Brigitte Kronauer und Dorothea Westphal.
Noch ist Brigitte Kronauers neues Buch „Gewäsch und Gewimmel “ nicht erschienen, auf dem blauen Sofa sitzt sie heute trotzdem schon. Es passt gut, dass sie hier ist, denn das blaue Sofa steht zwischen Halle 5 und 6 ist ein Ort des Gewimmels par excellence. Überall Stimmen. Menschen kommen vorbei, setzen sich hin, hören zu, ach nee doch nicht, falscher Autor, dann gehen sie wieder.
„Gewäsch“ ist für Brigitte Kronauer „alles, was wir an Sprache von uns geben“ – manchmal so viel, dass alles zusammen „nur noch ein Raunen“ ergibt.
Kronauer, die 72 ist und so aussieht, als wenn sie vielleicht in ein paar Jahren mal 50 wird, erzählt vom Gewimmel: Dinge, die auf uns einströmen in Nachrichten und Alltag, so viel, dass wir ihnen nicht gerecht werden können. „Wir kommen mit den Gefühlen nicht mehr nach“, sagt Kronauer. So wie Physiotherapeutin Elsa, eine von Kronauers Figuren, die nachts wachliegt und an die Geschichten ihrer Patienten denken muss.
Es ist schwierig oder unmöglich, all das in sich aufzunehmen, was uns den ganzen Tag über umwimmelt – aber es ist mindestens genauso schwer, sich davon abzugrenzen. „Ich bin selber in einer unkontrollierten Weise empathiefähig“, erzählt Kronauer.
Wenige Bücher passen so gut zur Buchmesse wie dieses. Auch hier kommt niemand hinterher, es ist alles zu viel und doch ganz wichtig und nicht einfach sortierbar. Fetzen von Gesprächen, halb mitbekommene Veranstaltungen, überflogene Texte. Aber genau so ist die Welt, findet Kronauer, und so funktionieren auch ihre Erzählungen. Vielschichtig und fragmentiert. „Ich habe dem linearen Prinzip immer misstraut“, sagt sie, „es ist eben so, dass wir die Welt in Fragmenten wahrnehmen.“
Wo sie ihr Material sammele, fragt die Moderatorin. „Überall“, sagt Brigitte Kronauer, „hier auch, jetzt auch.“
Es ist wie gestern im Frankfurter Hof, als Kollegin D. meinte: „Es ist komisch, mit diesen Typen hier zu reden. Man weiß nicht, ob man in ihren nächsten Büchern auftaucht.“