Ja, offiziell soll die Regierung „Rutte-Verhagen“ heissen – aber darauf fallen wir bei Meine Güte nicht rein. Es ist ganz einfach die Regierung „Wilders“. Punkt aus. Was fällt auf? Einiges. Nehmen wir die Minister:
Obwohl die VVD von Mark Rutte eineinhalb mal so groß ist wie der CDA („der“ – weil Christdemokratischer Appell) von Maxime Verhagen, haben sie je sechs Minister und vier Staatssekretäre. Wilders hat weder Minister noch Staatssekretäre, aber er hat die VVD-CDA-Truppe ja in der Hand. Wenn die nicht spuren, dann schickt er schon seine SMS an Rutte und Verhagen, um die Kritiker in deren Parteien auf Wilders-Linie zu bekommen.
Auffällig auch: kaum Frauen, dafür viele alte Männer unter den Ministern und Staatssekretären, Leute mit Migrationshintergrund schon gar nicht. Wie hatte Geert Wilders geschimpft, als in der letzten Regierung zwei Politiker mit türkischen und marokkanischem Hintergrund einrückten. Liebe Freunde, er hatte sehr viel geschimpft.
Kommen wir zum Thema „Asyl, Einwanderung, Integration“. Das wird „eine schwierige Mission für Leers“, schreibt De Telegraaf heute. Gerd Leers, Ex-Bürgermeister von Maastricht, soll es richten. Geert Wilders aus dem Süden des Landes – Leers aus dem Süden des Landes. Es wird aber wohl nicht so viel bedeuten. Leers hatte gesagt, dass er „Brücken bauen“ und von der „negativen Polarisierung“ abkommen wolle. Wilders will ja nun genau das Gegenteil: Brücken zertrümmern, abreißen, pulverisieren – also „negativ polarisieren“. Leers ist der Typ Bürgervater, Wilders der Typ lästiger ewig meckernder Cousin.
Diese Personalie dürfte spannend werden. Leers wird ein von Wilders Getriebener sein. Wilders droht schon herum, dass Leers „die Asylpolitik gut ausführen“ müsse. Die Personalie Leers und Wilders dürfte spannend werden.
Dann haben wir noch einen gewissen Ben Knapen, der Staatssekretär im Außenministerium werden soll. Diese Personalie sorgt gestern und heute für Ärger. Grund: der Mann, früher einmal Chefredakteur des NRC Handelsblad, hatte sich als einer der Direktoren mitverantwortlich für den Untergang eines der größten Zeitungs-Firmen der Niederlande gemacht. Es geht hier um PCM, einst Herausgeber von NRC Handelsblad, De Volkskrant, Trouw, Het Parool und Algemeen Dagblad. Kurz gesagt ist der Verlag untergegangen.
Und das geschah so. Die PCM-Direktion und die PCM-Eigentümer (diverse Stiftungen) holten sich die Heuschrecken von Apax an Bord. Bevor Apax kam hatte PCM ein Vermögen von 268 Millionen und eine Schuld von 173 Millionen. Als Apax lachend verzog lag das Vermögen bei minus 55 Millionen und die Schulden bei 367 Millionen Euro. PCM hatte den Einstieg von Apax praktisch selbst finanzieren müssen und dann gab es zig fehlerhafte Fehlentscheidungen des Managements.
De Volkskrant, Trouw, Het Parool und Algemeen Dagblad gehören der belgischen Persgroep und das NRC zwei Investoren. Kurz gesagt: Ben Knapen hat entweder Mitschuld an dem PCM-Desaster oder er hat vielleicht gar nicht verstanden, was da vor sich ging. Beides Gründe, warum die Opposition in Den Haag ihn für inkompetent hält und die Sozialistische Partei gleich mal parlamentarisch diskutieren will. Und die SP will auch, dass Knapen einen Betrag von 1,5 Millionen Euro, den er bei seinem Abschied von PCM mitbekam, zurückzahlt.