Zehn Jahre, nachdem die Invasion von Afghanistan begonnen hat, gibt es Leute aus den USA, die eine Frau fürchten, die sowohl die Krieger aus ihrem eigenen Land kritisiert, als auch die ausländischen.
Als Malalai Joya, afghanische Ex-Parlamentsabgeordnete und Frauen- und Menschenrechtlerin, Mitte März in der US-Botschaft in Kabul ein Besuchsvisum für drei Wochen in den USA beantragt, erhält sie eine Ablehung. Begründung: Sie lebe im Untergrund und sie sei arbeitslos.
Die 32jährige, die zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten hat, will zu Lesungen aus ihrem Buch „A Woman among Warlords“ und zu Diskussionen über den Afghanistan-Krieg in die USA reisen. Erst nachdem die Termine für ihre Veranstaltungen in Washington und in New York verstrichen sind, macht die US-Diplomatie eine Kehrtwende. Ende vergangener Woche – nach Proteste bei US-Botschaften (unter anderem in Briefen wie –> diesem von US-Abgeordneten) – erhält Malalai Joya doch noch ein Visum. Sie reist umgehend zu einer Diskussion in Boston.
In Afghanistan lebt Malalai Joya tatsächlich im Untergrund. Sie hat Morddrohungen erhalten, hat vier Mordversuche überlebt und geht mit Personenschutz auf die Strasse. Sie hat sich mit sämtlichen bewaffneten Gruppen angelegt: Mit den Taliban, mit der Islamischen Partei von Gulbuddin Hekmatyar, mit den Drogenbaronen und mit den Besatzungstruppen.
Nachdem sie in den USA gelandet ist, gibt Malalai Joya der Journalistin Amy Goodman ein Interview. Sie sagt: „Wir haben genug von den Entschuldigungen des Weißen Hauses für Bomben auf Hochzeiten, für Spaß mit toten Zivilisten und für Streubomben. Oabama wollte den Krieg beenden. Aber er hat mehr Truppen geschickt. Es gibt jetzt mehr Tragödien und Massaker.“ Erschwerend kommt für sie hinzu, dass die USA mit „Terroristen wie Hekmatyar und den Taliban und mit Mördern verhandeln, die im Umfeld von Präsident Karzai sitzen, aber eigentlich vor ein internationales Gericht gehören“.
„Wenn die USA und die Nato uns nur ein kleines bisschen in Frieden lassen würden, werden wir herausfinden, was wir mit unserem Schicksal machen“, sagt Malalay Joya: „Demokratie lässt sich nicht mit militärischen Invasionen erreichen.“
Das Interview auf —>Democracy Now.