind, jedenfalls die, die ich finden konnte. Auf diesen Seiten werden teils technische und spezielle waffenrechtliche Themen behandelt, die Waffenbesitzer interessieren. Aber auch nur Waffenbesitzer. Es werden aber auch ausgezeichnete Artikel und Aufsätze verfasst, die für die breite Öffentlichkeit meinungsbildend sind. Nun ist es aber so, dass diese Webseiten nur Menschen mit einem entsprechenden waffentechnischen- und rechtlichen Hintergrund besuchen. Die meinungsbildenden Texte gehen also für die Öffentlichkeit verloren.

    Vor drei Monaten habe ich beschlossen für die ” Normalos ” eine Seite anzubieten, die diese meinungsbildenden Texte als Essenz zur Verfügung stellt. Ich habe mich mit den Betreibern dieser Fachseiten in Verbindung gesetzt und darum gebeten deren Texte zu verwenden, um sie der Breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um damit eine pro Waffen-Meinung bei der Bevölkerung zu fördern. ( Dich habe ich nicht direkt gefragt; Ich bin Deinem Link zu Deinen Aufsatz gefolgt, fand ihn super und habe ihn unter dem Hinweis auf Dich als Autor und einem Link zu Deiner Seite weiter veröffentlicht. )

    Eine weitere große Herausforderung ist die Bekanntmachung von LW im Netz. Denn von alleine kommen die Besucher nicht. Also habe ich in unzähligen Blogs, Webseiten und Verzeichnissen Hinweise auf diese neue Seite hinterlassen.
    Die Resonanz ließ nicht lange auf sich warten.

    Interessanterweise wollten nur Konservative und Liberale Webseitenbetreiber mit LW Banner oder Links tauschen. Linke wollten das grundsätzlich nicht. Ich hätte mich jedenfalls sehr darüber gefreut. Linke, Konservative und Liberale, gemeinsam interessiert an einem liberalen Waffenrecht.
    Nun ja, so sind die Verlinkungen eben etwas einseitig.

    L.G.

    +++++++++++++++++++

    Und dass sollen wir jetzt wohl unter “Künstlerpech” ablegen? Warum mögen denn die Linken nicht?
    w.k.

  • Wie kann man nur zu trügerischen Schluss kommen, mehr Waffen im freien Umlauf führen zu mehr Sicherheit? Genau das Gegenteil ist der Fall.

  • Sie haben vollkommen Recht, das “Schaf” ist nicht Schuld wenn es vom “Wolf” gefressen wird – es kann sich nur nicht zur Wehr setzen. Aber vom allen Menschen zu verlangen, sich wie “Schafe” zu Verhalten ist einfach nur grotesk – und ich lehne auch eine Gesinnungs-Diktatur ab : Es ist egal ob man Sozialdemokrat oder Konservativer oder was auch immer ist, jeder sollte das Recht zur Selbstverteidigung und freien Meinungsäußerung haben – Die Personen, welche Waffen nicht nur zur Selbstverteidiungszwecken einsetzen, kommen immer an Waffen oder Munition (BREIVIKs Munition zumindest war illegal).
    Und selbst wenn ich Ihre Meinung nicht teile, gegestehe Ich Ihnen dennoch ein Recht auf Selbstverteidigung zu .

    Ja, Frauen mit Waffen finde ich auch sexy (ob das jeder so findet obliegt uns nicht zu beurteilen) – nur was tut das zur Sache?

  • “Ja, ich kenne den Unterschied zwischen historischem Anarchismus und Libertarismus, doch ich erkennen letzteren nicht als »libertär« an”

    “Wer extremistische Kommentare zulässt, ist moralisch dafür verantworlich, egal was der Gesetzgeber dazu sagt.”

    wer mit solchen Basta Argumenten um sich wirft kann eigentlich nicht allen ernstes für voll genommen werden wollen, oder? Aber das scheint dem modernen Zeitgeist zu entsprechen und jegliche Diskussion im Keim zu ersticken.

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    Sie ersticken hier nicht, aber nehmen Sie das auch als Aufforderung gegen mich zu argumentieren.
    w.k.

  • Hallo,
    jeder nicht gewalttätige Mensch soll meiner Meinung nach, das Recht haben sich gegen Angriffe mit effektiven Verteidigungsmitteln zu schützen. Auf der Seite Liberales Waffenrecht äußern sich eben momentan Menschen, die Dir nicht ins`politische Konzept passen. Das fällt Dir auf und Du beklagst Dich darüber. Ich kann Dir aber versichern, Liberales Waffenrecht ist für alle da, die das wollen. Probiers`doch einfach aus.

    Gruß

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    Ich will von Fremden nicht gedutzt werden.
    w.k.

  • “Tatmenschenherrlichkeit” Tolles Wort, gefällt und erschließt das Gemeinte vortrefflich.

    Ansonsten ist die neuzeitliche Demokratie, man beachte die Gründung im Jakobinertum, ja gerade aus breitem Waffengebrauch und Gewaltakten heraus entstanden und es waren Liberale, die mit Verfassung und Gewaltmonopol dieser “Aufklärung” bessernde Abhilfe zuteil werden lassen wollten. Nun bleibt selbst diesem “liberalem” Monopol nicht erspart, was alle Monopole zeitigen: Die Leistung sinkt, die Preise steigen. Es stellt sich auch die Frage, ob ein Souverän auf Waffen verzichten kann. Dies gilt auch für den Demokraten. Ist das Volk nicht bewaffnet, kann es mit Waffen beherrscht werden. Der Stärkere macht sich den Demokratenstaat zunutze, gar zueigen. Und verfügt dann sogar über das Gewaltmonopol und läßt eifrig dessen Monopolgewinne sprudeln. Das ist der Status.

    Da mutet die libertäre Idee gewaltverzichtender Gemeinsinniger sympathisch an. Doch es ist nicht der libertaristische Eigensinnige der diese Idee empirisch bedroht, sondern – und dies wird hier gut herausgearbeitet – der Waffennarr, zumal der, der zur Tat schreitet und Aufrüstung betreibt. Und dessen Tatmenschenherrlichkeit Überlegung verachtet und das Basta liebt. Doch was nutzt es: Waffen gibt es, das ist sicher. Zuverlässig unentwegt Friedfertige müßten alle sein. Und hier verpufft wieder diese Idee als sozialistische, die nur Alle umfassend denkbar ist. Sie ist zwingend totalitär. Mit dem Wegfall dieser totalitären Idee bleiben Waffen existent. Und es kommt einmal mehr – anders ist das nicht zu haben – darauf an, wie diese genutzt werden. Und da ist tatsächlich die libertäre Abrüstung gefragt als Antworten auf angreifende Waffen, die nicht von der Idee des stärker (und am stärksten) Bewaffneten getragen sind. Libertäre Wirklichwerdung kann daher auch nicht das (staatliche) Gewaltmonopol meinen, sondern zielt vielmehr auf abstufbare und angemessene Reaktionen, Präventionen, Eingrenzung und Sicherungsmöglichkeiten ab. Erst wenn das politische Mittel (Oppenheimer) wertlos hinter das ökonomische Mittel zurückfällt, ist die Verwirklichung dieser libertären Idee gelungen. Dem handelnden Menschen ist es also gegeben, Bedingungen des Obsoletseins von Kratie und politischem Mittel zu schaffen. Wir brauchen Freiheit zum Handeln – nicht zum Schiessen.
    Wer immer der Stärkere sein will, wird vom Stärkeren gefressen. Wer zum Staat greift, wird durch den Staat umkommen. Zu diesen Irrwegen braucht es lebbare Alternativen. Vorstellbar als eine Kultur des Dienens, der Freiheit, des Privaten, des Geteilten und des Zusammengelegten. Eine Kultur des freien Austauschs, des freien Handels, des Vertragens statt Beherrschens. Dies wirft Fragen auf: Kann die anarchistische Selbstverständlichkeit von Freiheit und Frieden wirklich umfassend entwaffnend sein? Oder ist es anthropologisch nicht naheliegender, Waffen zu haben, doch diese ruhen zu lassen? Und ist obligatorischer Waffenbesitz und allgemeine Waffenkunde wirklich verzichtbar, wenn Herrschaft verunmöglicht werden soll? Ich denke nicht. Und doch bin ich überzeugt davon, daß der Weg der Aufrüstung kein alternativloser Irrweg ist.
    Der Wille, sich nicht beherrschen zu lassen ist nur der Anfang. Soll er Wirklichkeit werden, braucht es Strukturen, die Waffen stumpf werden lassen, braucht es Verteidigung, die den Angreifer nicht besiegt, sondern beschränkt, ablenkt, abgleiten läßt. Es braucht Verteidigungswaffen in technischer, praxeologischer und institutioneller Hinsicht, formelle und informelle, variable und starre. Der Ausbeuter kann nicht Ausbeuter bleiben, der Mordende nicht Ausbeuter sein. Das politische Mittel ist beschränkt, das ökonomische Mittel ist das der unbegrenzten Möglichkeiten. Individuelles und soziales Streben haben darin ihren Platz, schaffen Neues und mehren, was gefällt. Gewalt kann nur umverteilen. Wir brauchen Freiheit, der Einzelne und auch die Gemeinschaft. Wer herrschen will, möge sich auf sein Eigenes beschränken. Und immer wieder entschieden darauf verwiesen werden.

  • Sehr geehrter Herr Koch,

    in Deutschland haben nur Bonzen Anspruch aufs Führen von Waffen, das erforderliche Dokument nennt sich “Waffenschein” und wird nur in homöopathischen Dosen ausgestellt. Normalbürger erhalten es nie, auch Juweliere, Taxifahrer, Tankstellenpächter etc. mit hohem Gefährdungsgrad gucken in die Röhre.

    Das wird denen von genau den gleichen Spitzenbeamten und Politikern verwehrt, die dieses Privileg für sich selbstverständlich in Anspruch nehmen und in gepanzerten Limousinen und nur mit, selbstverständlich bewaffneten, Personenschützern auf die Straße gehen.

    Einen Bedürfnisgrund “Selbstverteidiung”, wie es ihn m. W. in Österreich gibt, sieht das deutsche Waffenrecht nicht vor.

    Mittlerweile wurden auch fast alle halbwegs zur Selbstverteidigung geeigneten Mittel mit einem Besitz- oder wenigstens Führverbot belegt, so dass de facto in Deutschland nur noch das Recht des Stärkeren gilt und ein körperlich überlegener Rechtsbrecher kaum mit “eigenen Verlusten” rechnen muss, sofern er nicht zufällig an einen Kung-Fu-Meister gerät.

    Überflüssig zu erwähnen, dass die, wegen denen man solche Gesetze eigentlich erlassen hat, sich natürlich am allerwenigsten daran halten und der Ehrliche wieder mal der Dumme, sprich das wehrlose Opfer ist.

    Vielleicht hilft Ihnen das, die “Message” des o. g. Plakates aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, zumindest kennen Sie nun die Hintergründe.

    Das strenge, deutsch Waffenrecht basiert übrigens im Wesentlichen auf Nazi-Gesetzgebung, weshalb die Braunen und ihre Anhänger bei den meisten Jägern und Schützen nicht sehr wohl gelitten sind. Aber das nur am Rande.

  • I. Der Eintrag eines anonymen Kommentators in einem Forum eines Vereins wird hier dem Verein in toto angelastet, obwohl nicht klar ist, ob der Kommentator Funktionsträger des Vereins oder auch nur Mitglied ist. Mittels indiktiver Logik, die keine Logik im Sinne der Beweiskraft ist, wird von dieser einen Aussage einer x-beliebigen anonymen Person auf die Haltung einer ganzen Gruppe geschlossen. Induktive Logik ist jene Art von “Logik”, der sich auch Rassisten und andere Kollektivisten und Kleingeister bedienen (müssen): “Kennste einen, kennste alle.” Das ist peinlich und jenseits der Werte der Aufklärung.

    II. Interessant ist auch, dass man sich scheinbar genötigt sieht, solche Schmierentexte hier abzusondern. Die Auseinandersetzung mit den Argumenten der Befürworter des individuellen Selbstverteidigungsrechts lässt man lieber bleiben, wohl wissend, dass man nur verlieren kann. Was will man auch ernstlich gegen die Behauptung einwenden, dass z.B. im Falle der Attentate in Norwegen bewaffnete Opfer sich hätten wehren und so Menschenleben gerettet werden können. Nach der altbekannten “Haltet-denDieb”-Taktik wird versucht, freiheitsliebende Menschen als “rechts” zu diffamieren, damit bloß niemand darüber nachdenk, in welchem ideologischen Sumpf der Schreihals steht. Doch was für ein reaktionäres, faschistisches Welt- und Menschenbild muss man eigentlich vertreten, wenn man sich dafür ausspricht, dass sich Opfer wie Schafe in die Ecke zu kauern und darauf zu warten hätten, bis “Vater Staat” irgend wann mal kommt, um sie zur erretten?

    +++++++++++++

    Ich akzeptiere keine Ausrade für nicht-moderierte Foren im Netz. Wer extremistische Kommentare zulässt, ist moralisch dafür verantworlich, egal was der Gesetzgeber dazu sagt.
    w.k.

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