Unter dem Hashtag #söderisst postet der Landesvater, was so alles auf seinem Teller landet: frisches Gemüse (»vor allem, wenn es regional ist«), sächsischer Apfelkuchen (»nahrhaft, süß und lecker«) und Nürnberger Rostbratwürstchen (»Ein Leben ohne Bratwürste ist theoretisch möglich, aber sinnlos«). Der Söder Markus is(s)t und bleibt ein Pfundskerl. Was und wen er nicht mag, erfuhren wir beim politischen Aschermittwoch: »Wir essen lieber Schweinsbraten statt Insekten oder Madenmüsli«, die Grünen könnten »das Zeugs selber fressen«.
Friedrich Merz postet in den sozialen Netzwerken gern Kantinenfotos mit Currywurst, dem »Kraftriegel der Sozialen Marktwirtschaft«. – Wer Markus Söder plumpe konservative Identitätspolitik unterstellt, hat den Franken unterschätzt. Wenn es ums Essen geht, gibt der Nürnberger gern den Gourmet und Weltmann: »Leckeres Sushi zwischendurch. Schmeckt euch das auch?« Im anlaufenden Wahlkampf erschien natürlich das obligatorische Video einer gemischten Grillplatte; Falafel, Reis und Kebab in Großaufnahme: »Türkisches Essen ist mehr als Döner«, erfahren wir im Untertitel, ach so. Sieht so eine Willkommenskultur nach Geschmack des bayerischen Ministerpräsidenten aus?
Horst Drehhofers Erbe
Markus Söder ist bekannt für seine rasanten Kurswechsel: Heute fordert er vehement den Weiterbetrieb derselben AKWs, deren Aus er vor wenigen Jahren gefeiert hatte. Gegen Ende der Corona-Pandemie lief er über Nacht vom ›Team Vorsicht‹ zum ›Team Kubicki‹ über. Vor der Bundestagswahl umarmte er Bäume und wanzte sich an die Grünen heran, gegen die er inzwischen rustikal austeilt. Da Söder aus Opportunismus jedes politische Statement irgendwann ins Gegenteil zu verkehren scheint, stellt sich nicht die Frage, ob er Käfer verspeisen wird, sondern wann. Derzeit steht Söder recht gut da, aber in der Not frisst der Teufel¹ Fliegen.
¹ Harald Schmidt zitiert Markus Söder mit dem Satz: »Moral ist in der Politik selbstverständlich keine Kategorie, außer wir wollen jemandem schaden.« | Wikipedia
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