Ecstasy (MDMA = 3,4-Methylendioxymethylamphetamin) wird als entaktogenes („das Innere berührend“, aus griechisch en, „innen“, lateinisch tactus „berührt“) Amphetaminderivat bezeichnet und gehört zur Stoffklasse der β-Phenylalkylamine (β-Phenethylamine). Da unter dem Etikett Ecstasy nicht nur MDMA in stark unterschiedlichen Dosierungen sondern manchmal auch andere Substanzen auf dem Schwarzmarkt angeboten werden, kann das Ausmaß der für die MDMA-Wirkung maßgebliche Ausschüttung des körpereigenen Neurotransmitters Serotonin von Pille zu Pille spürbar unterschiedlich ausgeprägt sein. Dementsprechend breit gestreut sind die Schwankungen der Positiv- und Negativerfahrungen beim Ecstasy-Gebrauch. Ein reales Problem für die Konsumenten stellt vor allem die Dosierung dar, da diese zumeist zwischen 50 und 300 Milligramm reinem Ecstasy-Wirkstoff je nach Pillensorte schwankt. Die optimale Wirkdosis wird mit 1 bis 1,5 Milligramm MDMA pro Kilo Körpergewicht angegeben, die stark empfundene Wirkdauer beträgt durchschnittlich drei bis fünf Stunden.
MDMA wirkt entaktogen, das heißt, es verstärkt die innere Empfindung und Wahrnehmung ohne eigentliche Veränderung der Signale und Reize, die mit den Sinnesorganen registriert werden. MDMA verstärkt überdies die Empathie. Empathisch wirkende Drogen (Empathogene) steigern vor allem die Wahrnehmungsfähigkeit und das Einfühlungsvermögens in die emotionelle Situation anderer Personen. Dadurch wird die Sympathie zu anderen Menschen gefördert und die Kommunikationsbereitschaft gestaltet sich offener und herzlicher. Dies kommt vor allem bei gemeinsam zelebrierten Ritualen, wie zum Beispiel beim ekstatischen Tanzen, zur Geltung, sodass das Gemeinschaftsgefühl gefördert wird. Den empathischen Drogen wird auch eine magische Wirkung nachgesagt, da das verbindende Gefühl rational gar nicht erfasst werden kann, sondern vor allem seelisch erlebt wird. MDMA wird deshalb auch als Kuscheldroge bezeichnet und auch im Rahmen von Massagen und anderen körperlichen Interaktionen genutzt. Intimer Körperkontakt und zärtliche Berührungen werden auf MDMA oft viel stärker empfunden als im nüchternen Zustand.
Der Konsum von MDMA ist je nach Konstitution und Dosierung mit Risiken für die Gesundheit verbunden. Es wird deshalb hier allen potenziellen Konsumenten empfohlen, stets die Risiken und Nebenwirkungen von MDMA zu beachten. Ebenso sollte man die Hinweise zu Überdosierungen beachten, da derzeit zahlreiche extrem hochdosierte Pillen im Umlauf sind.
Hinweis: Erwerb und Besitz der hier beschriebenen Substanzen sind in Deutschland ohne Genehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM ) verboten. Im Gegensatz zur Schweiz ist in Deutschland der Konsum der hier beschriebenen Substanzen aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht verboten.
Viele hochdosierte Pillen im Umlauf
In Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die untersuchten Proben im Schnitt 57 Milligramm MDMA-HCl (HCl = Hydrochlorid). Im Jahr 2019 waren es 173 Milligramm, also enthielten die Pillen 2019 mehr als dreimal so viel Wirkstoff wie 2006. Auch die neuesten Ergebnisse der Analysen aus der Schweiz bestätigen den in ganz Europa zu beobachtenden Trend. Im Jahr 2019 enthielten die Ecstasytabletten durchschnittlich 176,8 Milligramm MDMA-HCl, 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr und weit mehr als das Doppelte als vor zehn Jahren respektive 45 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in Deutschland seit 1995 sowie in der Schweiz seit 2007.
Der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten wird in Deutschland vom Bundeskriminalamt (BKA) und von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) stets in MDMA-Base angegeben. Die Daten für Deutschland wurden hier für die bessere Vergleichbarkeit von MDMA-Base in MDMA-HCl umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor beträgt 1 zu 1,189.
Ecstasytabletten, die mehr als 120 Milligramm Wirkstoff enthalten, gelten als hochdosiert, Tabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff als extrem hochdosiert. Im Jahr 2019 enthielten 81,9 Prozent aller in Zürich in der Schweiz getesteten Ecstasytabletten mehr als 120 Milligramm Wirkstoff. Und 28,1 Prozent der getesteten Pillen enthielten im Jahr 2019 mehr als 200 Milligramm Wirkstoff, waren also extrem hoch dosiert. Vor zehn Jahren enthielt keine einzige Pille soviel Wirkstoff. Zudem waren 2019 deutlich mehr Ecstasytabletten mit einem Wirkstoffgehalt zwischen 160 und 200 Milligramm MDMA-HCI analysiert worden als in den Vorjahren.
Gemäß einer vorläufigen Analyse der Pillenwarnungen von Safer Party im Jahr 2020 wurden in Zürich mehr extrem hochdosierte Ecstasytabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff analysiert als 2019, hingegen weniger mit einem Wirkstoffgehalt zwischen 160 und 199 Milligramm.
Auch in den Niederlanden stieg der Wirkstoffgehalt von Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv an. Im Jahr 2019 enthielten in den Niederlanden die untersuchten Proben im Schnitt 172 mg MDMA als Base berechnet, das sind 204,5 Milligramm MDMA-HCl. Etwa jede achte Pille, die getestet wurde, enthielt mehr als 250 Milligramm MDMA-HCl. Quelle: DIMS Annual Report 2019.
Reinheit der Ecstasytabletten
2019 enthielten 16 Prozent der in Zürich von Safer Party und dem Drogeninformationszentrum DIZ analysierten Ecstasy-Tabletten neben oder anstelle von MDMA mindestens eine weitere manchmal unerwartete pharmakologisch wirksame Substanz. Dabei handelt es sich unter anderem um Falschdeklarationen, pharmakologisch wirksame Streckmittel und/oder Syntheseverunreinigungen. Mehr als die Hälfte davon enthielt nur den Wirkstoff 2C-B (4-Bromo-2,5-dimetoxyphenethylamin). 2019 enthielten 8,6 Prozent der in Zürich abgegebenen Ecstasytabletten 2C-B; durchschnittlich waren 13,3 Milligramm 2C-B in den Tabletten enthalten. Die meisten 2C-B Tabletten wurden als 2C-B deklariert zur Analyse abgegeben. Da jedoch oftmals die gleichen Logos wie bei Ecstasytabletten mit MDMA verwendet werden, besteht ein Risiko für Verwechslungen. Deshalb wurden alle 2C-B Tabletten in die MDMA Auswertung miteinbezogen. In diesen Fällen handelt es sich somit nicht um Falschdeklarationen.
2C-B ist ein Psychostimulans mit halluzinogener und stark aphrodisischer Wirkung. Medizinisch wurde 2C-B in diversen Ländern als Aphrodisiakum in Dosierungen zwischen 5 bis 20 Milligramm eingesetzt. Die handelsüblichen Tabletten hatten 5 Milligramm Wirkstoff. 2C-B hat auch eine halluzinogene und entaktogene Wirkung. Die Wirkungsdauer beträgt je nach Dosierung etwa 4 bis 8 Stunden.
Es wird viel über die Kombination von MDMA und 2C-B berichtet. Dabei ist zu beachten, dass die gleichzeitige Einnahme von beiden Substanzen leicht zu Verwirrungen führen kann. 2C-B entwickelt die besten Eigenschaften in Kombination mit MDMA, wenn 2C-B etwa fünf bis sechs Stunden nach der Einnahme von MDMA appliziert wird, also dann, wenn die MDMA-Wirkung langsam nachzulassen beginnt. Die umgekehrte Reihenfolge wird von vielen Probanden eher als unangenehm beschrieben.
Vor einem Jahrzehnt – im Jahr 2009 – enthielten nur 36,7 Prozent der untersuchten Pillen in Zürich ausschließlich den Wirkstoff MDMA, im Jahr 2019 waren es 84 Prozent; und wenn man die als 2C-B deklarierten Pillen herausrechnet, waren es 92 Prozent.
Auch in Österreich ist ein Trend zu einem höheren Anteil von Pillen die ausschließlich den Wirkstoff MDMA enthalten zu beobachten. Enthielten im Jahr 2011 nur 28,7 Prozent der untersuchten Ecstasytabletten ausschließlich den Wirkstoff MDMA, so waren es 2019 ganze 94,7 Prozent. Die meisten der in Wien untersuchten Ecstasytabletten enthielten die erwartete Substanz, jedoch wurden nur 71 Prozent als „erwartet“ kategorisiert. Das liegt daran, dass vor vielen Ecstasytabletten, auch wenn sie ausschließlich MDMA enthielten, aufgrund einer sehr hohen Dosierung (mehr als 200 Milligramm) gewarnt werden musste. Das betraf fast jede vierte Probe.
Der Reinheitsgehalt von MDMA in kristalliner Form stieg in Wien von 78,3 Prozent im Jahr 2013 auf 96,2 Prozent im Jahr 2019.
Preisentwicklung von Ecstasy im Straßenhandel
Im Jahr 2019 kostete eine Ecstasytablette im Straßenhandel in Deutschland durchschnittlich etwa 8,00 Euro, das sind 12,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2006 wie auch in den Jahren 2009 bis 2011 lag der durchschnittliche Preis jeweils bei etwa 6,60 Euro. Seit dieser Zeit ist der durchschnittliche Pillenpreis um 21 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist der Preis jedoch gefallen. Mitte der 90er Jahre kostete eine Ecstasypille im Straßenhandel in Berlin 20 DM (Deutsche Mark), umgerechnet also etwa 10 Euro. Seit dieser Zeit ist der Pillenpreis um etwa 20 Prozent gefallen. In den Niederlanden kostete im Jahr 2019 eine Ecstasytablette im Schnitt wie in den Vorjahren 4,10 Euro. Dieser Durchschnittspreis ist in den letzten vier Jahren konstant geblieben. Ein Gramm MDMA-HCL in Puderform (zerriebene Kristalle) kostete in den Niederlanden seit Jahren im Schnitt zwischen 20,00 Euro und 20,15 Euro – im Jahr 2019 ist dieser Preis auf durchschnittlich 19,30 Euro gesunken. Ein Gramm MDMA-HCl ergibt acht Portionen à 125 Milligramm. Das macht pro Portion etwa 2,40 Euro.
Bezogen auf den Wirkstoffgehalt sind die Preise nicht gestiegen, sondern massiv gefallen. Kosteten im Straßenhandel 100 mg MDMA-HCL im Jahr 2006 noch durchschnittlich 11,58 Euro, so waren es 2019 nur noch 4,62 Euro. Das entspricht einem Preisrückgang um 60 Prozent. Auch im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist ein deutlicher Preisrückgang festzustellen. Im Bundesdurchschnitt enthielten die Ecstasypillen im Jahr 1996 etwa 87 mg MDMA-HCL und kosteten 20 DM oder umgerechnet etwa 10 Euro. Der Preis für 100 mg MDMA-HCL lag damals bei etwa 11,50 Euro und somit etwa gleich hoch wie zehn Jahre später.
Fazit
Drug-Checking ist eine Interventionsstrategie zur Erhaltung der Gesundheit, da die genaue Kenntnis von Dosierung und Wirkstoffzusammensetzung einer Droge den potentiellen Gebrauchern derselben das objektiv bestehende Gefahrenpotenzial vergegenwärtigt und somit eine klare Grundlage für die subjektive Risikoabschätzung vor der eventuellen Einnahme schafft. Drug-Checking fördert somit den Lernprozess zu einem verträglichen Risikomanagement. Drug-Checking-Programme haben sich in mehreren Nachbarstaaten von Deutschland seit Jahrzehnten bewährt. Es wird Zeit, dass Deutschland in diesem Bereich mitten in Europa nicht mehr als blinder Fleck in Erscheinung tritt, sondern sich dem internationalen Niveau in Sachen Prävention angleicht und Drug-Checking-Programme etabliert.
So heißt es in der EU-Drogenstrategie 2021-2025 vom 18. Dezember 2020 unter Punkt 7.2.:
„Es sollten neue Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Beispielsweise sollten innovative Ansätze im Hinblick auf Konsumierende von Stimulanzien und auf junge Menschen in Nachtclubs und privaten Feiern entwickelt und erprobt werden.“
Und unter Punkt 7.3. heißt es:
„Um die mit dem Drogenkonsum verbundenen Risiken und Schäden wirklich erfolgreich zu minimieren, ist es von entscheidender Bedeutung, die aktive und substanzielle Beteiligung und Mitwirkung der Zivilgesellschaft, einschließlich Nichtregierungsorganisationen, sowie von jungen Menschen, Drogenkonsumierenden, Klienten von Drogenhilfsdiensten, Wissenschaftskreisen und anderen Experten in die Entwicklung und Umsetzung drogenpolitischer Maßnahmen zu fördern und zu unterstützen. Darüber hinaus ist es ist unerlässlich, dass zu diesem Zweck für alle Drogenhilfsdienste angemessene Ressourcen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene bereitgestellt werden.“
Vergleiche hierzu in diesem Blog
[07.01.2021] Vorerst kein Drug-Checking in Deutschland
[26.11.2020] Gesetzesantrag des Landes Hessen
[18.08.2020] Punisher extrem hoch dosiert