vonWolfgang Koch 28.09.2013

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Der linke Wechselwähler ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Er muss dringend nachdenken. Soll er sich für die sozialdemokratische Regierungspartei entscheiden oder doch die tugendterroristische SuperSauberFrauGanztagsSchulpartei der Giftgrünen Antikorruptionsliga wählen.

 

Warum nur die beiden? Dem linken Wechselwähler fehlt der Durchblick. Vielleicht weil die Piraten ihre Chance schon im 16. Jahrhundert auf allen Weltmeeren hatten, und die Kommunisten die ihre im 20. Jahrhundert im Sowjetreich. Darum: Rot oder Grün.

 

Und damit er rotgrün regiert wird, denkt der linke Wechselwähler, braucht es eine Mehrheit.

 

Auch in Deutschland hat man Frau Merkel doch praktisch abgewählt. Die CDU/CSU hat sich zu Tode gesiegt und durch eine Wahlrechtsreform ihren Koalitionspartner erwürgt. Die SPD, denkt der linke Wechselwähler, hat nun eine einmalige historische Chance: mit den Grünen und mit der Linkspartei.

 

In Österreich, denkt der linke Wechselwähler, wäre das noch viel einfacher.

 

Nur: die k. u. k. Sozialdemokratie ist lahm, ihre Führung matsch wie eine Herbstbirne. Zwanzig Prozent des Vermögens der Menschheit liegen auf unversteuerten Privatkonten. Doch die SPÖ steht heute für einen absoluten Institutionen-Konservatismus, den Gleichklang der Politik mit den Verwaltungsapparaten.

 

Umverteilt wird von dieser SPÖ gar nichts. Die Löwelstraße schürt nur ständig die Angst der mittleren und der Kleinintelligenz vor dem sozialen Abstieg und legt zugleich alle Aktivitäten der Massen, in Zynismus einseifend, still.

 

Die SPÖ, denkt der linke Wechselwähler, versucht das Land durch Gefühle zu lenken. Hat er nicht gerade die bombastische Bekanntgabe eines Krebsbefundes der Nationalratspräsidentin im Fernsehen gesehen? Nein, der linke Wechselwähler will sich nicht von einem ultimativen Mitleidsakt zwischen Marmorsäulen rühren lassen.

 

Und wäre, denkt der linke Wechselwähler, der schreckliche, psychisch gestörte Vierfachmörder vom Annaberg rechtzeitig in eine Therapie gekommen und in die Invaliditätspension geschickt worden, dann würden heute fünf Menschen und zehn Hirschen noch leben.

 

Der Sozialstaat, denkt der linke Wechselwähler, hat keinen Wert mehr; ausgerechnet der sozialdemokratische Sozialminister hat die Invaliditätspension zu Grabe zugetragen. Das totemistische Blutopfer hat im ländlichen Österreich einen viel höheren Wert.

 

Ein Sozialstaat, denkt der linke Wechselwähler, den die Regierung den Marktmechanismen unterordnet und damit letztlich den Renditeerwartungen der Besitzenden, ist kein Sozialstaat mehr. Ein Sozialstaat wäre das Gegenprinzip zur Verwertungslogik der globalisierten Wirtschaftsordnung, denkt der linke Wechselwähler. Aber Widerstand ist mit den Genossen nicht zu machen.

 

Darum zieht der linke Wechselwähler jetzt die Grünen in Betracht. Doch auch die Politikanten der Grünen, die sich vor Kameras reflexhaft verbiegen, stoßen ihn ab. Die Grünen-Kandidaten lassen sich von den Medien am brutalsten vor sich hertreiben. Sie lassen sich aus dem Handschuhfach eines Autos filmen und witzeln im Fernsehen mit aufgeblasenen Redakteuren herum.

 

Die luxurierende Moralexpansion der Grünen macht den linken Wechselwähler richtig wütend. Die Prosecco-Partie an der Spitze versucht sich im Stil des Rechtspopulisten Jörg Haider (»Evas Wahlkantine«) zu verbreitern.  

 

Nein!, denkt der linke Wechselwähler. Tief in ihren Herzen mögen die Ökos ja  die Übernächsten lieben. In der Realität aber kopieren nur die übelsten Ideen der anderen, plakatieren lachende Politikergesichter mit Kindern und Tieren.

 

Was jetzt? Soll der angewiderte linke Wechselwähler aus Protest rechts wählen? Und wen, rechts? Einen kanadischen Milliardär, der aus den seichten Gewässern seines Konzernunternehmertums in die Bedeutungstiefe der Gesetzesarbeit herüberwechseln will?

 

Oder soll er den gescheitelten Kandidaten der Volkspartei wählen? Die ÖVP, Halbschwester der CDU und Blutsbruder der CSU, schickt ausgerechnet im Land von Bier, Wein & Schnaps einen Kanzlerkandidaten ins Rennen, der nach eigenen Angaben in den letzten zehn Jahren keinen einzigen Rausch erlebt hat.

 

Nein, denkt der linke Wechselwähler. Dann doch lieber die Proseccokiffer.

 

© Wolfgang Koch 2013

 

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kommentare

  • Die SPD und die Grünen sollten den Linken klar machen, dass sie koalieren könnten, wenn die utopischen Forderungen der Linken niveliert werden, z.B. Austritt aus der Nato und ähnliche Spinnereien, denn diese 3 Parteien sind angetreten Kanzlerin Merkel zu verhindern. Gemeinsam hätten sie 54% und würden sicherlich sozialer handeln aals die CDU/CSU, als die sogenannten christlichen Parteien. Wir werden eine Altersarmut erleben, wie es sie noch nie gab, die Renten werden im Jahre 2020 auf 43% reduziert, gleichzeitig steigt die Besteuerung der Renten und Pensionen an. Die Volksverdummung der Christlichen muss endlich aufhören.

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