Es ist Anfang des Jahres 2006. Noch bietet die taz auf ihrer Website Artikel ausschließlich als Download und in Textform an – so wird’s gemacht, seit sie in den 1990ern als Erste der Branche den Schritt ins Netz machte. Nur – das soll sich ändern. Ein Web-Entwickler und ein ehemaliger taz-Redakteur haben sich die Idee in den Kopf gesetzt, eine Blog-Plattform zu schaffen, auf der die Autor*innen des Blattes eigenständig Texte publizieren und in direkten Kontakt mit den Lesenden treten können.
Leider wurde aus der Idee nichts. Tatsächlich hatten nur wenige Redakteur*innen Lust, zusätzlich zur tagtäglichen Blattproduktion einen Blog zu bespielen – pro bono. Verständlich! Und trotzdem schade.
Aber es fanden sich andere, die in die Bresche sprangen – Ehemalige, Freie, Befreundete. Für manche waren die taz Blogs der Einstieg in den Journalismus, für andere das Medium nach oder neben der journalistischen Karriere. Und so wurde aus den Blogs nicht das, was sie sein wollten, sondern das, was sie heute, zwölf Jahre später, sind: Eine bunte Mischung aus Themen und Formaten. Ein Ort für das, was in der gedruckten taz und auf taz.de keinen Platz findet.
Neue Blogger*innen kamen dazu, die alten Autor*innen blieben dabei
So gesehen typisch taz – ein Problem zur Chance gemacht: Statt chronisch zeitknappe Autor*innen vom Bloggen zu begeistern, wurden Begeisterte zu Autor*innen – so einfach ist das. Und einige der ersten Blogger*innen schreiben nach wie vor – teilweise an ihrem 250. Eintrag.
Derzeit zählen wir 100 Autor*innen verteilt auf rund 40 Blogs. Sie schreiben über Europa, den Kongo und New York, sie sammeln Streetart und erfinden Wörter, sie rezensieren Serien und analysieren Drogen, sie fluchen, dichten, philosophieren und schwimmen durch das Prinzenbad.
„In meinem Blog steht das, was es nicht auf Seite 1 geschafft hat. Und genau deshalb sind die taz Blogs wichtig – weil dort das steht, was sonst nirgendwo zu lesen wäre.“ Eric Bonse, Blog: Lost in EUrope
Ohne Redaktionsplan setzen sie die Themen, die sie interessieren. Ohne Redaktionsschluss nehmen sie sich die Zeit, die sie brauchen. Ohne Zeilenbegrenzung und Layoutstruktur schreiben und bebildern sie so viel oder wenig, wie sie möchten. Dass die Seite nicht immer perfekt funktionierte und seit Jahren ihr Aussehen nicht verändert hat, war ihnen ziemlich egal.
Zeitgemäßer und übersichtlicher
Zwölf Jahre nach dem ersten Post war es der taz aber nicht mehr egal. Es war vielmehr allerhöchste Zeit, dass das kleine Geschwisterkind von taz.de ein neues Design bekommt, eine neue Struktur, einen neuen Impuls. Denn auch wenn gute Inhalte keine aufwändige Verpackung benötigen, sie haben sie doch verdient.
So haben wir die Blogs nun zeitgemäßer und übersichtlicher gemacht – und selbstverständlich auch auf mobilen Geräten bestens lesbar. Wichtig war uns, dass sie mit dem taz-Kosmos enger verbunden sind – optisch und auch durch diverse Querverbindungen, etwa mit dem taz Abo, mit taz.de, mit taz zahl ich.
„Für mich geht es nicht um Reichweite, ich schätze das Intime meines Blogs.“ Imma Harms, Blog: Land Weg
Denn die Blogs sind ein Teil davon. Sie ersetzen den Blick in die Zeitung nicht, sie ergänzen auf vielfältige Art und Weise den professionellen Journalismus der taz.
Da muss nicht alles allen gefallen. Viele von Ihnen werden vielleicht die meisten Blogs richtig blöde und unnütz finden. Die Blogs leben nicht von vielen Klicks, sondern von aufmerksamen Lesenden. Sie punkten mit ihrem Überraschungsmoment und ihrer Liebe zum Detail, zum Abseitigen, zum Selektiven. Das muss man nicht groß definieren oder bewerten. Das muss man lesen.
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[…] Seit die taz Blogs im Februar 2018 gerelauncht wurden, erreichen uns vermehrt Anfragen – das freut uns sehr. Da sind viele Menschen, die etwas zu erzählen haben, neue Geschichten, eine neue Idee, ein neues Thema verfolgen und gerne auf den taz Blogs schreiben möchten. […]