vonHelmut Höge 16.03.2008

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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Immer mal wieder wurde hier über die „Feldbefreiungen“ von Gen-Kritikern, die sich „Gendreckweg“ nennen, berichtet. Anläßlich der Ausstrahlung eines Arte-Films über den Genkonzern Monsanto faßte ich noch einmal das bisher von ihnen erreichte zusammen:

In den Jahren 2005, 2006 und 2007 wurde in Deutschland die gentechnisch
manipulierte Maissorte von Monsanto Mon810 von Landwirten großflächig
angebaut. Immer wieder kam es zu Versuchen von Genkritikern, das zu
verhindern bzw. die Felder davon zu „befreien“. Nach der Aussaat im
Frühjahr 2007 verbot Landwirtschaftsminister Seehofer den Vertrieb der
riskanten Saat. Er verwies unter anderem auf Schädigungen an
Schmetterlingen und Bodenlebewesen durch den Genmais, der in jeder
seiner Zellen ein Nervengift produziert. In Brüssel lief außerdem die
Zulassung für den Genmais aus, der noch nach altem Recht zum Anbau
freigegeben worden war. In Frankreich sprach der Premierminister ein
Verbot des Anbaus ab 2008 aus, Ähnliches geschah auch in Polen, in der
Schweiz und in Österreich.

Im November 2007 beriet der Bundestag erneut das „Gentechnik-Gesetz“.
Jutta Sundermann von der Initiative Gendreck-weg erklärte: „Die
Argumente gegen den Anbau von Genmais liegen alle auf dem Tisch. Jeder
Hektar Genmais gefährdet die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft
weltweit. Wenn die EU und das Landwirtschaftsministerium wider alle
Vernunft Monsantos Genmais zulassen, müssen sie mit entschlossenem
Widerstand rechnen!“

Die Initiative rief alle Genkritiker dazu auf, sich als „Feldbefreier“
zur Verfügung zu stellen, d.h. im Falle eines Wiederanbaus 2008 selbst
auf Genmaisfelder gehen und dort die Gentech-Pflanzen auszureißen.
Einige hundert meldeten sich daraufhin. Anfang des Jahres 2008 wurde der
Schwarzwälder Bioimker Achim Schultheiß für seine symbolische
Feldbefreiung an Pfingsten 2006 zu 30 Tagessätzen verurteilt. Es
handelte sich dabei um eine Aktion der Genkritiker gegen ein
Versuchsfeld der Hochschule Nürtingen. Vor Gericht hatte Schultheiß
erklärt: „Jedes Genmaisfeld bedeutet das Aus für Biohonig in einem
weiten Umkreis. Wenn wir es zulassen, dass sich die Agrogentechnik
ausbreitet, werden wir sie nie wieder los. Dann ist nicht nur meine
Existenz in Gefahr. Angesichts der Lage gehören nicht aktive
Gentechnikgegner auf die Anklagebank, sondern die wenigen Menschen, die
skrupellos mit der Gentechsaat Geschäfte machen.“

Zu dem Gerichsprozeß war der kanadische Rapsanbauer Percy Schmeiser
angereist, der 2007 den Alternativen Nobelpreis für seinen Kampf gegen
die Gentechnik in der Landwirtschaft bekommen hatte. Auf einer wenig
später stattfindenden Demonstration der Genkritiker in München erklärte
Percy Schmeiser: „In meiner Heimat Kanada ist es heute nicht mehr
möglich, Raps oder Soja anzubauen, ohne Verunreinigung durch
Gentech-Saat! Für viele Betriebe, die ohne Gentechnik wirtschaften
wollten, ist das das Ende. Die Farmer, die mit Monsanto zusammen
arbeiten, haben heute eine Riesenwut, denn der Konzern kontrolliert die
Höfe und hat jeden immer im Verdacht, irgendwo zu wenig Lizenzgebühren
zu bezahlen.“ Der Imkermeister Hürgen Binder berichtete,dass in
Frankreich gerade 16 Bauern, unter ihnen der streitbare José Bové in
einen Hungerstreik getreten seien, weil sie der Regierung in Paris
Wortbruch vorwerfen. Noch im Oktober hatte Frankreichs Präsident Sarkozy
wortreich angekündigt, dass es bis Februar keinen Genmais-Anbau geben
solle und Frankreich eine europäische Initiative starten wolle, um
EU-weit den Genmais zu stoppen. Bis heute sei diese Initiative aber
nicht erfolgt und jetzt drohe sogar ein erneuter Anbau des Genmaises.
Auch in Deutschland nahm der Landwirtschaftsminister sein Anbau-Verbot
zurück.

Der Konflikt um die Gentechnik geht also auch 2008 unvermindert weiter.
Dazu meinte die Gendreck-weg-Mitarbeiterin Mirjam Anschütz: „Erfahrungen
aus Kanada und den USA haben gezeigt, dass eine so genannte Koexistenz
gentechnikfreier und gentechniknutzender Landwirtschaft nicht
funktioniert. Eine schleichende Kontamination ist vorprogrammiert – und
von den Gentechnikfirmen gewollt. Seit 1996 wird in Kanada gentechnisch
veränderter Raps angebaut. Nach 12 Jahren ist es dort heute nicht mehr
möglich, gentechnikfreien Raps zu ernten. Aber nicht nur Raps lässt sich
in Kanada nicht mehr gentechnikfrei anbauen, sondern auch sämtliche zur
Brassica-Familie gehörenden Kohlarten, die durch Auskreuzung
kontaminiert werden. Dass ein Anbauverbot möglich ist, beweist
Griechenland, wo sowohl der Anbau als auch der Import und sogar der
Transit gentechnisch veränderter Organismen durch Griechenland verboten
sind.

In Frankfurt/Oder wurde unterdes eine Polizeimaßnahme gegen
Gentechnikkritiker vom Verwaltungsgericht für rechtswidrig erklärt: Der
Gentechnikgegner Carsten Orth hatte 2005 an der ersten öffentlich
angekündigten freiwilligen Feldbefreiung in Brandenburg teilgenommen.
Als er zusammen mit etwa 200 anderen Demonstranten versuchte, das
Genmaisfeld des Bauern Piprek zu erreichen, war er von der Polizei in
Gewahrsam genommen worden. Carsten Oth erklärte anschließend: „Bis heute
beschützt die Polizei die Genmaisfelder vor den Menschen anstatt die
Menschen vor den Genmaisfeldern.“

Zwischen 2005 und 2008 hat jedoch ein allgemeiner Bewußtseinswandel in
bezug auf die Lebensmittelproduktion und -verarbeitung stattgefunden.
Nicht zuletzt durch mehrere Skandale: Festgestellte Pestizid- und
Herbizid-Rückstände bei Supermarkt-Obst und -Gemüse, aufgeflogene BSE-
und Gammelfleisch-Fälle sowie die Verunsicherung der Verbraucher bei
gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Darüberhinaus stießen auch
mehrere Filmdokumentationen auf große Beachtung:

1. „Darwins Alptraum“ von Hubert Sauper. In dem österreichischen Film
geht es um die wirtschaftliche und ökologische Katastrophe am
ostafrikanischen Viktoriasee – nachdem man dort den Nilbarsch
ausgesetzt hatte, der alle anderen 400 Fischarten verdrängte. Der
Nilbarsch wird als Delikatesse in Europa geschätzt. Ukrainische
Flugzeuge bringen ihn tiefgefroren dort hin. Um nicht leer zurück zu
fliegen, transportieren sie illegal Waffen von Europa nach Afrika. Einem
großen Teil der einheimischen Bevölkerung rund um den Viktoriasee
bleiben zur Ernährung nur Kopf und Schwanz der Nilbarsche.

2. „We Feed the World“ von Erwin Wagenhofer. Dieser bisher
erfolgreichste österreichische Dokumentarfilm beschäftigt sich
thematisch mit den Ursachen und Auswirkungen der Globalisierung am
Beispiel der Massenproduktion Nahrungsmitteln für die Europäische Union
und der Industrialisierung der Tierhaltung. Der Film beginnt mit dem
Kommentar eines österreichischen Landwirts, der sich zu den Folgen der
Agrarsubventionen und dem Verschwinden der Landwirtschaft äußert.
Gedreht wurde der Film in Österreich, der Schweiz, Brasilien, Rumänien,
Spanien und Frankreich. Die Zusammenhänge stellt u.a. der
Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen Jean Ziegler her. Dem
österreichischen Dokumentarfilm ging ein deutscher von Peter Krieg
voraus: „Septemberweizen“ (1980) – über den Hunger als kalkulierter
Faktor im Weizengeschäft. Er zeigt eine geteilte Welt: die des Hungers
und die des Überflusses. Auch er war seinerzeit und ist immer noch
erfolgreich.

3. Einem weiteren Film, der sich mit der Landwirtschaft und der
Lebensmittelproduktion befaßt, steht der Erfolg noch bevor: Am 11. März
um 21 Uhr strahlte Arte den Dokumentarfilm „Monsanto – mit Gift und
Genen“ von Marie-Monique Robin aus. Sie thematisiert darin so ziemlich
alle Skandale des weltgrößten Gentechnik-Konzerns, der 1901 als
Chemieunternehmen in den USA gegründet wurde und heute in 50 Ländern
18.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Film beginnt mit dem 1974 von
Monsanto auf den Markt gebrachten Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“
und der von Monsanto patentierten „Roundup-Ready-Sojabohne“, die mit
einem Enzym genetisch versetzt wurde, so dass sie resistent gegen das
Totalherbizit wurde. Entgegen der Werbung von Monsanto ist „Roundup“
nicht „biologisch abbaubar“, sondern hochgiftig und krebsfördernd. Um
das Herbizit und seine gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) auf
dem Markt zu halten, unterdrückte Monsanto Gutachten, setzte
Wissenschaftler unter Druck, erwirkte ihre Entlassung (u.a. aus der
US-Food-and-Drug-Administration und aus Forschungsinstituten weltweit)
und hievte umgekehrt Monsanto-Manager in die Kontrollinstitutionen. Es
gelang dem Konzern auf diese Weise, für seine menschenverachtenden und
-zerstörenden Produkte Unterstützung vom US-Präsidenten und seinen
Ministern zu bekommen. In den 1992 verabschiedeten GVO-Richtlinien heißt
es: „The USA is world leader in biotechnology – and will keep it that
way.“ Dazu wurden die GVOs so behandelt wie Kreuzungen – als
„substantielles Äquivalent“ (denn Gene haben ja die einen wie die
anderen Pflanzen). Die von der Filmemacherin dazu interviewten
US-Experten meinen, das war keine wissenschaftliche, sondern eine rein
politische Entscheidung. Der Genkritiker Jeremy Rifkin ergänzt: Es
gelang den Verbraucherschützern nicht einmal, die Genveränderung als
„Lebensmittelzusatzstoff“ zu deklarieren. Nach wie vor ist es verboten,
Nahrungsmittel, die GVOs enthalten, auf der Verpackung zu kennzeichnen.

Der erste großangelegte Versuch einer biotechnolgischen Anwendung
geschah mit dem Monsanto-Produkt „Posilac“ (rbGH), einem synthetischen
Hormonpräparat, das Kühen injiziert wird, um ihre Milchproduktion zu
steigern. Das Präparat hat jede Menge gefährliche Nebenwirkungen, aber
Monsanto setzte die Gutachter und Kontrolleure unter Druck, bot ihnen 2
Millionen Dollar für positive Aussagen über rbGH, spannte den Manager
einer ihrer Tochterfirmen – Donald Rumsfeld – ein und schaffte es
schließlich, das die American Food-and-Drug-Administration diesbezüglich
ab 1994 „die ganze Welt belog“.

Ähnlich war es dann mit einer gentechnisch veränderten Kartoffel. Diese
GVO rief bei Ratten Darmwucherungen hervor und veränderte ihr
Immunsystem. Monsanto reagierte darauf, indem es dem englischen
Forschungsinstitut, in dem das festgestellt wurde, einige Millionen
Dollar spendete, damit es seine kritischen Wissenschaftler entließ. Der
Anstoß dazu kam von ganz oben – von Tony Blair, der wiederum von
Washington dazu gedrängt worden war. Neuerdings ist Monsanto noch
einflußreicher geworden: „Die milliardenschwere Bill und Melinda Gates
Stiftung hat nach dem Vize-Chef von Monsanto, Robert Horsch, einen
weiteren ‚St. Louisianer‘ in ihr Team zur Bekämpfung des Hungers in
Afrika berufen. Diesmal kommt er vom Donald Danforth Centre für
Pflanzenforschung in Monsantos Heimatstadt St. Louis, das den
philantropischen Bedarf des Unternehmens deckt. Kent Lawrence, kennt
sich zwar nicht mit Pflanzen aus, dafür aber mit Gesetzen, Politikern,
Bürokraten und Medien und damit wie man ihnen Gentechnik verkauft. Sein
Spezialgebiet ist Afrika, wo er seit Jahren versucht, gentechnisch
veränderte Cassava, zu Deutsch Maniok, heimisch zu machen; bislang ohne
Erfolg, dafür aber mit umso mehr Presseaufwand und noch mehr Geld: 30
Millionen Dollar haben Monsanto und die Bill und Melinda Gates
Foundation seinem bisherigen Arbeitgeber für die gentechnische
Bearbeitung der robusten und in ganz Afrika verbreiteten Knolle zur
Verfügung gestellt. Das ist sehr viel Geld, wenn es um Agrarforschung
geht,“ schreibt Benny Härlin in seinem taz-blog „Save Our Seeds“.

In ihrem Monsanto-Film befaßt sich die Arte-Regisseurin sodann mit dem
dioxynhaltigen Unkrautvernichtungsmittel „2,4,5-T“, das ein
Hauptbestandteil von Agent Orange war. Zwischen 1961 und 1971 hatten die
Amerikaner 80 Millionen Liter Agent Orange über Vietnam versprüht, um
den Dschungel, in dem sich der Vietkong versteckte, zu entlauben und um
den mit ihnen sympathisierenden Bauern die Existenzgrundlage zu
entziehen, indem man ihre Reisfelder vernichtete. Sie mußten daraufhin
in die Städte abwandern, was US-Soziologen beschönigend als
„nachgeholte Urbanisierung des Landes“ bezeichneten. Die
Agent-Orange-Aktion wurde „Ranch Hand“ genannt.

Noch 1985 hatte der US-Wissenschaftler Alwin Young dazu auf einem
„Dioxin-Kongreß“ in Bayreuth erklärt: „Der Dioxin-Einsatz hat niemandem
geschadet!“

Im März 2005 verklagte der Bauingenieur Ngoc einige Dioxin-Hersteller
vor dem US-Bundesgericht in Brooklyn: Seine Schwester war verkrüppelt
zur Welt gekommen, nachdem ihr Vater mit Agent Orange in Kontakt
gekommen war. In der Schweiz unterstützten 49 Parlamentarier diese
Klagen, sie verlangten vom Bundesrat, auf die US-Regierung einzuwirken,
damit die vietnamesischen Agent-Orange-Opfer endlich entschädigt würden.
Seit 2006 gibt es eine weitere flankierende Maßnahme dazu – im Internet
und aus Vietnam selbst. Sie nennt sich „Justice for Victims of Agent
Orange“. Verfaßt wurde sie von Len Aldis – im Namen der
„Englisch-Vietnamesischen Freundschaftsgesellschaft“, aber
unterschrieben haben bisher vor allem Vietnamesen – bis jetzt 690933.
Dahinter steht die Anfang 2004 gegründete Hilfsorganisation VAVA: „Viet
Nam’s Association for Victims of Agent Orange“ – und ihr Vorsitzender
Dang Vu Hiep. Die VAVA arbeitet mit den US-Veterans for Peace zusammen.
Und diese verklagten Monsanto. Um den Veterans kein Geld zahlen zu
müssen, ließ Monsanto einfach die diesbezüglichen Untersuchungsberichte
manipulieren.

Noch gravierender und übler spielte der Konzern unterdes den
US-Sojaanbauern mit: Wie einer im Film es ausdrückt, „verbreitet
Monsanto Angst und Schrecken unter den Farmern“. Da es sich bei den GVO
um patentiertes Saatgut handelt, also um eine Art Kopierschutz, dürfen
die Bauern nichts von der Ernte zurück behalten, um Teile davon im
darauffolgenden Jahr erneut auszusäen. Unbarmherzig werden sie von
Monsanto deswegen mit Prozessen überzogen. „Die Patente haben alles
verändert,“ meint einer der Bauern. Um ihre Felder zu kontrollieren, hat
Monsanto sogar eigens eine „Gen-Polizei“ geschaffen. „Sie wollen alles
Saatgut kontrollieren und machen alle Lebensmittel zu ihrem Eigentum.“

Besonders drastisch ist dies bei den Baumwoll-Anbauern in Indien. Hier
hat Monsanto fast alle einheimischen Saatgut-Firmen aufgekauft, damit
den Anbauern nur noch das vier Mal so teure gentechnisch veränderte
BT-Baumwollsaatgut von Monsanto zur Verfügung steht, das zwar gegen
einige Schädlinge resistent ist, dafür werden jedoch die Pflanzen von
neuen bisher unbekannten Krankheiten befallen. Die Bauern müssen Kredite
aufnehmen, um sich das Monsanto-Saatgut kaufen zu können, fällt die
Ernte schlecht aus, sind sie pleite. Jedes Jahr begehen hunderte von
ihnen Selbstmord. Die dortigen Agrarwissenschaftler sprechen von einer
„Katastrophe“.

Ähnlich sehen das auch die mexikanischen Kleinbauern, die seit
Jahrhunderten Mais züchten, der ihre Hauptnahrungsquelle bildet. Seit
einiger Zeit wird er jedoch zunehmend von Monsanto-Roundup-Ready- und
-BT-Mais kontaminiert: „Deren Gene sind inzwischen überall drin!“ In
Mexiko sind transgene Arten verboten, wenn Monsanto nicht absichtlich
und im Geheimen den Mais mit transgenem DNA kontaminiert, dann geschieht
dies unabsichtlich durch den Wind, der die Pollen nach Mexiko weht. So
oder so läuft es auf das selbe hinaus: Irgendwann kann Monsanto alle
mexikanischen Bauern wegen Patentverletzung verklagen. Nach einer
kritischen Veröffentlichung in „Nature“ starteten mehrere
Pro-Gen-Bürgerinitiativen eine Kampagne gegen den Autor. Es stellte sich
heraus, das es sich dabei um Monsanto-Mitarbeiter handelte. „Die
transgene Welt ist auf dem Vormarsch!“

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2008/03/16/gen-kritik/

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kommentare

  • Die Gegenseite ist jedoch auch nicht auf den Kopf gefallen: Und hat eine Reihe „kompetenter MultiplikatorInnen“ auf den Plan gerufen, die nun z.B. Leute, die mit Versuchstieren arbeiten, schulen – damit sie den Argumenten der Tierversuchsgegner und Umweltschützer standhalten. Ähnliches gilt für AKM-Mitarbeiter, Genlabor-Beschäftigte usw.

  • Eine Mail von „Save our Seeds“:

    Liebe Freundinnen und Freunde,

    Für alle, die sich kritisch mit Gentechnik in Landwirtschaft und Ernährung auseinander­setzen, bietet Save Our Seeds ab dem 19. März 2011 eine Intensiv-Fortbildung „Agro-Gentechnik für Fortgeschrittene“. Hier können Sie Ihr Basis- und Spezialwissen zur Agro-Gentechnik erweitern und sich zu kompetenten MultiplikatorInnen weiterbilden.

    Der Kurs besteht aus zwei Wochend-Seminaren und neun online Kursen, dieim Wochen-Rhythmus auf einer gemeinsamen (geschlossenen) Internetplattform absolviert werden.Er soll die Diskussions- und Kampagnenfestigkeit stärken und eine fundierte Wissensgrundlage und Argumentationsbasis zu wichtigen Aspekten der Agro-Gentechnik vermitteln.

    Aktive aus Bauern-, Umwelt-, Bioverbänden und Kirchen, MitarbeiterInnen interessierter Unternehmen, Studenten, Lehrer und EinzelkämpferInnen können mit Gleichgesinnten über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten und ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen.

    Das Auftakt Seminarfindetam 19. und 20. März 2011 in Kassel statt. Dort sollen sich die Beteiligten persönlich kennenlernen, noch einmal zusammen den Lehrplan überprüfen und ggf. verbessern und ihr Argumentations- Geschick testen. Benny Haerlin und Christoph Then geben Einblicke in ihre persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen als langjährige Teilnehmer der Anti-Gentechnik Bewegung. In der Woche danach beginnt der erste von neun online Kursen auf einer geschlossenen Internet-Plattform, für die jeweils eine Woche zur Verfügung steht. Kompetente und erfahrene ReferentInnen leiten die einzelnen Module und führen mit Informationsmaterial und verschiedenen Aufgaben durch den gemeinsamen Lernprozess. Dabei werden Präsentationen, Literatur- und Linklisten zu den einzelnen Themen für den künftigen Gebrauch gemeinsam erarbeitet. Am 28./29. Mai findet das Abschluss-Seminar statt, bei dem wir die Ergebnisse präsentieren und auswerten und Zeit haben, über weitere Zusammenarbeit oder gemeinsame Projekt zu sprechen.

    Das vorläufige Programm und Hinweise zur Bewerbung finden Sie im Anhang. Wir wollen eine möglichst gemischte Gruppe von höchstens 30 engagierten Menschen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Altersgruppen bilden, die auch die Gewähr für das nötige Vertrauen untereinander bietet.

    Deshalb bitten wir um aussagekräftige Teilnahme-Bewerbungen. Die Kursgebühr beträgt 200 Euro.Schnell entschlossene Organisationenkönnen die Gebühr noch 2010 begleichen. In begründeten Fällen bemühen wir uns gemeinsam um ein Stipendium.

    Für Nachfragen steht Regine Holloh unter 030 28482322oder r.holloh@saveourseeds.org gerne zur Verfügung.

    Wir freuen uns auf vielfältige Bewerbungen und grüßen mit den besten Wünschen zum Neuen Jahr.

    Ihr Save our Seeds Team!

  • Mehr als Gene
    in

    * Landwirtschaft & Lebensmittel
    * Kultur
    * Pflanzenzucht

    GID
    187 – April 2008
    S. 25 – 27

    Autor
    Andrea Heistinger

    Ein Blick in die Diskussionen in der züchterischen Fachpresse lässt vermuten, dass es bei der Züchtung von Kulturpflanzen heute praktisch ausschließlich um Gene geht. Doch Pflanzen sind mehr als die Summe ihrer Gene. Kulturpflanzen werden auch von ihrer Umwelt und den Menschen, die sie züchten und anbauen, geformt.
    Mein Fach ist die Agrarwissenschaft. Betrachtungsgegenstände meiner Forschungen sind dabei sowohl die Kulturpflanze selbst, wie das an sie geknüpfte Erfahrungswissen und die Kulturtechniken, die sie hervorgebracht haben. Mein Blick ist ein ethnologischer: Wer lebt wie mit welchen Pflanzen? Wer züchtet welche Pflanzen für welchen Zweck und mit welchen Mitteln? In den letzten Jahren habe ich die lokale Kulturpflanzengeschichte verschiedener Orte in Südtirol durch oral history dokumentiert, mit Bäuerinnen und Bauern gemeinsam neue Nutzungen für Lokalsorten entwickelt, Einblicke in die biologische Pflanzenzüchtung gewonnen und in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Verein Arche Noah und dem Schweizer Verein Pro Specie Rara ein Handbuch zur Vermehrung von Kulturpflanzen verfasst.
    Ein epochaler Bruch
    Was mich bewegt, ist auf einen Bruch aufmerksam zu machen, der, wie ich meine, ein epochaler ist: Die Verwandlung eines lebendigen Samenkorns in eine Ware, die Verdinglichung der Kulturpflanze, die mit einem Herauslösen aus ihren Kontexten – metaphorisch gesprochen mit ihrer Entwurzelung – einhergeht. Dabei sind zwei Phänomene besonders ausgeprägt: Der gebannte Blick der ZüchterInnen auf den Genotyp einer Kulturpflanze und die systematische Einschränkung ihrer Fruchtbarkeit.
    Die wissenschaftliche und die gewerbliche Pflanzenzüchtung sind historisch gesehen junge Disziplinen. Sie traten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Erscheinung. Seither haben sie Schritt für Schritt den Charakter der Kulturpflanzen und unsere Wahrnehmung von Landbau, Agrarkultur und eben der kultivierten Pflanzen verändert.
    Seit der Entdeckung der Struktur der Erbinformation, der DNS, durch Watson und Crick im Jahre 1953 interessiert die Züchtung nur noch das Innenleben der Pflanze, ihr Genotyp. Pflanzen werden aus ihrem Kontext herausgelöst betrachtet. Diese Dekontextualisierung
    ist so weitreichend, dass ForscherInnen, die das Genom der Pflanze erforschen, nicht notwendigerweise wissen müssen, wie sich das Bild der Gene zu einer Gesamtgestalt der Pflanze zusammenfügen lässt. Das Genscreening einer Birnensorte hat die gleiche Erscheinungsform wie das einer Weizen- oder einer Karottensorte.
    Gene sind nur ein Modell
    Ich gehe, der Einfachheit halber, von der Annahme aus, dass Pflanzen sich nicht darum kümmern, wie wir was an ihnen benennen, ob wir von ihren Genen oder ihren Erbeigenschaften sprechen, ob wir sie als Pflanzengestalt oder als Genotyp wahrnehmen, ob wir sie als Lycopersicon esculentum, als Paradeiser oder als Tomate bezeichnen. Sehr wohl gehe ich aber davon aus, dass die Art, wie wir Pflanzen wahrnehmen, unseren Umgang mit den Pflanzen bestimmt.
    Wenn wir mit Einstein annehmen, dass die Theorie bestimmt, was wir sehen, müssen wir davon ausgehen, dass auch unser Umgang mit Kulturpflanzen vom Blick auf die Welt durch das Konstrukt der Gene geprägt ist. Gene aber sind ein Modell, mit dem sich viele Phänomene fantas-tisch erklären lassen. Aber eben, sie sind ein Modell und nicht Bestandteil des Lebens, wie dies die Biotechnologie vermittelt. Das käme etwa der Aussage eines Physikers gleich, dass die Welt aus Teilchen besteht. Und ein Physiker müsste, wenn er etwas auf sich hält, im gleichen Atemzug hinzufügen, dass die Welt genauso aus Wellen besteht.
    Während sich ein Phänomen mit einem Modell erklären lässt, ist für die Erklärung eines anderen Phänomens ein anderes Modell nötig. Es ist so einfach, wie kompliziert: Die Brille, die wir tragen, bestimmt, was wir wahrnehmen, und die Perspektive, die wir einnehmen, bestimmt, wie wir es wahrnehmen.
    Wenn wir Pflanzen durch das Konstrukt der Gene erforschen und züchten, nehmen wir Pflanzen als Ausprägung von Genen und deren Wechselwirkungen wahr. Doch das ist nur eine Möglichkeit von vielen.
    Wechselwirkungen sind prägend
    Im Studium der Agrarwissenschaften habe ich einen anderen Grundsatz der Züchtung gelernt: Der Phänotyp einer Kulturpflanze, also die Erscheinungsform, in der sie auf dem Acker oder im Garten vor uns steht, wird geformt durch die Wechselwirkung des Innenlebens der Kulturpflanze – ihrer Erbeigenschaften – und der sie umgebenden Außenwelt. Zur Außenwelt zählen dabei Umwelteinflüsse – naturräumliche Bedingungen, wie Wetter, Bodenverhältnisse, genauso, wie die Einflüsse, die Kulturtechniken ausüben – etwa Art, Häufigkeit und Menge der Bewässerung und des Düngers, der Zeitpunkt der Aussaat und so weiter.
    Doch diese Perspektive scheint in der Züchtung an Bedeutung verloren zu haben. Wenn in der Kultivierung einer Pflanze ein Problem auftaucht – etwa ein neuer Schädling, oder eine neue Pflanzenkrankheit – ist dies regelmäßig ein Argument, dass gentechnologische Züchtung nötig ist, um diesen Problemen begegnen zu können. Der vielfach angebaute Bt-Mais, dem mittels Gentechnologie eine „Resistenz“ gegen den Maiszünsler eingebaut wurde, ist ein Beispiel.
    Ein anderes – österreichisches Beispiel war die Züchtung einer gentechnologisch veränderten Marillensorte, um gegen den Sharka-Virus gewappnet zu sein. All diese Züchtungen sind eines: sehr kostenintensiv und sehr aufwändig. Ob sie im Sinne einer Kosten-Nutzen-Relation immer der effizienteste Weg sind, darf bezweifelt werden.
    Nachhaltige Resistenzen
    Ein noch sehr junger Forschungszweig der Ökologie ist die „Bio-Kommunikation“, die der Frage nachgeht, wie Pflanzen mit ihrer Umwelt kommunizieren. Doch mittlerweile ist bekannt, dass Pflanzen, wenn sie über viele Jahre an einem Standort angebaut und vermehrt werden, sich auch den an diesem konkreten Standort auftretenden Krankheiten und Schädlingen anpassen können. Sie können Abwehrmechanismen gegen Schädlinge entwickeln oder Nützlinge durch Duftsignale aktiv gegen einen Schädlingsbefall zu Hilfe holen.
    Der biologisch arbeitende Getreidezüchter Peter Kunz bezeichnet diese Mechanismen, die Pflanzen entwickeln können, als „nachhaltige Resistenzen“, die auf dem Prinzip des „Lebens und Leben-Lassens“ basieren. Bei dieser Art von Resistenz findet zum Beispiel ein Schadpilz zwar eine gewisse Verbreitung, die Pflanzen sind jedoch so robust, dass der Pilz die Erträge nicht oder kaum mindert. In der professionellen Pflanzenzüchtung hat diese Form der Co-Evolution von Pflanze und Krankheit kaum noch Platz, da hier die meisten Züchtungsschritte im Labor stattfinden. Eine Co-Evolution von Pflanzen und Schädlingen hingegen braucht den Anbau der Pflanzen auf den Äckern und kann nicht ins Labor verlagert werden.
    Der Blick auf die Welt durch das Konstrukt der Gene scheint diese Züchtungsformen, jedenfalls in der wissenschaftlichen und in der universitären Forschung, in Vergessenheit gestürzt zu haben. Mit Versuchsanbauten auf Getreideäckern, Gemüsefeldern und in Obstanlagen lässt sich kaum noch Karriere machen. Bei der gentechnologischen Forschung sieht es schon anders aus. Auch wenn hier die Konkurrenz größer ist, ist die Wahrscheinlichkeit als GenforscherIn Karriere zu machen und zu den führenden WissenschafterInnen des Landes zu zählen, ungleich größer.
    Mehr als die Summe ihrer Gene
    Peter Rosset, US-amerikanischer Agrarökologe, der seit vielen Jahren in Mexiko forscht und arbeitet, meinte auf die Frage, ob die Universitäten das Potential haben, die anstehenden Probleme der Landwirtschaft zu lösen: „Das Problem ist: Die meisten Universitäten in den meisten Ländern verkleinern ihre Landwirtschaftsfakultäten. Mit einer Ausnahme: der Biotechnologie. Das ist die einzige Disziplin, die wächst. Die einzige Landwirtschaft, die an den Universitäten zählt, ist die der Biotechnologie.“ Und er schließt daraus: „Das macht die Universitäten irrelevant, wenn es darum geht, die realen Probleme zu lösen. Das generelle Problem ist, dass Universitäten dominiert waren und sind vom Paradigma der industriellen Grünen Revolution, die vielleicht interessant und hilfreich für eine großflächige, exportorientierte Landwirtschaft ist, aber nichts für den täglichen Kampf der Großteil der Bauern und Bäuerinnen anzubieten hat.“(1)
    Die Kulturpflanze ist mehr als die Summe ihrer Gene. Zumindest die universitäre Züchtungsforschung und die öffentliche Forschungsförderung könnten sich wieder stärker auf diesen Grundsatz besinnen – das wäre einen Gedanken wert.

    Der Artikel ist ein Abdruck aus der österreichischen Zeitung „Planet“. Sie findet sich im Netz unter: http://www.planet-zeitung.at. Wir bedanken uns bei Redaktion und Verlag für die Abdruckgenehmigung.
    Andrea Heistinger lebt und arbeitet als freie Agrarwissenschaftlerin und Lektorin an der Universität für Bodenkultur in Schiltern und Wien.
    Fussnoten

    1. Peter Rosset im Interview mit Andrea Heistinger, St. Christobal de las Casas, Chiapas Mexiko, Dezember 2006.

  • Spätes Feedback und ein emotionaler Appell

    Danke für diese gute Zusammenfassung der Situation, die ich leider jetzt erst entdeckt habe. Aktuell wäre wichtig zu wissen, dass Gentechnik-Gegner in Gießen seit fast zwei Wochen ein Feld besetzt haben und dort im Schneesturm – oder derzeit – in knöcheltiefem Schlamm die Stellung halten.
    Während wir Akteure der „Woodstock-Generation“ uns in unseren Erinnerungen suhlen,(http://www.taz.de/blogs/hausmeisterblog/2008/03/28/auslaufende-konjunkturen/ und darüber jammern, dass die tollen Zeiten vorbei sind, sitzt ein Fähnlein Versprengter am Campus der Giessener Uni und TUT ETWAS!
    Wird irgendwer von den großen Maulhelden der vielen politischen Lager, die sich gegen Gen-Technik aussprechen, jemals die Gummistiefel anziehen und dort vorbei schaun? Oder stehen alle nur Bio-Laden in der langen Schlange an der Kasse und sind, wie 90 % der denkenden Bevölkerung, dagegen? Jene, die „Jetzt und Hier“ Freiheit und Gesundheit riskieren, und sich Monsanto und Co. entgegenstellen, erhalten leider nur sehr wenig Unterstützung (Gewünscht sind Solidarität, Spenden und Brennholz).
    Ja, stimmt – Jörg Bergstedt von der Projektwerkstatt ist mit dabei und den können nur wenige leiden, weder die Grünen, noch die Linken, auch nicht Attac. Ich weiß auch warum: Weil er nicht korrumpierbar ist, nicht kungelt und jedwede politische Bewegung kritisch reflektiert. Das mag niemand.
    Ich arbeite gerne mit ihm zusammen. Wie Höge weiß, bin ich Golfautor, betreibe ein Golfportal (www.cybergolf.de) und habe als vollkommen entpolitisierter Ex-Hippie mit politischer Arbeit seit vielen Jahren sowenig zu tun, wie neugrüne Politiker mit Ökologie.
    Trotzdem: Geschockt von dem Film „Leben außer Kontrolle“ gründete ich im Frühjahr 07 die Aktion „Golfer gegen Gendreck“ http://cybergolf.wordpress.com, da die Uni Gießen meinen Lebensraum mit fadenscheinigsten Begründungen zu kontaminieren versuchte.
    Deshalb unterstütze ich auch ausdrücklich die Aktionen der „Feldbefreier“ als Akt bürgerlichen Ungehorsams, der dann nötig wird, wenn alle staatlichen und politischen Kontrollen versagen bzw. von global agierenden Räuberbanden infiltriert werden.
    Zur aktuellen Feldbesetzung kamen viele Medien nach Gießen, leider niemand von der TAZ und leider viel zu wenig Menschen, die als politisch und ökologisch denkende Verbraucher ihre Solidarität gezeigt hätten.
    Ich möchte aufrufen, dass an den Sonntagen um 15 Uhr als „jour fix“ (gerne öfter) möglichst viele Menschen um das besetzte Feld herum spazieren gehen. Jene, sich an den Turm gekettet haben, werden spüren, dass ihre Arbeit nicht umsonst ist und die Versuchsleiter werden erfahren müssen, dass dieses Häuflein „fanatischer Verrückter“ nicht allein im Regen steht. Danke.
    Eugen Pletsch

  • Gendreck-weg
    Pressemitteilung vom 19.03.2008

    * Monsantos Klage gegen Gentechnikgegner zu neun Zehnteln abgewiesen
    * Beklagter Imker will seinen Widerstand fortsetzen

    Das Landgericht Frankfurt/Oder übersandte jetzt sein Urteil im Prozess des Monsanto-Anwaltes gegen den Berufsimker und Gentechnikgegner Michael Grolm. Der Konzernanwalt Stiebler aus Düsseldorf hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt mit einer hohen Geldforderung gegen den Aktivisten. Die Drohkulisse wirkte nicht, von der 10.000-Euro-Forderung blieb wenig übrig. Michael Grolm kommentierte: „Der Konzern Monsanto ist für sein aggressives Vorgehen gegen Kritiker bekannt. Jetzt hat sich der Gentechnik-Gigant die Finger verbrannt. Ich lasse mich nicht einschüchtern und gehe gestärkt in die nächste Runde. Es ist an der Zeit, Monsantos Genmais in Deutschland und europaweit zu stoppen.“

    Der Agraringenieur und Gentechnikgegner hatte im vergangenen Jahr – wie auch schon 2005 und 2006 – angekündigt, in Brandenburg ein Genmaisfeld zu betreten und Genmaispflanzen unschädlich zu machen. Der Imker war als einer der Sprecher der Initiative Gendreck-weg aufgefallen. Monsanto-Anwalt Stiebler erwirkte im Juli eine einstweilige Verfügung gegen Grolm. Sollte er trotzdem einige Maisfelder rund um das damals geplante Camp auch nur betreten, drohte ihm ein Ordnungsgeld in Höhe von 250 000 Euro oder sechs Monate Gefängnis.

    Michael Grolm ließ sich nicht einschüchtern und betrat das Maisfeld gemeinsam mit anderen Feldbefreierinnen und Feldbefreiern. Er beteiligte sich tatkräftig an der Aktion, in deren Rahmen über 5 Hektar Genmais unschädlich gemacht werden konnten.

    Im Januar forderte Monsanto eine Verurteilung Grolms zu „wenigstens 10.000 Euro“. Das Landgericht folgte dem Antrag des Konzernanwaltes nicht. Es legte fest, dass der Gentechnikgegner 1.000 Euro zu zahlen habe. Damit wies das Gericht neun Zehntel der Forderung des Klägers zurück. Neun Zehntel der Gerichtskosten hat der Kläger zu zahlen, Michael Grolm lediglich ein Zehntel. Nach dem Urteil ist zu erwarten, dass beide Seiten in die nächste Instanz gehen.
    Grolm: „Ich beabsichtige nicht, die 1000 Euro zu zahlen. Ich habe auch nicht zu einem Zehntel Unrecht. Der Genmais gefährdet unser aller Zukunft. Monsanto gehört für seine Produkte auf die Anklagebank. Ich bin bereit, für meine Überzeugung und gegen den Genmais auch ins Gefängnis zu gehen!“

    Für Rückfragen:
    Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
    Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9

  • Es ist schon erschreckend, dass einige große Konzerne gute Aussichten haben, in absehrbarer Zeit, die gesamte Welternährung zu dominieren! Die selben Unternehmen, die die genmanipulierte Saat anbieten, sind auch auf dem Markt der Pestizide führend! Eine Reduktion von Spritzmitteln ist somit nciht zu erwarten. Die bäuerliche Landwirtschaft schafft nciht nur Lebens-mittel, die jeder zum Leben braucht, sie ist auch der Haupt-Arbetigeber der Welt! Die Landflucht und die Verslummung werden durch immer größere Strukturen gefördert – zu Lasten der Armen. Es sind also nicht immer billigere Lebensmittel vonnöten, sondern Konzepte, die die bäuerliche Landwirtschaft so stärken, dass die Menschen vor Ort davon leben können und gesunde Lebensmittel produziert werden. Das Geld zur Förderung der Gentechnik wäre hier besser investiert – denn diesee Konzepte gibt es schon!

    Nur haben die Armen leider keine Lobby – und die Tiere, in deren Mägen der „Gendreck“ zum größten Teil landet, schon gar nicht!

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