vonHans Cousto 12.10.2011

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

Mehr über diesen Blog

Am Dienstag, 11. Oktober 2011, feierte eine Abordnung internationaler Drogenbarone anlässlich der Jahrestagung der Drogenbeauftragten, Mechthild Dyckmans, am frühen Morgen direkt vor dem Veranstaltungsort am Brandenburger Tor in Berlin eine Party. Dabei wurde der Entwurf eines neuen 500-Euro-Scheines vorgestellt um die fundamentalistische und prohibitionistische Haltung der Drogenbeauftragten zu würdigen.

Dyckmans-500-Euro
Dyckmans-500-Euro

Aus aktuellen Anlass ist hier die Erklärung der Delegierten, die sich für die Drogengesetzgebung anlässlich der Tagung persönlich bei Frau Dyckmans bedankt haben, wiedergegeben:

Wir, die Drug Lords International (DLI), möchten uns herzlich für den Einsatz der Abgeordneten Dyckmans (FDP), dass Drogen weiterhin illegal bleiben, bedanken. Wir danken ihr wirklich herzlich. Sie macht uns reich! Deutschland investiert jedes Jahr etwa vier Milliarden Euro, um das Drogenverbot aufrecht zu erhalten – und unseren Reichtum zu bewahren. Unser jährlicher Umsatz beträgt mehr als 300 Milliarden Euro. Damit liegen wir mit unseren Produkten an der Weltspitze. Wir sind so reich, dass wir uns ganze Staaten kaufen können.

Wir, die Drug Lords International, möchten der Abgeordneten Dyckmans danken, danken für weitere, neue illegale Märkte. Die europäische Beobachtungsstelle für Drogen- und Drogenabhängigkeit hat in dem letzten Jahr über 40 neue Substanzen aus unseren Laboren festgestellt. Dies ist aber nur ein geringer Teil von dem, was unsere Labore herstellen können. Wir können alles herstellen. Wir müssen nur ein Atom in einem Molekül ändern, und schon haben wir etwas neues. Sobald der Stoff verboten wurde, können wir ein Vielfaches des Produktionswertes dafür nehmen und werden noch reicher!

Wir, die Drug Lords International, möchten der Abgeordneten Dyckmans für die gute Zusammenarbeit, in Vergangenheit, hier und jetzt, und in Zukunft danken.

Seltsame Begriffswahl der Drogenbeauftragten

Zur Jahrestagung der Drogenbeauftragten „Der Stoff aus dem Chemielabor. Speed, Spice und Co.“ hat diese eine Pressemitteilung mit dem Titel „Gegen synthetische Drogen effektiver vorgehen“ herausgegeben. Darin tauchen Sätze mit einer mehr als nur seltsamen Begriffswahl auf [Hervorhebungen in fetter Schrift dienen nur zur Orientierung und entstammen nicht den Originaltexten]:

Ein Verbot neuer synthetischer Drogen kann derzeit erst nach einem aufwändigen Verfahren durch Unterstellung unter das Betäubungsmittelgesetz erreicht werden. Händler bewerben diese Substanzen bis zu ihrer Unterstellung gezielt als angeblich legale Alternative. Deshalb hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, um Wege aufzuzeigen, wie effektiver auf diese Entwicklungen reagiert werden kann.

In Internetportal der Deutschen Apothekerzeitung wurde diese befremdliche Formulierung fast wörtlich ohne weiteren Kommentar übernommen. In dem Artikel „Dyckmans: Gegen synthetische Drogen effektiver vorgehen“ heißt es:

Da ein Verbot neuer synthetischer Drogen derzeit erst nach einem aufwändigen Verfahren durch Unterstellung unter das Betäubungsmittelgesetz erreicht werden kann, können Händler diese Substanzen bis zu ihrer Unterstellung gezielt als angeblich legale Alternative bewerben. Deshalb hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, um Wege aufzuzeigen, wie effektiver auf diese Entwicklungen reagiert werden kann.

In dem Rechtsgutachten der Professoren Dr. Dieter Rössner und Dr. Wolfgang Voit von der Philipps-Universität Marburg, das auf der Tagung vorgestellt wurde, heißt es hingegen (Folie 3 der Präsentation) unmissverständlich:

Wegen der formellen Voraussetzung der Definition eines bestimmten, genau bezeichneten Stoffes als Betäubungsmittel sind neue Designerdrogen zunächst immer legal.

Es ist schon seltsam, wie aus der Formulierung „immer legal“ des Rechtsgutachten die äußerst manipulative Deutung „angeblich legale Alternative“ wird. Eine solche Informationspolitik ist typisch für die Verfechter der repressiven Verbotspolitik. Offenbar haben daran nicht nur puritanische Abstinenzfanatiker und Mafiosi ein großes Interesse, sondern auch die Pharmabranche mit ihren Vertriebsstellen, den Apotheken.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/drogerie/2011/10/12/drogenbarone_stellen_neue_euroscheine_vor/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Eigentlich wundere ich mich, weshalb die Apotheken so bereitwillig nach der Pfeife der Pharmaunternehmen tanzen. Sollten Drogen legalisiert und kontrolliert werden, wäre doch naheliegend, dass (zumindest bis zur Etablierung von speziellen Drogenfachgeschäften – “Rauschdrogerien”?) der Vertrieb der Substanzen über Apotheken laufen könnte. Aber wenn die Apotheker sich von vorn herein dagegen sträuben, werden andere die Geschäfte machen.

    @komischer vogel: Ich hab einen Tipp für dich! Stelle der Drogenbeauftragten deine Frage nicht in einer Mail, sondern auf abgeordnetenwatch.de – das hat den großen Vorteil, dass sowohl deine Frage als auch Dyckmans’ Antwort öffentlich sein werden und sie sich zum x-tausendsten Mal öffentlich als ahnungslose Platitüdendrescherin blamieren kann.

    (Allerdings erlauben sie bei abgeordnetenwatch keine rethorischen oder ironischen Fragen, aber ich denke, es dürfte leicht sein, daraus eine richtig ernsthafte Frage zu formulieren.)

  • Ich nahm deinen Artikel mal zum Anlass der Drogenbeauftragten eine Email zu schreiben:

    Hallo!

    Es ist wirklich traurig und beschämend (für die Menschheit) mit ansehen zu müssen, das Erzkonserative Menschen wie sie eine völlig Weltfremde und uneffektive Drogenpolitik führen und dann auch noch für sich mit Aussagen wie „Unsere Drogen- und Suchtpolitik stellt den Menschen in den Mittelpunkt.“ völlig lächerlich machen.

    Ich hoffe sie sind froh, weiterhin den größten kriminellen Vereinigungen ihre Geschäftsgrundlage zu sichern und damit für viel Elend auf der ganzen Welt zu Sorgen. Danke!!

    Mit freundlichem Gruß,
    xxx

  • Schöner Artikel!

    Es ist ja so traurig mit anzusehen wie die Politik hier und in (fast) aller Welt einfach nichts merkt (oder warscheinlich viel mehr mit Absicht den Zustand erhält und skrupellose Drogenkartelle finanziert.

    Aber so ist das, der eine Verbrecher erhält dem anderen Verbrecher das Geschäft…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert