DIE ERZIEHUNG DER HIRSE
So heißt ein Gedicht von Bertold Brecht – nach einem Bericht von Gennadi Fisch: „Der Mann, der das Unmögliche wahrgemacht hat“. Fischs Reportage erschien 1949 in dem Band „Die Volksakademie“ im Verlag für fremdsprachige Literatur Moskau. Brechts Gedicht wurde zuerst 1950 im „Neuen Deutschland“ und in der Zeitschrift „Sinn und Form“ veröffentlicht, dann von Paul Dessau vertont und im Oktober 1954 in Halle als „Poem“ uraufgeführt – mit einem Sprecher, einer Singstimme, gemischtem Chor, Jugendchor und großem Orchester“. Das „politische Agitationsstück“ bezeichneten Kritiker später als ein „Kantaten-Ungetüm“.
Im Jahr zuvor, 1953, war auf Deutsch das Buch „Die Welt soll blühen“ des sowjetischen Biologiehistorikers Wadim Safonow erschienen. Dort heißt es – im Zusammenhang der Hirse-Ertragssteigerung: „Der Beschluß der Partei und der Regierung ‚Über Maßnahmen zur Sicherung stabiler Hirseerträge in den Dürrebezirken des Südostens der UDSSR‘ wurde am 26. Oktober 1938 angenommen. Danach sollte im Jahr 1939 ein Ertrag von nicht weniger als je 15 Doppelzentner auf 500.000 Hektar sichergestellt werden. Die Führung in diesem Kampf um die Steigerung der Hirseerträge übernahm die Lenin-Akademie für Agrarwissenschaften und ihr Präsident Lyssenko.“ Er war gerade zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Obersten Sowjet gewählt worden und von Odessa nach Moskau gezogen – wo er dann die Konzeption einer „proletarischen Biologie“ entwarf, die sich zwar auf Darwin berief, jedoch gegen die „bürgerliche Genetiker“ gerichtet war, die alle Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft mit genetischen Manipulationen erreichen wollten, damals aber noch weit davon entfernt waren, praktische Ergebnisse vorweisen zu können.
„Die Zeit drängte jedoch. Unverzüglich, noch im Jahr 1938, begaben sich die Brigaden der Akademie (die Agrotechniker, die Mechanisatoren und die Düngemittelspezialisten) in die Dürregebiete des Südostens. Mit sich führten sie ihr Wissen, daß die Hirse eine der dürrebeständigsten Kulturpflanzen ist, kein Unhold unter den Pflanzen, sondern eher eine schwächliche, ja, zarte Pflanze, die sich nicht auf ihre eigenen Kräfte verlassen kann. Inständig bittet sie den Menschen um Unterstützung und Schutz, wird aber die ihr erwiesene Aufmerksamkeit und Sorge hundertfach vergelten.
Man hat später errechnet, dass mehr als 18.000 Agronomen und Brigadeleiter an über 300 Konferenzen teilgenommen haben. Weitere 20.000 Agronomen und Brigadeleiter wurden in Fachkursen geschult. 265.000 Plakate und Broschüren über die Jarowisation der Hirse [ein von Lyssenko entwickeltes Kälteverfahren zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Saatguts von Getreide], die Technik der Aussaat von Hirse, die Bearbeitung des Bodens zwischen den Reihen und über das Ernteverfahren wurden verteilt. Ungezählt blieben die Vorlesungen, die Reden im Rundfunk, die Zeitungsartikel.“ Es war also eine riesige sowjetische Kampagne zur Steigerung der Ernteerträge bei der Hirse.
„Sommer 1939: Wir erinnern uns der schwülen Hitze dieses Sommers, an dessen Ausgang der räuberische, schreckliche Krieg von Hitler entfesselt wurde. Die heißen, trockenen Steppenwinde fegten über die Gebiete Kuibyschew, Saratow, Stalingrad und Tschkalow hinweg und dörrten die Erde des Südostens aus. Auf 500.000 Hektar wurde ein gigantisches Experiment durchgeführt. Die Hirse braucht sehr viel Wärme. Am liebsten möchte sie erst dann in den Boden, wenn ihn die Sonne bis zu 15 Grad erwärmt hat, denn bei zu früher Aussaat friert sie. Das war schon immer so, doch hatte sich früher niemand darum gekümmert. Die Aussaat muß in zwei bis drei Tagen beendet sein und der Termin fast mathematisch genau gewählt werden. Kleine Samen darf man nicht zu tief eingraben, damit die Feuchtigkeit sie erreichen kann. Da sie schutzlos sind, muß der Mensch sie auch vor Unkraut bewahren.
Zehntausende von Agronomen, Hunderttausende von Kolchosbauern griffen diese Rezepte der Wissenschaft [so verstand Lyssenko seine „proletarische Biologie“] auf, verbesserten und ergänzten sie. Zum Herbst pflügten sie das Feld tief auf. Um Feuchtigkeit für die Felder zu sammeln, stellten sie Gatter auf, die den Schnee aufhielten; nach jedem Schneesturm wurden sie versetzt. Zwischen ihnen errichtete man noch Schneewälle. Mit schweren Walzen wurden die Felder vor und nach der Aussaat gewalzt, um die Zerstörung des Bodens bei Trockenheit oder das Zusammenbacken nach Regenfällen zu einer dünnen trockenen Kruste zu verhindern. Im Herbst wurde gedüngt, später verabfolgte man noch Kopfdünger. Als Saatgut suchte man die Körner der besten Rispen aus. Man säte jarowisierten Samen. Die Kolchosbauern leisteten in diesem Jahr eine Samenzuchtarbeit, für die bei Anwendung der üblichen Methoden fünf Jahre erforderlich gewesen wären [Lyssenkos „Rezepte“ waren meist mit sehr viel Mehrarbeit verbunden].
‚…Sie steht so dicht wie Gras und 90 Zentimeter hoch. Keiner von den alten Leuten kann sich daran erinnern, jemals solche Ernteerträge gesehen zu haben! Unser Bezirk ist der Dürre am meisten ausgesetzt. Weder Wälder noch Teiche, noch Flüsse gibt es hier. Ende Juni stieg die Temperatur bis auf 47 Grad. Trotzdem haben wir mit unserer Sowjetwissenschaft die Natur überwältigt und sie gezwungen, sich zu fügen…‘ Das ist einem Brief von D.G. Sysojew aus dem Artel ‚Roter Partisan‘ im Gebiet Saratow entnommen.
Die Schlacht des Jahres 1939 war gewonnen. Der Sieg war sowohl Verpflichtung als auch Gewähr für die Zukunft. Noch grandioser wurde das Versuchsgelände im Jahr 1940. 700.000 Hektar Hirse! Im Herbst 1939 hatten die Kolchosbauern die besten Rispen für die neue Saat ausgewählt. Die gewaltige Bodenfläche war vorbereitet…
Sagen wir es kurz: im Jahr 1940 gab die Hirse auf 500.000 Hektar einen Durchschnittsertrag von 15 Doppelzentnern pro Hektar, auf 200.000 Hektar aber – je 20 Doppelzentner. Die Hirse, die man hier und dort ‚als Lückenbüßer‘ ausgesät, von der man von vorneherein nichts Gutes erwartet hatte, wurde zu einer der ergiebigsten Getreidearten. Keine andere Getreidekultur wird so ohne weiteres 50 Doppelzentner pro Hektar geben; die Höchstbeträge der Hirse aber stiegen im Jahr 1940 bis zu dieser Menge. Wer erinnert sich noch an das bäuerliche Elend: graue spärliche Hirse, nur knapp 30 Zentimeter hoch?
Im Jahre 1943 erntete der Aktjubinsker Kolchosbauer Tschaganak Bersijew in Kasachstan rund 200 Doppelzentner Hirse pro Hektar. Vermutlich war das der größte Ernteertrag, den bis dahin jemals ein Mensch von irgendeiner Getreidepflanze erzielt hat.“
So weit der Biologiehistoriker Wadim Safonow in seinem Mitschurin und Lyssenko gewidmeten Buch „Die Welt soll blühen“, das dann einem gleichnamigen Film als Vorlage diente. Bertold Brecht pries 1952 in seinem Langgedicht den Kolchosbauer Tschaganak Bersijew als Vorbild, den Gennadi Fisch bereits 1949 als „den Mann, der das Unmögliche wahrgemacht hat“ in Deutschland bekannt gemacht hatte:
1. Tschaganak Bersijew, der Nomade
Sohn der freien Wüsteneien im Land Kasakstan
In den Steppen am Fluß Uil, wermutbewachsen
Ließ er nieder sich und baute Hirse an.
2. Hirse doch war die Nomadenähre
Denn sie liebt die Felder jungfräulich und klein
Scheut nicht Hitze und braucht wenig Saatgut –
Warum sollt es so nicht Hirse sein?
3. Freilich schrie sie ewiglich nach Jäten.
Ach, sie zwang das Volk auf seine Knie
Bis es sie bespie und schrie: Wir werden dich zertreten!
Aber Tschaganak Bersijew war für sie.
4. Und er wässerte den Boden solcherweise:
Um den Räderbrunnen, mühsam aufgestellt
Trieb am Drehpfahl er ein ältliches Kamel im Kreise
Und die Schaufeleimer träbkten ihm ein schmales Feld.
5. Tausend Jahre zogen die Nomaden
Als die Sowjetmacht am Uil stand und erschallt
War in die vier Winde eine Stimme
Und es war die Stimme groß, und sie rief: ‚Halt!‘
6. Erd und Himmel hat es lang gegeben
Doch nun gab es auch noch den Kolchos.
Nicht mehr gab es ‚mein Feld hier‘ und ‚deins daneben‘
Und die Felder waren plötzlich groß.
Alt ist die Steppe am Uil.
Neu ist die Zeit.
Das Feuer von gestern
Braucht einen neuen Scheit.
7. Fünfzig Jahre zählte Tschaganak Bersijew
Als er dem Kolchos beitrat, genannt ‚Kurman‘
Nach Kurmanow, Kommissar der Bolschewiki
Der die großen Beis vertreiben half in Kasakstan.
Alt ist die Steppe am Uil.
Neu ist die Zeit.
Das Feuer von gestern
Braucht einen neuen Scheit.
8. Tschaganak, Aufseher der Bewäss’rung
Wenn er sein Kamel umtrieb, das mürrisch schnob
Eines Dings entsann er sich, gesehn vor Jahren
Eines Dings, das Naphta aus dem boden hob.
Alt ist die Steppe am Uil.
Neu ist die Zeit.
Das Feuer von gestern
Braucht einen neuen Scheit.
9. Und diktierte, unkundig des Schreibens
Einen Brief zur Sowjetmacht im Namen des Kolchos.
Und kam eine ölmotorgetriebene Pumpe
Die bewässerte ein Feld, sechsmal so groß.
Alt ist die Steppe am Uil.
Neu ist die Zeit.
Das Feuer von gestern
Braucht einen neuen Scheit.
10. Doch als der Termin kam der Bewäss’rung
Handelte der Alte ganz nach seiner Art.
Höhnten Nachbarn: ‚Wir sind fertig, ohne Pumpe!‘
Murmelte er: ‚Oh‘ und griff sich in den Bart.
11. ‚Euch bekümmert der Termin und mich die Hirse.
Sie muß trinken können und soviel sie will.
Doch sie soll nicht immer trinken, wenn sie möchte.
Drum steht meine Pumpe noch ein Weilchen still.‘
12. ‚Und wann soll sie trinken?‘ fragten ihn die Nachbarn.
‚Dies Geheimnis,‘ sprach er, ‚löste ich für sie.
Ich bewässerte die Felder eins nicht wie das andere
Und dann sah ich nach, wo sie gedieh.‘
So wie die Erde ist
Muß die Erde nicht bleiben.
Sie anzutreiben
Forscht, bis ihr wißt!
13. Tags griff er vom Feld die frühesten Ähren
Und saß grübelnd über ihnen nachts zu Haus.
Sonderte der frühesten Ähren schwerste Körner
Und sie säte er im nächsten Jahr aus.
So wie die Erde ist
Muß die Erde nicht bleiben.
Sie anzutreiben
Forscht, bis ihr wißt!
14. Jahr für Jahr so wogen seiner Saaten
Körner schwerer, und viel Volk kam aus ganz Kasakstan
Rat zu holen bei dem einstigen Nomaden
Nunmehr Hirseleiter vom Kolchos Kurman.
15. Kamen Gäste, griff zum Netz der Alte
Ging zum Uil und holte silberschuppigen Fisch.
Denn es lehrt und lernt sich doch bei weitem besser
Hat man etwas Gutes vor sich auf dem Tisch.
16. Schön sind die Gespräche unter Satten!
Und die Kleinen, kriechend durch die Jurte, stören nicht!
Und man trinkt den heißenb Thee auf filzernen Matten
Und man raucht, und jeder hört, und jeder spricht!
‚Da ist noch viel Thee!‘
Vorsicht! Der Thee ist heiß!‘
17. Und man hört und spricht im Aul von Hirse.
‚Ich erzieh sie,‘ sprach der Alte, ‚wie mein Kind
Bis sie tapfer wie ein Reiter, wie ein Mullah listig
Unschlagbar durch Unkreut, Rauch und Dürrewind.‘
‚Halt, ein Gast kommt noch!
Rückt mit dem Hintern auf!‘
18. Zeigend große, weiße Hirsekörner
Sagt er: ‚Diese schick ich nunmehr in die Welt.
Durch zwei Sommer gab ich ihnen reichlich Wasser
Jetzt geht auf ein wasserloses Feld.‘
‚Lehnt euch zurück, ihr!
Das Mahl ist gut und lang.‘
19. ‚Und nach aber einem Jahr nehme
Abgehärtet und gewitzt davon
Ich zurück des wasserlosen Feldes besten Samen
An die Brust den heimgekehrten Lieblingssohn.‘
‚Gast, es wird hell draußen!
Dein Gastherr muß aufs Feld!‘
(Im Frühjahr 1939 rief die Partei der Bolschewiki die Akademie der Wissenschaften und die Kolchosen der südöstlichen Republiken zu gemeinsamem Feldzug gegen die Dürre auf.)
20. Josef Stalin sprach von Hirse
Zu Mitschurins Schülern, sprach von Dung und Dürrewind.
Und des Sowjetvolkes großer Ernteleiter
Nannt die Hirse ein verwildert Kind.
21. Nicht die Hirse war die Angeklagte
Als die launische Steppentochter ward verhört.
In Lyssenkos Treibhaus, fern in Moskau, sagte
Aus sie, was ihr hilft und was sie stört.
22. Aus fuhr das Geschlecht der Agronomen
In die süd- und östliche Erzeugerschlacht
Hirsepflanzen zu berichten von der Hirse
Wie man ihr das Blühn und Reifen leichter macht.
23. Daß sie aufgeht in durchwärmtem Boden
Der in Handbreittiefe fünfzehn Grade mißt
Daß sie also nicht gesät sein will nach dem Kalender
Sondern, wenn der Boden fünfzehn Grad warm ist.
Helft der Geduldigen!
Helft der Bescheidenen!
Helft der kräftigen
Guten Nährerin!
24. Warum man das ganze Feld dem Unkraut lassen
Doch es pflügen soll, vor man die Hirse sät:
Hirse schießt bei fünfzehn Grad empor in drei, vier Tagen
Und das neue Unkraut kommt sodann zu spät.
Helft der Geduldigen!
Helft der Bescheidenen!
Helft der kräftigen
Guten Nährerin!
25. Wie man säen muß: in weit gesetzten Reihen
Denn die Hirse steht nicht gerne dicht.
Mehr als dreimal so viel Ernte gibt sie
Gibt man jedem Halm dreimal soviel an Licht.
Zähmt eure Ungeduld!
Ihr gebt, die geben soll!
Euch hilft williger
Die sich selber hilft!
26. So erging an Kasakstan, Land der Nomaden
Wort und Aufruf der Akademie.
Auf zum Wettkampf forderten sich die Brigaden
Hirse anzubaun wie vordem nie.
27. Und in Aul und Feld, in Schul und Werkstatt
Wurd’s an dieses großen Frühlings Morgen reg.
Und Bersijew rief die Hirseleiter der Kolchose
‚Rosa Lubemburg‘ und ‚Neuer Weg‘.
‚Hinaus aufs Feld!
Kurz ist der Tag.
Was ihr für Genossen seid
Zeigt der Ertrag!‘
28. Daß sie ihn im Wettbewerbe schlügen
Forderte der Alte sie heraus.
Und des Wettkampfs neuen Regeln zu genügen
Teilte er an sie von seinem besten Saatgut aus.
‚Hinaus aufs Feld!
Kurz ist der Tag.
Was ihr für Genossen seid
Zeigt der Ertrag!‘
29. Und als Mann und Traktor heimgezogen
Im Kolchos Kurman die froh erschöpfte Schar –
Waage und Gewichte holten sie und wogen
Fünfundzwanzig Doppelzentner pro Hektar.
30. Zehnmal mehr war’s als in frühren Jahren.
All den Winter, um die Ofenglut gescharrt
Lobten sie im Aul Bersijews Hirsearten.
Doch der Alte sann auf eine neue Art.
Träume! Goldnes Wenn!
Sieh die scöne Flut der Ähren steigen!
Säer, nenn
Was du morgen schaffst, schon heut dein Eigen!
31. Winter wurde Frühling, Mensch und Traktor zogen
Aus zu neuem Wettkampf, und in diesem Jahr
Brachte ein Korn siebenhundert Körner, und sie wogen
Siebenundachtzig Doppelzentner pro Hektar.
32. Tschaganak Bersijew kam nach Moskau
Als die Sowjetmacht den Leninorden ihm verlieh
Vor Mitschurins Schülern saß der einstige Nomade
Freundlich in der Wissenschaft Akademie.
33. Und sie fragten ihn nach vielen, und er sagte
Während er den Bart sich strich:
‚Kommt in unsern Aul und fragt die Nachbarn:
Mancher, der von mir gelernt, ist besser schon als ich!‘
34. Und er fragte sie die erste Frage:
Was die Grenze des Ertrages eines Feldes war?
Und die Antwort war: An einem fernen Tage
Sind es wohl zweihundert Doppelzentner pro Hektar.
Träume! Goldnes Wenn!
Sieh die schöne Flut der Ähren steigen!
Säer, nenn
Was du morgen schaffst, schon heut
dein Eigen!
35. ‚Wenn ich vor und nach der Saat den Boden walze
Ist es da nicht um die Feuchte schad?‘
‚Nicht, wo heftige Winde wehn! Dein zweites Walzen
Bringt die Feuchte näher an die Saat.‘
Träume! Goldnes Wenn!
Sieh die schöne Flut der Ähren steigen!
Säer, nenn
Was du morgen schaffst, schon heut
dein Eigen!
36. Euer Agronom empfiehlt, mit Mist zu düngen.
’s ist nicht sauber, denken wir.‘ – ‚Weil ihr Nomaden wart!
Ziehend sätet ihr auf nie bebauter Erde
Und wo konntet ihr den Schafmist speichern auf der Fahrt?‘
37. Wieder war es Frühling. Mensch und Traktor zogen
Aus, versehn mit neuen Künsten für ein neues Jahr.
Und es stieg die Flut der Ähren, und sie wogen
Hunderfünfundfünfzig Doppelzentner pro Hektar.
(Im Sommer des Jahres 1941 fielen die Armeen Hitler-Deutschlands in die Gebiete der friedlichen Sowjetunion ein. Die Hirse wurde die Grundlage der Soldatenkost der Roten Armee.)
38. Und das Heer des Dummkopfs und des Schlächters
Wütete vor Leningrad, doch durch verschneiten Tann
Rollten nächtlich Güterzüge voller Hirse
Dem Geschenk aus Kasakstan.
39. Staunend standen seine Delegierten
In dem nie gesehnen Wald, und nachts im Dorfklub sprach
Tschaganak Bersijew zu den Rotarmisten
Und es kam, daß ihm die Stimme brach.
40. ‚Kämpfet ruhig auf der eisbedeckten Erde.
Sorgen werden wir für euch; es hilft der Pflug dem Schwert.
Auf dem Feld die Weiber haben Kraft gewonnen
Und uns Greisen ist die Kraft zurückgekehrt.‘
41. Er versprach in der Kolchose Namen
Hirse für das Heer. Und Hirse säte Kasakstan.
Viele aber säten aus Bersijews Samen
Alle wandten Künste von ihm an.
42. Doch der Alte plante großes Beispiel.
All den Winter las die Gruppe Körner so
Daß im Saatgut tausend Körner 8 Gramm wogen
Und sie wogen 5 Gramm anderswo!
‚Wo ist Hirsebrei?‘ fragten die Soldaten.
‚Hier kommt Hirse. Sie ist gut geraten.‘
Sagen die Kolchosbrigaden.
‚Jeder kämpfe jetzt für zwei.‘
43. Altes Weidland wählten sie im Frühling
Sorgsam pflügten sie’s zwei Handbreit tief
Legten kruez und quer ein Netz von Gräblein und von Dämmlein
Daß um jedes Hirseviereck Wasser lief.
‚Wo ist Hirsebrei?‘ fragten die Soldaten.
‚Hier kommt Hirse. Sie ist gut geraten.‘
Sagen die Kolchosbrigaden.
‚Jeder kämpfe jetzt für zwei.‘
44. Nach dem Wässern sah der Alte, und er machte
Es in Abend- oder Morgenkühle, auf der Hut
Vor zu gierigem Trinken in der Hitze. Sachte
Trinkt man in der Kühle, sprach er, da ist’s gut.
‚Wo ist Hirsebrei?‘ fragten die Soldaten.
‚Hier kommt Hirse. Sie ist gut geraten.‘
Sagen die Kolchosbrigaden.
‚Jeder kämpfe jetzt für zwei.‘
45. Zweimal düngten sie das Feld mit Schafmist
Wie bis dahin im Kolchos noch nie
Und der alte tat es selbst und tat es mürrisch
Doch zu Ehren der Akademie.
‚Wo ist Hirsebrei?‘ fragten die Soldaten.
‚Hier kommt Hirse. Sie ist gut geraten.‘
Sagen die Kolchosbrigaden.
‚Jeder kämpfe jetzt für zwei.‘
46. Regimenter messen sich nun mit Kolchosen
Als der Vaterländsche Wettkampf so entbrennt.
Und Kolchos steht mit Kolchos im Wettkampf
Und im Wettkampf Regiment mit Regiment.
47. Aber als es Sommer wurde und der Alte
Übers Feld ritt, jetzt zu alt zum Gehn
War’s, als schwamm er durch die Hirse, denn in ihrem Meere
War das Steppenpferdlein nicht zu sehn.
48. Gegen Hitler kämpfte Mensch und Ähre
Auf den einsten baren Steppen mit.
Vorwärts rückten die Befreierheere
Und die Hirse folgte liebend ihrem Schritt.
49. Daß sie aus dem schönen Feld den Kriegswolf jagen
Und zum letzten Horizonte reich‘ das Feld!
Ähren soll die Erde tragen.
Friedlich, fröhlich sei die Welt!
Tod den Faschisten!
Jätet das Unkraut aus!
Hallo
noch was gefunden….
Gilla