vonAline Lüllmann 17.07.2012

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Was Blätter wie die “Esslinger Zeitung”,, das “Darmstädter Echo” oder die “Saarbrücker Zeitung” mit der “New York Times” oder dem “Wall Street Journal” verbindet, sind nicht ihre Bedeutung oder die Auflagenhöhe. Doch in einer Hinsicht fahren die kleinen Regionalblätter und die internationalen Player dieselbe Strategie: ihre Verlage haben Bezahlschranken –  Paywalls – aufgestellt. Sie verlangen nicht nur für ihre gedruckten und als e-Paper ausgelieferten Zeitungen Geld, sondern auch für die auf ihrer Webseite erreichbaren Inhalte. Die mit dem Internetboom im vergangenen Jahrzehnt weit verbreitete Hoffnung, dass sich Zeitungs-Webseiten allein durch Werbeeinnahmen finanzieren lassen, ist allenthalben verflogen und seit einiger Zeit wird in Verlagshäusern wieder laut über Paywalls nachgedacht. Nach ersten gescheiterten Versuchen vor einigen Jahren haben Großverlage wie Axel Springer bereits angekündigt, noch in diesem Jahr InternetnutzerInnen zur Kasse zu bitten, die FAZ denkt ebenfalls darüber nach und das Zeitungsflagschiff der Schweiz, die “Neue Zürcher Zeitung” (NZZ), hat letzten Monat damit begonnen.

Dass guter Journalismus Geld kostet, dass Recherchen und die Aufbereitung der Inhalte nicht umsonst zu haben sind, dass hinter jedem angeklickten Artikel Menschen und ihre Arbeit stecken – so zutreffend und gleichlautend diese Argumente für den “Paid Content” auch sind, so unterschiedlich sind die digitalen Strategien, die daraus abgeleitet werden. Grundsätzlich aber versuchen die meisten Zeitungsverlage nichts anderes, als ihr Geschäftsmodell aus der Papierwelt auf das Internet zu übertragen – wenn auch mit ein paar Löchern. Wie die “New York Times” erlauben auch die NZZ und einige andere den Usern weiterhin freien Zugang, aber nur für einen begrenzte Anzahl von Artikeln pro Monat. Erst dann werden sie zur Bezahlung oder zum Abschluss eines Abos aufgefordert. Diese lückenhafte Schranke, die “Soft-Paywall” oder “Metered Payment” genannt wird gilt aktuell als Erfolgsrezept, weil sie Reichweite und Zugriffszahlen der Webseite nicht gleich ins Bodenlose stürzen lassen und dennoch Erlöse garantieren soll.

Die taz hat sich mit “taz zahl ich!”  im April 2011 für einen anderen Weg entschieden. Nämlich weder eine Mauer noch eine löchrige Kontrollschranke aufzubauen, sondern alle Inhalte auf taz.de kostenlos und frei zugänglich zu halten – und an die NutzerInnen zu appellieren, für diesen Service freiwillig etwas zu bezahlen. Unter jedem Artikel kann das mit wenigen Klicks geschehen, und seit Oktober 2011 bieten wir außerdem an, die Freiheit im Abo zu kaufen und regelmäßig zu zahlen. Seitdem sind bei der taz 53.192,49 EURO eingegangen. Das reicht zwar bei Weitem noch nicht aus, die Kosten von taz.de zu decken, ist aber sehr ermutigend. Und die neuen Paywall-Entwicklungen bei anderen Zeitungsverlagen werden weitere Aufmerksamkeit für das Thema und für die Alternative zum Bezahlzwang schaffen. Wir haben dazu einen kleinen Film gemacht , der anhand des Arbeitsalltags einer Redakteurin erklärt, wie ein typischer Tag bei taz.de ausssieht, wie viel Arbeit in einem Artikel steckt und warum es wichtig ist, das freiwillig zu unterstützen.

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https://blogs.taz.de/hausblog/bezahlschranken-lochrige-paywalls-und-die-alternative-taz-zahl-ich/

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kommentare

  • Geniales Video, hat auf jeden Fall das Potential viral zu werden. Was mir gut gefällt ist die Idee dahinter quasi eine Infografik als Video zu gestalten. Das hab ich in dieser Form so noch nicht gesehen. Werd es auch mal bei Twitter posten.

    14,4 Mio Wörter pro Jahr! Hut ab… :)

  • Hier die Antwort für diejenigen, die sich auch dafür interessieren:

    Lieber Micha Schoefer,

    vielen Dank für Ihre mail und Ihr Interesse an der taz.

    Gern beantworten wir Ihre Frage zur Diskussion um Leistungsschutzrechte.

    Die taz ist eine Autorenzeitung, in der die einzelnen RedakteurInnen sehr weit gehende individuelle Rechte haben und keiner Verlagslinie unterliegen.
    Insofern kann es auch in der Frage Leistungsschutzrechte durchaus unterschiedliche Positionen in der taz geben.
    Dennoch haben wir uns kollektiv auf bestimmte minimale Geschäftsbedingungen geeinigt, die im Impressum der taz festgehalten sind.
    Dort heißt es: „Die taz und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.“
    Die taz als Verlag hat im übrigen nicht an allen ihren publizierten Beiträgen die Urheberrechte. Oft haben wir nur einfache Nutzungsrechte für unsere Publikationswege.
    Und es hat schon taz-Autoren gegeben, die ihre Urheberrechte gegenüber Dritten in Anspruch genommen haben, die „einfach“ mal aus der taz was übernommen haben, weil sie dachten, bei der taz sei das ganz üblich so.
    Gegen die Tagesschau-App geht die taz nicht vor. Wir müssen unsere Probleme, das heißt die Wertschätzung unserer Leserinnen und Leser zu erhalten und möglichst zu verbreitern, jenseits staatlicher oder öffentlich-rechtlicher Hilfsansätze lösen. Wir sind uns zwar der Problematik, dass auf dem Markt der Publikations-Applikationen hier öffentlich-rechtlich geförderte mit nichtgeförderten Marktteilnehmern auf einander stoßen, bewusst, haben aber keine Ambitionen, uns im Wettbewerb unterschiedlicher etablierter Akteure auf eine der Seiten zu schlagen.
    Unser wichtigstes Markenattribut ist die strikte Unabhängigkeit der Redaktion, sei es von Verlegerinteressen, von Akteuren von Rundfunkstaatsverträgen oder auch von Lesergruppen.
    Alle Beiträge der taz sind übrigens im Internet über immerwährende URL’s kostenfrei verlinkbar, weil über diesen Weg lediglich ein einfaches Nutzungsrecht auf unserer Seite taz.de ausgelöst wird.
    Wirtschaftlich ist für uns ein Abonnement eines der taz-Produkte am allerwichtigsten. Denn damit sind die Kosten für die Arbeit der taz-Redaktion am zuverlässigsten zu finanzieren.
    Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem ePaper-Abo ein gutes Angebot für Nutzer digitaler Publikationen vorweisen können.

    Viele Grüße,

    Andreas Bull

  • Lieber Michael Schöfer,
    ich habe Ihre Frage an die entsprechende Stelle geleitet und als Kontakt die Emailadresse aus der oben verlinkten Website angegeben. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne.
    Liebe Grüße aus der taz!

  • Das Video ist großartig (wer hat das gemacht?), der Inhalt stimmig. Werde das weiterverbreiten.
    Und auf die Antwort zu dem Kommentar von Michael Schöfer bin ich auch gespannt.

  • Sie machen mir Spaß, ich würde ja gerne für die taz bezahlen, bekomme aber leider keine Antwort. Hier meine Mail an die taz:

    »Ich habe mein Abo bei der Frankfurter Rundschau gekündigt, weil die FR für das geplante Leistungsschutzrecht eintritt und außerdem gegen die Tagesschau-App klagt. Das widerspricht meinen Interessen als Staatsbürger, Blogger und Nachrichten-Konsument. Ich weiß, guter Journalismus kostet Geld und würde daher gerne, obgleich das heutzutage nicht mehr unbedingt notwendig ist, ein ePaper-Abo abschließen. Die Immer-und-überall-Kostnix-Variante ist nicht mein Ding. Doch ich gebe mein Geld nur einer Zeitung, die wenigstens grob meine Interessen wahrt. Aus diesem Grund möchte ich gerne wissen, wie die taz ›als Verlag‹ zum geplanten Leistungsschutzrecht steht und ob sie womöglich ebenfalls gegen die Tagesschau-App klagt.«

    Ich habe die taz insgesamt zwei Mal angemailt, zum ersten Mal vor fast vier Wochen. Reaktion: Keine! Ich bekam nicht einmal eine höfliche Eingangsbestätigung.

    Was soll ich daraus schließen? Die taz ist fürs Leistungsschutzrecht, will es aber nicht zugeben? Die taz hat inzwischen genug Abonnenten (irgendwann reicht’s ja auch mal)? Die taz mag keine dummen Fragen von irgendwelchen Leuten beantworten (und dreht stattdessen lieber lustige Videos, in denen sie zahlungswillige Leser sucht)?

  • Ich bin immer noch ganz „altmodisch“ und überflüssig taz-online-Abonnent…(Hab‘ sogar mal ein ganz süsses „Dankeschön“-Kärtchen dafür bekommen! Fand ick juuut.

  • Auch wenn ich kein Ei- oder Smart-Fohn oder so etwas besitze, um am Bildschirm zu lesen, und „meine TAZ“ lieber regelmäßig im Zeitungsladen kaufe, halte ich eine Zahlung auf freiwilliger Basis für eine sehr gute Alternative gegenüber einer „Kassierwand“. Also so oder so zahle ich für´s Lesen der TAZ.

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