vonChristian Ihle 01.04.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Es gibt nicht wenige sensible Menschen, die im vergangenen Jahr Anstoß an Katy Perrys so nervigem wie spekulativem Welthit „I Kissed A Girl“ nahmen. Wenn es aber eine Person gibt, die wirklich Grund gehabt hätte, das Stück zu verfluchen, dann ist es wohl Pink – ausschließlich deshalb, weil Frau Perry da mit einem einzigen Liedlein den Rahm von Pinks gesamter Karriere und ihrem mühevoll aufgebauten, mild angelesbeltem Radau-Image abgeschöpft hatte. Seit etwa neun Jahren wird Pink als rüpelhafter Gegenentwurf zu den anderen Mainstream-Mädchen verkauft – und das, obwohl sie mehr oder weniger die gleiche Musik macht wie all die Kelly Clarksons und Britney Spears und sich teilweise gar die Songschreiber und Produzenten mit ihnen und dem halben Mainstream teilt. Ihr einziger musikhistorisch relevanter Eintrag mit dem infektiösen Zwei-Akkord-Schrubber „Get The Party Started“ liegt nun auch schon sieben Jahre zurück. Danach folgte allenfalls eingängiger, aber klischierter Highschool-Pop mit Ihr-könnt-mich-mal-Lyrik.
(…)
Was die Neunundzwanzigjährige da seit Jahren betreibt, ist weniger ein echtes Abgrenzen als vielmehr das kluge Besetzen einer Nische – auch Millionen von Außenseitern wollen schließlich glatt produzierte Pop-Alben kaufen. Pink mag insofern das böse Mädchen aus der Klasse sein, das raucht, trinkt und flucht. Zum Unterricht kommt sie trotzdem jeden Tag.
(…)
Am Schluss brennt die Entertainmentkerze dann an beiden Enden: Kopfüber hängt die Sängerin in zehn Meter Höhe am Trapez und singt auch noch dabei. Warum tun sich diese Popstars heutzutage all diesen Irrsinn an?, denkt man und ahnt doch, warum solch ein zirzensisches Crossover von Show- und Sportgeschäft heutzutage nötig ist. Wieder auf dem Boden angekommen, lässt Pink noch Queens „Bohemian Rhapsody“ und Gnarls Barkleys „Crazy“ folgen, singt aber kaum noch selbst. Bei „Get That Party Started“ ahnt man auch, warum: Die Stimme ist nur noch eine Ruine. Danach ist Schluss. Im Grunde fehlte nur „I Kissed A Girl“.“

(der treue Schmähkritik-Lieferant Eric Pfeil mal wieder in der FAZ über die amerikanische Sängerin Pink)

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 150 Folgen Schmähkritik

mit Dank an Björn.

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