Die taz will den Etat für Auslandsberichterstattung umschichten und neu gewichten. Eine Reihe unserer Auslandskorrespondenten wehrt sich dagegen und beklagt in einem offenen Brief, dass sie in Zukunft „für die gleiche Arbeit wesentlich weniger verdienen“ sollen. Sie wollen daher von Mittwoch bis Samstag keine Artikel für uns schreiben und haben für die nächste Versammlung der taz-Genossenschaft am Samstag den Antrag (PDF, Seite 32-33) eingebracht, „den Auslandsetat spürbar zu erhöhen“. Und sie fragen: Was ist der taz die Berichterstattung aus den Orten wert, in denen diese Korrespondenten ihren Sitz haben?
Die taz-Chefredaktion antwortet auf diese Kritik:
Die Auslandsberichterstattung ist und bleibt ein Kernbereich der taz. Daran werden auch die Veränderungen der Pauschalistenregelungen im Auslandsressort nichts ändern. Anders als in verschiedenen Mitteilungen kolportiert, wird der Auslandsetat insgesamt nicht gekürzt. Er ist und bleibt mit 20 Prozent des Gesamtetats der größte Posten im taz-Kosmos. Richtig ist, dass die Chefredaktion die Höhe der Pauschalen vereinheitlicht. Eine Maßnahme, die seit langem ansteht und der Redaktion ermöglichen soll, flexibler mit den geringen Mitteln auf sich verändernde geopolitische Entwicklungen reagieren zu können. Die Rolle, die Asien und Afrika spielen, wird immer bedeutsamer. Europa soll dabei nicht aus dem Blickfeld geraten, aber die Schwerpunktsetzungen werden sich verändern. Um KollegInnen aufwändige Recherchereisen auch in diese Länder zu ermöglichen, brauchen wir frei werdenden Mittel.
Diese Umstrukturierung bedeutet für einige KollegInnen schmerzliche Einschnitte. Das wissen wir, und das bedauern wir. Durch eine einjährige Übergangsregelung haben wir versucht, die Auswirkungen zumindest abzufedern.
Allgemein sollen die Bezahlungen im Auslandsressort gerechter werden. Derzeit liegt die Bezahlung pro Zeile zwischen 0,77 und 2,81 Euro. Die Hälfte des Etats ist in Pauschalistenverträge gebunden. Verträge die den KollegInnen die Bezahlung von 400 bis 1.200 Zeilen pro Monat garantieren, unabhängig davon, wie viel tatsächlich geschrieben wird. Künftig werden die Pauschalen einheitlich für 500 Zeilen im Monat bezahlt. Was darüber hinaus geschrieben wird, wird extra bezahlt. Die Zeilensätze für Texte innerhalb und außerhalb von Pauschalen werden nicht verändert. Durch die niedrigeren Pauschalen gibt es bei den derzeitigen 14 Pauschalisten ein Minus von insgesamt 15 Prozent. Die Auswirkungen auf einzelne KollegInnen sind dabei sehr, sehr unterschiedlich, eben je nach dem wie hoch die garantierte Pauschale ist.
Gerade weil die Auslandsberichterstattung zum Markenkern der taz gehört und angesichts der Tatsache, dass immer mehr Zeitungen ihre Büros im Ausland schließen, bleiben wir bei diesen Umstrukturierungen nicht stehen. Die Redaktion wird einen Verein gründen für „Die FreundInnen der taz-Auslandsberichterstattung“. Damit wollen wir in guter taz-Tradition weitere Einnahmequellen erschließen, um die Qualität unserer Berichterstattung zu wahren und auf die immer breiter werdenden Anforderungen reagieren zu können.
Wir sind davon überzeugt, dass wir eine Lösung finden, die am Ende dazu führt, dass die taz-Auslandsberichterstattung so wertvoll und außergewöhnlich bleibt wie bisher.
Ines Pohl & Reiner Metzger, taz-Chefredaktion
@Dominic Johnson
Dem einen zu kündigen und unter wesentlich schlechteren Bedingungen einen Vertrag zu offerieren, um einem anderen widerum mehr Geld zukommen zu lassen kann nicht langfristig das Ziel sein. Wenn der Aufwand einer Sache steigt, kann nicht der aktuelle Etat einfach verteilt werden, damit eben alle weniger bekommen – diese Sicht ist nur auf den ersten Blick gerecht.