vonChristian Ihle 20.11.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

“Empire Records” ist erst gut zwanzig Jahre alt und doch wie ein Film aus einer Zeitkapsel: die Mitt90er in full swing, die Grunge-Hochzeit, sticking it to the man und fucking indepedent Plattenläden, die tonnenweise CDs verkaufen! Kein Wunder, dass Liv Tyler mitspielt und Toad the Wet Sprocket auf dem Soundtrack turnen.

Einerseits ist “Empire Records” (bemerkenswert öder deutscher Verleihtitel übrigens: “Das Empire Team” – warum nicht gleich “Die Empire Belegschaft”?) natürlich cheesy wie nichts anderes und all der grungy Alternative-Anstrich mehr behauptet als durchdacht, aber doch konnte ich nicht anders, als letzten Endes gerührt zu sein, wenn der kleine zweistöckige Riesenindieplattenladen verzweifelt dagegen kämpft von der noch größeren Plattenkette Music Town aufgekauft zu werden und am Ende des Tages – also abends – einen spontanen Benefizgig auf dem Dach des Hauses veranstaltet zu dem alle alle Stadtbewohner, jung wie alt, strömen und Empire vor dem bösen Musikmoloch Music Town retten: “Damn the Man! Save the Empire!”

In der sehr große Empire-Belegschaft (was muss man in den 90er mit CDs noch für Geld verdient haben!) von Generation X – Abziehbildern hat natürlich jede/r einzelne komplett einen an der Klatsche und wäre außerhalb eines Film – oder eines Plattenladens – keine Woche überlebensfähig. Ja, jede Figur ist mit allergröbstem Pinsel gemalt, aber am Ende doch so gut den Nöten der Jugend gegenüber gemeint, dass ich Regisseur Allan Moyle nicht böse sein kann.

Ich habe erst kürzlich Moyles 1980er Film “Times Square” über zwei junge, etwas derangierte Girls gesehen, die ihr Heil in New York suchen und ihre Erlösung im Punk finden und auch wenn “Times Square” der ehrlichere, weniger gefälligere Film war, hat auch “Empire Records” sein Herz am rechten Fleck. Dass beide mit einem Straßenkonzert und einem Schub Euphorie enden, zeigt mir dann auch, wie viel Fan eigentlich in Moyle selbst steckt und macht alles noch sympathischer.

P.S.: A propos sympathisch, endlich mal eine Post-Credit-Szene, die nicht überflüssig ist: erklärt doch der eine Nerd dem anderen Plattenladenmitarbeiter, warum Primus im Gegensatz zu Misfits und Pixies saugen.

P.P.S.: neben einen sehr jungen Liv Tyler ist auch eine pre-fame Renée Zellweger in der Besetzung und beendet den Film standesgemäß mit schön schiefem Gesang auf dem Vordach von Empire Records:

Hier wurde ein eingebetteter Medieninhalt blockiert. Beim Laden oder Abspielen wird eine Verbindung zu den Servern des Anbieters hergestellt. Dabei können dem Anbieter personenbezogene Daten mitgeteilt werden.

* Auf Amazon Prime zu streamen, auf DVD zu kaufen.

* Der selten gezeigte “Times Square” ist ebenfalls auf Prime zu finden.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2018/11/20/filmtipp-empire-records-mit-liv-tyler-renee-zellweger/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert