vonHans Cousto 31.07.2014

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

Mehr über diesen Blog

Am 26. Juli 2014 startete die New York Times eine Kampagne für Cannabis-Legalisierung. Derzeit veröffentlicht die renommierte Zeitung täglich einen Artikel zur Sinnlosigkeit des Verbots. Der erste Artikel ist unter dem Titel „Lasst die Staaten sich für Marijuana entscheiden“ (Let States Decide on Marijuana). Die angesehenste Zeitung des Landes fordert: Gebt das Hanf frei!

Die Argumente, die dort für eine Legalisierung aufgezeigt werden, sind die gleichen Argumente, die seit vielen Jahren auf der Hanfparade in Berlin vorgetragen wurden. Generell kann beobachtet werden, dass die Befürworter einer Re-Legalisierung von vielen Seiten immer mehr Rückendeckung bekommmen. Um eine Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes in Deutschland in Verbindung mit der Re-Legalisierung von Cannabis als Medizin und Genussmittel zu befördern, sind die Aktivisten von Demonstrationen wie die Dampfparade in Köln und die Hanfparade in Berlin auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen und rufen deshalb zur Teilnahme an diesen Demonstrationen auf.

US-Pharmakonzerne finanzieren in den USA die Gegner der Cannabis-Liberalisierung. Sie befürchten, dass ihre opiathaltigen Schmerzmittel vom Markt verdrängt werden. Auch Polizeigewerkschaften, Gefängnisunternehmen und Bierbrauer wehren sich in den USA gegen das legale Kiffen. Sie befürchten eine Schrumpfung ihrer Bedeutung respektive ihrer Umsätze. Doch die Mehrheit der US-Amerikaner glaubt nicht mehr an den Nutzen des Verbotes von Cannabis als Freizeitdroge und fordert die Legalisierung. Die Demonstrationen in Köln und Berlin sollen die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland dazu motivieren, Abschied von der Propaganda der Prohibitionisten zu nehmen und sich sachkundig machen und in der Folge sich für Drogenkompetenz, und Drogenmündigkeit stark zu machen.

 
Logo der Dampfparade 2014  in Köln
Die Dampfparade wird am Samstag, 2. August 2014, um 12:00 Uhr am Heumarkt in Köln starten. Schwerpunktthema der Dampfparade ist die Freigabe von Cannabis als Medizin. Nach der Auftaktkundgebung am Heumarkt wird es einen Umzug durch die Stadt geben und gegen 17:00 Uhr wird der Demonstrationszug für die Abschlusskundgebung wieder auf dem Heumarkt eintreffen.

Forderungen der Dampfparade 2014 in Köln

Wie man dem Flyer der Dampfparade entnehmen kann, geht es den Organisatoren um eine gesündere Zukunft, vor allem für Patienten, die Cannabis als Medizin benötigen. In den USA hat bereits die Mehrheit der Bevölkerung – diejenige, die in fortschrittlichen Bundesstaaten wohnt – die Möglichkeit, sich von ihrem Arzt Cannabis als Medizin verschreiben zu lassen. In Deutschland dürfen derzeit jedoch nur knapp 300 Patienten Cannabisblüten als Medizin nutzen.

Flyer zur Hanfparade 2014, Vorderseite
Das Motto der Hanfparade 2014 lautet: „Grünes Licht für die Legalisierung“. Als die Hanfparade im Jahr 1997 mit dem Slogan „Legalisierung Jetzt!“ die politische Bühne betrat, tat die Mehrheit der Deutschen die Forderung „Wiederzulassung der Pflanze Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel, Amnestie für alle Hanfgefangenen sowie Rehabilitierung der Prohibitionsgeschädigten“ als Gespinst einiger weniger benebelter Hirne ab.

Knapp zwei Jahrzehnte oder 18 Hanfparaden später sind die einst einsam rufenden Hanffreunde und Legalisierungsbefürworter im Mainstream der Gesellschaft angekommen. Sie können viele Ärzte und über 120 Strafrechtprofessoren in Deutschland zu ihren Unterstützern zählen. Dennoch ist zu befürchten, dass die große Koalition der Bundesrepublik vier Jahre drogenpolitischen Stillstand bringt. Es ist zu befürchten, dass auch im Jahr 2014 wieder hundertausende Strafverfahren gegen harmlose Hanfnutzer Existenzen vernichten und Familien auseinander reißen. Trotz aller anderslautender wissenschaftlicher Fakten und gegen jede Vernunft werden Union und SPD am Dogma „hanffreie Gesellschaft“ festhalten.

Die Hanfparade will das ändern und all jenen ein Forum bieten, die das Hanfverbot als historischen Fehler erkannt haben. Die Hanfparade wird am Samstag, 9. August 2014, um 13:00 Uhr auf dem Washingtonplatz südlich des Hauptbahnhofs starten. Die Route führt dann zur Bundesgeschäftsstellle der Grünen am Platz vor dem Neuen Tor, wo die erste Zwischenkundgebung stattfinden wird. Vom Platz vor dem Neuen Tor wird es dann weitergehen durch die Hannoversche Straße in die Friedrichstraße bis zum Bundesministerium für Gesundheit zur zweiten Zwischenkundgebung.

Blick auf die Teilnehmer der Hanfparade 2014 von der Bühne aus gesehen auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor
Auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor wird wie in den Vorjahren die große Abschlusskundgebung der Hanfparade stattfinden. Es wird wieder eine Bühne mit Livemusik und Reden geben, sowie Informationen zu Hanf als Grundstoff für Industrieprodukte, Hanf als Medizin und Mitmachangeboten rund um Hanf. Diverse Vereine und andere Organisationen werden mit Infoständen Aufklärungsarbeit leisten.

Vergl. hierzu auch in diesem Blog den Artikel vom 12. September 2013 „Grünes Licht für die Legalisierung

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/drogerie/2014/07/31/von-der-dampfparade-zur-hanfparade/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • ICH BIN SELBER „KRANK“..GEBT CANNABIS ENDLICH
    FREI.. „LEGALIZE CANNABIS“…PEACE MARLENE..

  • Ich hatte mein gesamtes leben schlafstoerungen, kopfschmerzen und momentan innerliche schmerzen. Ich habe keine kraft um ins krankrnhaus zu gehen; entweder sterbe ich oder ich bekomme cannabis. Sobald ich morphium nehme bin ich eigentlich schon tot.

  • Ihre Kritik an der eindeutig fahrlässig laschen Regulierung der Droge Tabak (und ich persönlich würde in diesem Zusammenhang ebenso Alkohol nennen) teile ich. Andererseits gehört zum Zusammenleben auf engem Raum auch ein großzügiges Maß Toleranz und Rücksichtnahme, so denn dies ohne Nachbarschaftskrieg funktionieren soll.

    Auch ich ärgere mich, wenn Rauch durch ein offenes Fenster zieht – der übrigens schon heute mitunter nicht unbedingt nach Tabak riecht (oder auch stinkt), obschon ich selbst (Balkon-) Raucher bin!

    Wenn ich mich dann allerdings frage, wessen Bedürfnis stärker wiegt: das meine nach einem (ständig?) offenen Fenster, oder das meines Nachbarn, in seinem Heim Rauchwaren zu konsumieren, dann finde ich darauf nur eine Antwort, die weder mich noch meinen Nachbarn diskriminiert. Und Sie?

    Ich habe glücklicherweise bisher die Erfahrung gemacht, daß ein offener Umgang mit Menschen in den meisten Fällen zu einer Lösung führt. Aber selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, meinen Nachbarn einer strafrechtlichen Behandlung auszusetzen, nur weil ich etwas, was er tut, nicht riechen mag. Insbesondere dann, wenn sich mein Problem z.B. durch vorübergehendes Schließen eines Fensters lösen läßt. Auch zwingt mich niemand, hier wohnen zu bleiben, wenn mir die Wohnsituation nicht zusagt.

    Im übrigen plädiere ich für ein Regulierungsmodell, welches den Verkauf von Cannabis nicht kommerzialisiert und befürworte daher Cannabis Social Clubs. Diese ähneln, mit Blick auf Ihre olfaktorische Befürchtung, modernen Rauchsalons, laden durch angenehmes Ambiente zum Verweilen ein …

    Lassen Sie uns nach einer sinnvollen Alternative zu dem gescheiterten Weg des kontraproduktiven Totalverbotes suchen. Ich bin überzeugt, daß all diejenigen, die weiterhin die Prohibitionskeule schwingen, statt sich in den Entwurf einer verträglicheren Zukunft einzubringen, das Nachsehen haben werden.

    Zeiten ändern sich.

    Viele Grüße.
    Matthias Pfahl

  • Es gehört schon eine Menge Ignoranz und Böswilligkeit dazu, die eigene empfindliche Nase über den Willen von hunderttausenden (zum Teil schwerkranken) Mitbürgern zu stellen.
    Tabak ist, ohne Zweifel, ein destruktives Nervengift. THC/CBD/CBC hingegen sind effektive Helfer gegen eine Reihe von Krankheiten. Krebs, MS, Parkinson,….

    Es ist nicht verwunderlich, dass so viele Lobbyverbände gegen die hinfällige Cannabisregulierung arbeiten. Geld und Einfluss verliert niemand gern.

    Aber wenn Mutti sich um ihre eigene Nase dreht, ist das blind und dumm. Hoffentlich sehen auch die verbohrtesten Mitbüger irgendwann ihre propagandierte Dummheit von außen.

  • Soweit ich weiß, gelten in vielen us-amerikanische Städte drastisch strengere Rauchverbote als in Deutschland. Zum Teil ist Rauchen in der Öffentlichkeit verboten. In Wohnanlagen darf oft im ganzen Komplex nicht geraucht werden. Vermieter können ein Rauchverbot erlassen oder Raucher ablehnen. Es gibt Rauchverbote in Mehrfamilienhäuser und Wohnungen, die sich eine Wand/Decke , Flur oder Belüftung teilen, wo Rauch durchs Fenster in andere Wohnungen ziehen kann usw.
    Unser deutscher Gesetzgeber ist bereits mit der dem Thema „Tabak-Rauch“ überfordert und nicht in der Lage den nicht-rauchenden Teil der Bevölkerung wirkunsgvoll vor Tabakrauch zu schützen; Eine Legalisierung von Cannabis ist deshalb bei uns nicht zu empfehlen. Wird der Hanfanbau erstmal erlaubt, dann landet er auch in den Zigaretten und wird uns um die Nase wehen. Nein, danke!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert