vontazpanterstiftung 02.06.2016

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In den 20 Jahren meiner journalistischen Arbeit hatte ich Glück in vielen Ländern unterwegs gewesen zu sein. In Deutschland allerdings war ich bis jetzt noch nie. Auf die Reise hierher, in die Heimat des von mir so geliebten Goethe, Bach und Böll, war ich sehr gespannt.

Shahin Rzayev, Aserbaidschan

Meine Generation ist mit sowjetischen Filmen groß geworden, wo Deutsche ausschließlich als Nazi-Schweine dargestellt wurden. Und mit Gedichten, wie das von Simonow «Töte den Fritzen!» Gewiss, ich kannte persönlich ein paar Deutsche, die diesem Stereotyp nicht entsprachen, das waren aber entweder Journalisten oder Friedensstifter. Mit anderen Worten, brannte ich darauf, einen durchschnittlichen deutschen Bürger, einen Otto-Normalverbraucher kennenzulernen.

Und nun? Die Frage des ersten Tages war: Gibt es denn sie überhaupt, gibt es Deutsche in Berlin? Der Taxifahrer, der mich ins Hotel fuhr, outete sich als Albaner. Als er erfahren hatte, dass ich Muslim bin, textete er mich zum Thema zu, wie schlimm doch diese Serben seien. In dem Hotelviertel fühlte ich mich mitten in Instanbul. Lauter Türken überall. In der U-Bahn wimmelte es von Chinesen.

Aber — welch Wonne — ich habe sie doch gefunden, die Deutschen! Sie fuhren allesamt Fahrrad. Wodurch sich Berlin von anderen europäischen Großstädten unterscheidet, ist die Zahl der Fahrräder und die Sauberkeit der Straßen. London liebe ich, die Stadt ist aber zugemüllt. Wie schaffen das die Deutschen bloß?

Und das andere, was mich sehr beeindruckt hat, ist, dass es ganz offensichtlich um eine Nation handelt, die es geschafft hat, den Nazismus zu überwinden. Man kann und sollte bei den Deutschen lernen. Wobei mir natürlich klar ist, dass Berlin nicht Deutschland ist, in den Regionen mag es anders aussehen. Und trotzdem ist die Hauptstadt ein Schaufenster.

In diesem Jahr hat Deutschland den OSZE-Vorsitz inne. Ich hoffe aufrichtig, dass es als führendes EU-Land imstande sein wird, zu der Beilegung der Konflikte in den postsowjetischen Ländern einen großen Beitrag zu leisten.

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За 20 лет своей журналистской деятельности мне посчастливилось побывать во многих странах. Но в Германии я впервые. Ездил сюда с большим любопытством, все же это родина любимых мною Гёте, Баха, Хайнриха Бёлля.

Наше поколение выросло на советских фильмах, где немцев изображали нарочито грубыми националистами. На стихах Симонова «Убей немца»! Конечно, у меня до этого были знакомые немцы, которые никак не соответствовали этому стереотипу, но это были или журналисты, или миротворцы НПО. То есть среднестатистического жителя Германии я пока не видел и было любопытно посмотреть, какие же они эти простые немцы .

И что? При приезде в Берлин в течение первого дня главным вопросом для меня было «а есть ли в в Берлине немцы»? Таксист, который возил меня в отель оказался албанцем и узнав, что я из мусульманской страны, всю дорогу жужжал мне на ухо какие плохие эти сербы. В районе отеля я чувствовал себя как в Истанбуле. Кругом одни турки. В метро мне попались китайцы.

И о радость, я нашел таки немцев! Они катались на велосипедах. Вообще, главное отличие Берлина от других европейских мегаполисов это огромное количество велосипедов и чистота на улицах. В любимом мною Лондоне так много мусора, но вот тут как-то удается это избежать.

И второе впечатление, вот это нация, которая смогла победить и преодолеть национализм. И надо многому учиться и перенимать опыт, как Германии удалось это. Конечно, я понимаю, что Берлин это не вся Германия, может в регионах ситуация другая, но столица все же пример.

В этом году Германия страна председатель ОБСЕ. И я искренне надеюсь, что она как ведущая страна Евросоюза, сможет повлиять на решение конфликтов в постсоветских странах.

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