Weil ich den Hausblog bislang nicht so richtig verfolgt hatte, war mir bis eben gar nicht klar gewesen, was für ein Ausmaß diese ganze BILD, taz und Peniskunstgeschichte schon angenommen hat. Hier ein paar Links dazu. Am durchgeknalltesten ist natürlich der rote Kapuzenpullover mit dem der taz-Genossenschaftler und BILD-Chef Kai Diekmann Mitte September zur taz-Genossenschaftsversammlung gekommen war. „Auf dem Pullover ist er selbst zu sehen im Che-Guevara-Stil, darunter der Schriftzug “KAI”. Der Button zeigt eine Fotomontage: Der Kopf von taz-Anwalt Jony Eisenberg ist auf den Körper von E. T. montiert, am Rand der Schriftzug “Ich bin kein Alien” (Diekmann führt einen Privatkrieg gegen Eisenberg).“
Die Kunst-Am-Bau-Geschichte war jedenfalls ein klassisches Eigentor. Zusammenfassend war alles wohl so gewesen: Irgendjemand war durch eine längere taz-Geschichte auf den Künstler Peter Lenk aufmerksam geworden, hatte anderen wohl davon erzählt und vermutlich auch mit dem Künstler gesprochen, was er sich denn da so vorstellen könnte, so vis-a-vis der Springer-Konzernzentrale. Irgendwelche dafür befugten taz-Gremien hatten dann die Sache abgesegnet und in Auftrag gegeben. Die alte Chefredaktion, die das Unternehmen befördert hatte, sich aber auch nicht vorgestellt hatte, dass das Ding so groß werden würde, hatte in der Zwischenzeit abgedankt; die neue Chefredaktion war dann mit dem Ding als Altlast konfrontiert.
Lager des Entsetzens und des Befürwortens entstanden; der BILD-Chef, klagte nicht wie erhofft gegen das Kunstwerk, sondern zeigte sich gut beraten amüsiert und reagierte satirisch mit einer „Wir-sind-Schwanz-taz“. Mathias Bröckers, hatte dann wohl irgendwelche déjà-vus längst vergangener Kulturkonflikte, nahm begeistert die Partei des Künstlers und war der Ansicht, er hätte nun einen supertollen Coup gelandet, als es kurz so aussah, als wenn der BILD-Chef zwei Wochen einen Blog auf taz.de machen würde.
Man schaute so auf das Kunstwerk und dachte, dass es begleitet von Bröckers Kunsterklärungsreferat ziemlich gut in ein DDR-Museum reinpassen würde.
In echt wird das Kunstwerk am taz-Haus nun auf ewig hängen bleiben. Jemand sagte auch was von zwei Jahren. Es gibt sicher irgendwelche Verträge und man könnte es ja gar nicht so einfach wieder wegmachen. Der Künstler würde die taz dann ja auf Millionen verklagen. Und jede denkbare Aktion gegen das Kunstwerk würde es nur aufwerten und Springer dienen.
(grad schrieb ich dies, da las ich das: Artikel des Südkuriers.)
Die Karosserieverwindungssteifigkeitsauffrischung bei Gran Turismo 4 ist nicht ganz billig, aber meist recht effektiv.
Dass diese ganze Aktion so völlig und auch grandios danebenging, hat viele Gründe: Als die taz damals Kai Diekmann eine Jubiläumszeitung machen ließ, hatte sie sich von der Gegnerschaft verabschiedet. (Viele in der taz hatten das unmöglich gefunden; ich kann mich noch ganz gut dran erinnern, wie ich mit Harald Fricke und anderen am Rande irgendeiner taz-Party stand; wie wütend wir über diese Aktion gewesen waren)
Diese Gegnerschaft ließ sich nicht mehr aufnehmen, nur noch simulieren. In den letzten Jahren hatte es zwar wie in vielen anderen Zeitungen lobende Worte über den BILD-Blog gegeben, aber keinen einzigen längeren Text, in dem sich jemand ganz konkret, analytisch mit BILD beschäftigt hatte. (abgesehen von Höge, der in seinem Blog die Dagobert-Berichterstattung von BILD noch mal geisselte, aber das war ja vor der Ära Diekmann gewesen) Als das Werk dann stand, hatte man eigentlich nichts, mit dem man es hätte unterfüttern können. Das, was dann kam, waren Sachen von früher; damals 68 oder damals als Wallraff der Herr Esser bei BILD war. Die Beschimpfung, BILD sei ein „Blut- und Spermablatt“ funktioniert nicht im Sinne dessen, der das sagt und beschreibt die Dinge falsch. Richtig beschreiben könnte ich das auch nicht, ab und an widern mich Schlagzeilen an, aber ich les die Zeitung ja nicht.