Endlich wieder Buchmesse, bin schon aufgeregt. Auf magische Art hat es sich gefügt, dass ich keinen einzigen Termin haben werde, nix lesen, nix diskutieren, nur rumstehen und trinken und meckern und immer schön schreiben, so wie ich es liebe. Ich werde ganz Bloggerin sein. Geil. Wie früher. Neulich wurde ich gefragt, warum ich immer noch hier blogge und ob das so gut bezahlt ist. Haha. (Erinnert sich jemand – vor zwei Jahren hatte mich mein Freund M. gefragt: „Bloggst du schon wieder für die taz? Ich dachte, du bist inzwischen erwachsen!“)
Blogge also wieder, ich glaube zum 13. Mal. Ich glaube, mein Verhältnis zur Buchmesse lässt sich am ehesten als sanfte Variante des Stockholm-Syndroms bezeichnen: fahre extrem gerne hin, erlebte während dessen genug für ein halbes Jahr wirre Träume und bin hinterher immer krank, wie alle.
Es gab verschiedene Phasen von Buchmessen bei mir: Bevor ich ein Buch geschrieben hatte – während ich eins schrieb („Untenrum frei“) – als es dann draußen war – zwischen den Büchern – nach der Veröffentlichung des zweiten („Die letzten Tage des Patriarchats“). Am Anfang eher so: hui, wer seid ihr alle, aha aha aha, interessanter Betrieb, alle konsequent besoffen. Dann: bisschen skeptisch, was wird passieren, wenn mein Buch rauskommt, fuck, wer sind die alle? Sind das die Leute, die bald mein Buch verreißen? Dann: Ok, hat keiner verrissen. Schön! Dann: Fuck, zu viele Termine, aber man will auch nicht undankbar sein. Inzwischen: ganz entspannt eigentlich. Habe immer weniger Gespräche mit Feuilletonboys, die mir erklären, dass man mit Kolumnen nix werden kann und dass ich zu viel über die Gendersache schreibe, ganz angenehm. Beide Bücher bestsellern so schön, ah, die Kleinen, sie werden so schnell groß und arbeiten jetzt einfach selber.
Zur Vorbereitung für Leipzig habe ich in diverse Bücher geguckt, siehe Foto, milde Panik bei der Erkenntnis, wie viel Interessantes schon wieder rausgekommen ist. Cat Person, Kate Manne über Misogynie, Eure Heimat ist unser Alptraum, lauter gute Sachen, und eins das vielleicht von den Romanen mein Favorit ist: Jasper Nicolaisen, „Erwachsen“, das ist ein Buch, zu dem ich gebeten wurde einen sogenannten Blurb zu schreiben. Blurb heißt das Zitat, das man hinten auf den Buchrücken druckt, damit Leute das Buch kaufen.
So eine Anfrage zu kriegen ist immer so eine Sache: Man weiß nämlich logischerweise noch gar nicht, wie das Buch ist, und erst mal ist es unbezahlte Arbeit mit dem Potential eine Freundschaft oder Arbeitsbeziehung zu zerstören, falls man es doch nicht so uneingeschränkt gut findet, dass man da mit Namen drauf stehen will. Also Horror und Ehre gleichermaßen. Aber, egal, bei Jaspers Buch war ich sehr begeistert und werde im Laufe dieses Blogs davon berichten.
Außerdem werden hier noch Malaika Rivuzumwami und Donata Kindesperk mitbloggen, ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber es wird schön!