vonChristian Ihle 17.11.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Gibt es intelligentes Leben auf dem Planeten ProSieben? Offenbar nicht, denn mit „Uri Geller Live: Ufos und Aliens“ erschloss der Sender ganz neue Dimensionen des Blöd-TV.
(…)
Mit sensationell miserablen Quoten feierte ProSieben am Wochenende ein dreistündiges Festival des Extraterrestrischen, eine Show, nach der sich feiern lässt: Hurra, unser Fernsehen ist endlich genauso doof wie das amerikanische.
(…)
Stattdessen schaltete ProSieben in die Ukraine, von wo aus mit einem weiteren Riesenteleskop die vorher im Internet eingesammelten Botschaften des Publikums ins All geschickt werden sollten und „Galileo“-Moderator Daniel Aminati als Korrespondent den Auftrag hatte, möglichst mysteriös daherzuschwafeln, was durch künstliche Störgeräusche in der Verbindung offenbar atmosphärisch unterstützt werden sollte.

Aminati kann aber genauso gut in Castrop-Rauxel gestanden und ein paar blasse Schauspieler engagiert haben, die für ihn russisch sprechen – ProSieben war an diesem Abend ja auch sonst nichts zu blöd, um sein Publikum hinters Licht zu führen.
(…)
Wahrscheinlich gab es das noch nie im deutschen Fernsehen: dass ein Sender seine Zuschauer wirklich für so blöd hält, sie drei Stunden mit einem Hokuspokus fesseln zu wollen, der aus einem schlecht gemachten B-Movie stammen könnte.

Mit hektischen Zwischenschaltungen ins Telefonzentrum zu Reporterin Verena Wriedt, die sonst beim Nachrichtensender N24 ernst genommen werden will, sollten die Reaktionen des Publikums dokumentiert werden, und siehe da: Nach nur 53 Minuten hatte Susanna aus Passau bereits ein Ufo-Video gedreht und per MMS eingeschickt.

Nachher reichte es aber nur noch für Videoschnipsel aus dem Internet und verwirrte Anrufer, die erklärten, sie hätten gerade aus dem Fenster geguckt und auch was Helles gesehen, jedoch ohne zu verraten, ob sie damit vielleicht ihr neuntes Bier meinten.
(…)
Zum Schluss freute sich Geller über das tolle Ergebnis der Telefonumfrage: 93 Prozent aller Anrufer glauben an Außerirdische. „Vielleicht hat unsere Sendung so viele Informationen rübergebracht, dass die Leute überzeugt sind.“ Entweder das, oder die anderen waren alle entführt worden, bevor sie anders abstimmen konnten.

Liebe Außerirdische, wenn ihr das hier lest: Nehmt doch beim nächsten Mal auch den Geller mit.“

(Peer Schader, SpiegelOnline)

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 100 Folgen Schmähkritik

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https://blogs.taz.de/popblog/2008/11/17/schmaehkritik_133_uri_geller_prosieben/

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kommentare

  • Was dort auf der Couch saß war eine astreine Geisterbahn. Man kam sich vor wie im Kuriositäten-Kabinett auf der Kirmes. Und wenn diese Herrschaften den Mund aufmachten, wurde es richtig gruselig.

    Eigentlich wollte man sich nur amüsieren, aber später des abends habe ich mich nur noch geschämt. Geschämt, diesen Stumpfsinn gesehen zu haben. Ja, ich habe mich GESCHÄMT. Gut, daß ich wenigstens für diesen Schwasinn keine GEZ-Gebühr zahlen muß.

  • Meine Meinung als Hobbyforscher der verschiedenen Mysterien und langjähriger Paleo-S.E.T.I.-Kundiger kann nur den armen Erich.v. Däniken bemitleiden.
    Das er gerade in so eine Gruppe gelandet ist.
    Und Nina Hagen sag ich nur: Wenn Obelix in Kessel mit Zaubertrank gefallen ist,
    dann ist Nina in ein Kessel einer Coks-Küche hineingefallen.
    Mit freundlichen Grüßen an die, die dies lesen.

  • Das Traurige dabei ist,

    dass Uri Geller mit so einem Scheiß noch richtig Geld verdient.

    Mehrere Familien hätte damit aus der Patsche geholfen werden können.

    „Mit Scheiße Geld verdienen“ stimmt…

  • Na diesmal ist die Bevölkerung nicht so wirklich schuld: es haben ja nur 1,4 Millionen zugesehen, ein recht grottiger Wert für Samstag Abend.

    ich habe tatsächlich auch 15 Minuten davon gesehen, nachdem ich vorher schon bei RTLs Talentidiotenshow nach dem Interviewsatz „Kranichstein hatte in Darmstadt nicht so einen gute Ruf gehabt. Das kann man vergleichen mit der Bronx in Manhattan.“ verjagt wurde.

    Die UFO-Videos waren ja zumindest noch unterhaltsam, aber nachdem Uri Geller dann uns arme Zuschauer aufgefordert hat, 3 Minuten lang auf einen roten Punkt zu starren wurde es mir doch zu doof.

  • Ein Wahnsinn!
    Selten so was bescheuertes gesehen.
    Den „Vogel“ schoss aber der Typ mit dem Raben ab!
    Durch das sinnlose dazwischengeschwafel von Geller
    wurde er auch noch daran gehindert, richtig Werbung
    für seine Amulette zu machen (dem eigentlichen Grund seiner
    Anwesenheit).
    An den Zuschaueranrufen und gesendeten „Bildern“ hat man
    wieder einmal gemerkt, wie schlimm es um die Intelligenz eines
    Großteiles der deutschen Bevölkerung bestellt ist.
    Am besten Fernseher aus dem Fenster werfen und auswandern!!!!!

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