Im Bruch mit der bisher vorherrschenden Investmentbankerlogik kommt es nicht so sehr darauf an, wie schnell wir handeln, als vielmehr, in welche Richtung wir uns bewegen. Wer den „speed kick“, den Geschwindigkeitsrausch braucht, soll ihm in abgegrenzten Reservaten wie Casinos oder Rennstrecken frönen, wo man damit keinen Schaden anrichten kann. In der Realwelt könnten regelmäßige Doping-Kontrollen für Top-Manager und -Trader die Rückkehr zum normalen Tempo befördern.
aus: David Bosshart, Age of Less, Murmann-Verlag 2011
Das wäre doch eigentlich eine hervorragende vertrauensbildende Maßnahme für Banken und Bänker: Listen von verbotenen Substanzen erstellen, die für Finanzmarktakteure in Zukunft verboten sind, und dann die Kontrolleure durch die Handelsräume und Clubs schicken. Denn wie beim Sport sind auch in der Finanzwelt Spitzenergebnisse heute fast nur noch mit leistungssteigernden Substanzen zu erzielen. Es läge also auch im Bänkermilieu im Interesse aller Akteure, Zocker-Doping zu ächten und pharmakologische Exzesse zu verfolgen. Und weil es auch massiv gemeinwohlfördernd wäre, den Zockern ihre Aufputschmittel wegzunehmen, ist das allemal den Aufbau einer neuen Kontrollbürokratie wert.
Disclaimer: David Bosshart ist CEO des Gottlieb-Duttweiler-Instituts in Rüschlikon bei Zürich, das auch die von mir chefredigierte Zeitschrift GDI Impuls herausgibt. Wenn mir sein Buch nicht gefallen würde, würde ich es trotzdem weder empfehlen wollen noch müssen. Es gefällt mir aber.