Am 11. November 2021 hat die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) ihren jährlichen Bericht „DBDD-Reitox Jahresbericht 2021 zur Situation illegaler Drogen in Deutschland“ veröffentlicht. Im „Workbook Drogenmärkte und Kriminalität“ findet man Angaben zur Reinheit und zum Wirkstoffgehalt diverser Drogen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind, wie auch zu den Preisen, die dafür bezahlt werden. Es sei hier angemerkt, dass andere Staaten in Europa für die Aufarbeitung und Publikation solcher Daten viel weniger Zeit brauchen, um diese für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und diese bereits im April oder im Mai veröffentlichen. Beispielsweise veröffentlichte Saferparty in Zürich am 6. April 2021 im Rahmen eines Onlineworkshops die Ergebnisse des Drug-Checkings des Vorjahres, wobei diese wesentlich differenzierter sind als die Angabe der DBDD.
Wirkstoffgehalte in Haschisch und Marihuana
Die Wirkstoffgehalte werden in Deutschland für jede Cannabiszubereitung (Kraut, Blüten und Haschisch) getrennt erfasst und jährlich ausgewertet. Die Bestimmung des THC-Gehalts erfolgt auf der Basis der Beschlagnahmungen von Tausenden von Proben Marihuana (Kraut und Blütenstände) und Haschisch durch die Labore von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Zollbehörden. Bei den gemeldeten Wirkstoffgehalten wird das bei thermischer Belastung zusätzlich entstehende Tetrahydrocannabinol (THC) mit berücksichtigt.
Der Wirkstoffgehalt (THC-Gehalt) von Haschisch war während langer Zeit relativ konstant respektive bewegte sich in einer relativen engen Bandbreite zwischen 6,7 Prozent und 8,4 Prozent. Im Jahr 1997 – seit diesem Jahr werden die Statistiken für Cannabiszubereitungen veröffentlicht – lag der durchschnittliche THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland bei 7,2 Prozent, im Jahr 2011 lag dieser bei 6,9 Prozent. In den folgenden Jahren stieg der THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland nahezu kontinuierlich an. Im Jahr 2019 war dieser mit 22,6 Prozent weit mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2011. Im Jahr 2020 sank der durchschnittliche THC-Gehalt von Haschisch wieder um 2,2 Prozentpunkte und lag bei 20,4 Prozent.
Seit dem Jahr 2006 werden die THC-Gehalte von Kraut und Blütenstände separat in den Statistiken aufgelistet. Von Interesse sind hier die Blütenstände, da diese vornehmlich zu Entspannungs- und zu Rauschzwecken genutzt werden. Im Schnitt enthielten die Blüten im Jahr 2006 ein THC-Gehalt von 10,6 Prozent. Im Jahr 2020 enthielten diese nach einer langsamen kontinuierlichen Zunahme in den letzten Jahren 13,7 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme des THC-Gehaltes in Proben von Blütenständen von knapp 30 Prozent innerhalb von fünfzehn Jahren. Die Dynamik der Steigerung des THC-Gehaltes war in den letzten Jahren bei Haschisch viel stärker ausgeprägt als bei Marihuana. Bis zum Jahr 2014 enthielten die Blütenstände deutlich mehr THC als Haschisch, im Jahr 2015 waren die THC-Gehalte etwa auf gleichem Niveau und in den Folgejahren waren die THC-Gehalte von Haschisch immer und zunehmend höher als die von Marihuana. Im Jahr 2019 machte der Unterschied 8,9 Prozentpunkte aus, im Jahr 2020 noch 6,7 Prozentpunkte.
Von 2004 (10,8 Prozent) bis 2007 (7,4 Prozent) sank der mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007 und 2008 gab es allerdings keine Veränderung, in den folgenden zwei Jahren wurde eine leicht Erhöhung festgestellt. Ab dem Jahr 2011 werden nur noch die Werte von Blüten und Kraut mitgeteilt.
Gefahr durch synthetische Cannabinoide
Synthetische Cannabinoide als Beimengungen in Marihuana und Haschisch erhöhen das Risiko für die Konsumenten in einem erheblichen Maß. Deshalb wurde in Zürich wie auch in Bern das Drug-Checking-Programm für Cannabisprodukte erweitert. Bis Oktober 2020 wurde in Zürich nur auf Verdacht auf synthetische Cannabinoide in Cannabisprodukten getestet. Ab Oktober 2020 gab es ein spezielles Cannabis-Drug-Checking. Im ganzen Jahr wurden in Zürich 214 Proben untersucht, davon 105 im Zeitraum von Oktober bis Dezember. Von 155 Proben, die mit dem Verdacht des Enthaltens von synthetischen Cannabinoiden zur Analyse eingereicht wurden, enthielten 75 Proben (48 Prozent) synthetische Cannabinoide. Datenquelle: Saferparty-Onlineworkshop, Zürich, 6. April 2021.
Preise von Haschisch und Marihuana
Die Preise, die im Straßenhandel in Deutschland für ein Gramm Haschisch bezahlt wurden, haben sich im Zeitraum von 2002 bis 2020 um etwas über 60 Prozent erhöht. Bei Marihuana lag der Preisanstieg im gleichen Zeitraum lediglich bei knapp 40 Prozent. Die jährliche Entwicklung der Preise sind in der folgenden Grafik dargestellt.
Wert des THC-Gehaltes
Der THC-Gehalt von Haschisch ist seit 2002 stärker gestiegen als der Preis, den man für dieses Cannabisprodukt im Straßenhandel zahlen musste. Erhielt man im Jahr 2002 pro bezahlten Euro für Haschisch im Schnitt 11,9 Milligramm THC, so waren es im Jahr 2020 ganze 21,3 Milligramm. In den Jahren 2010 und 2011 gab es pro bezahlten Euro für Haschisch nur 9,6 Milligramm THC, inzwischen sind es über 100 Prozent mehr. Gemessen am THC-Gehalt und den bezahlten Preise für Haschisch ist in Deutschland der „Haschischrausch“ seit 2010 deutlich günstiger geworden, wie man der unten stehenden Grafik entnehmen kann.
Bei Marihuana kann kein eindeutiger Trend festgestellt werden. Die erhaltene Menge an THC pendelte in den letzten Jahren innerhalb der Bandbreite zwischen 11,4 Milligramm und 15,0 Milligramm THC pro bezahlten Euro und lag 2020 bei 13,7 Milligramm.
Zum Vergleich: In den Niederlanden erhält man im Schnitt pro Euro 13,2 Milligramm THC beim Kauf der populärsten Grassorte (de meest populaire nederwiet), beim Kauf von importierten Haschischsorten erhält man im Schnitt 22,0 Milligramm THC pro Euro. Beim Kauf der neuen Haschischarten (neue Züchtungen) aus Marokko erhielten die Menschen durchschnittlich mehr THC pro Euro (27,1 mg) als mit herkömmlichem marokkanischem Haschisch (24,5 mg). Quelle: Sander Rigter, Pieter Oomen: THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops (2020-2021).
Psychedelika (LSD, Zauberpilze)
Zu Zauberpilzen und für LSD macht die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht keine Angaben betreffend Wirkstoffmengen. Es wird lediglich der durchschnittliche Preis für ein Gramm Pilze (9,50 Euro) und für ein LSD-Trip (7,50 Euro) angegeben.
Das Drogeninformationszentrum DIZ in Zürich im Verbund mit Saferparty teilen mit, dass in Zürich im Jahr 2020 insgesamt 235 LSD-Proben untersucht wurden, davon 148 Pappen (Filze) und 87 Proben in flüssiger Form. Im Jahr 2020 enthielten die im DIZ analysierten LSD-Filze durchschnittlich 79,3 µg LSD (µg = Mikrogramm = 1/1000 Gramm). Das sind 18,9 µg weniger als im Vorjahr. Bei 2 Filzen (1,2 Prozent der Proben) handelte es sich um Falschdeklarationen; davon enthielt je 1 Filz eine NBOMe-Verbindung und eine DOC. Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Psychedelika.
Viele hochdosierte MDMA-Pillen im Umlauf
In Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die untersuchten Proben im Schnitt 57 Milligramm MDMA-HCl (HCl = Hydrochlorid). Im Jahr 2020 waren es 175 Milligramm, also enthielten die Pillen 2020 mehr als dreimal so viel Wirkstoff wie 2006. Auch die neuesten Ergebnisse der Analysen aus der Schweiz bestätigen den in ganz Europa zu beobachtenden Trend. Im Jahr 2020 enthielten die Ecstasytabletten durchschnittlich 187 Milligramm MDMA-HCl, 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr und weit mehr als das Doppelte als vor zehn Jahren respektive über 50 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in Deutschland seit 1995 sowie in der Schweiz seit 2007.
Der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten wird in Deutschland vom Bundeskriminalamt (BKA) und von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) stets in MDMA-Base angegeben. Die Daten für Deutschland wurden hier für die bessere Vergleichbarkeit von MDMA-Base in MDMA-HCl umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor beträgt 1 zu 1,189.
Ecstasytabletten, die mehr als 120 Milligramm Wirkstoff enthalten, gelten als hochdosiert, Tabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff als extrem hochdosiert. Im Jahr 2020 enthielten 90,8 Prozent aller in Zürich getesteten Ecstasytabletten mehr als 120 Milligramm Wirkstoff. Und 41,7 Prozent der getesteten Pillen enthielten im Jahr 2020 mehr als 200 Milligramm Wirkstoff, waren also extrem hoch dosiert. Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Ecstasy – Mischkonsum.
Kristalline MDMA-Proben
Für 2020 wurden in Deutschland 730 Datensätze ausgewertet. Der Medianwert entspricht mit 77,8 Prozent MDMA-Base (92 Prozent MDMA-HCl) dem Wert des Vorjahres. In der Schweiz enthielten die vom DIZ in Zürich analysierten 119 kristallinen MDMA-Proben 90,9 Prozent MDMA-HCl. Der MDMA-Gehalt variierte zwischen 80,2 Prozent und 99,9 Prozent MDMA-HCI. Der durchschnittliche MDMA-Gehalt bei kristallinem MDMA ist über die Jahre ziemlich konstant. MDMA in kristalliner Form wird überwiegend unverschnitten auf dem Schwarzmarkt gehandelt.
Preisentwicklung von Ecstasy im Straßenhandel
Im Jahr 2020 kostete eine Ecstasytablette im Straßenhandel in Deutschland durchschnittlich etwa 7,50 Euro, das sind 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2006 wie auch in den Jahren 2009 bis 2011 lag der durchschnittliche Preis jeweils bei etwa 6,60 Euro. Seit dieser Zeit ist der durchschnittliche Pillenpreis um 14 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist der Preis jedoch gefallen. Mitte der 90er Jahre kostete eine Ecstasypille im Straßenhandel in Berlin 20 DM (Deutsche Mark), umgerechnet also etwa 10 Euro. Seit dieser Zeit ist der Pillenpreis um etwa 25 Prozent gefallen. In den Niederlanden kostete im Jahr 2020 eine Ecstasytablette im Schnitt 4,30 Euro, 20 Cent mehr als in den Vorjahren.
Bezogen auf den Wirkstoffgehalt sind die Preise nicht gestiegen, sondern massiv gefallen. Kosteten im Straßenhandel 100 mg MDMA-HCl im Jahr 2006 noch durchschnittlich 11,58 Euro, so waren es 2020 nur noch 4,36 Euro. Das entspricht einem Preisrückgang um mehr als 60 Prozent. Auch im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist ein ähnlich großer Preisrückgang festzustellen. Im Bundesdurchschnitt enthielten die Ecstasypillen im Jahr 1996 etwa 87 mg MDMA-HCl und kosteten 20 DM oder umgerechnet etwa 10 Euro. Der Preis für 100 mg MDMA-HCl lag damals bei etwa 11,50 Euro und somit etwa gleich hoch wie zehn Jahre später.
Die Reinheit von Kokain im Zeitvergleich
Im Straßenhandel zeigte sich in den letzten Jahren eine signifikante Erhöhung des Wirkstoffgehaltes von Kokain. Vor zwei Jahrzehnten pendelte der Wirkstoffgehalt von im Kleinhandel angebotenen Kokain in Deutschland gemäß Jahresberichte der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zwischen 40 Prozent und 50 Prozent. Nach der Jahrtausendwende sank der Wirkstoffgehalt bis zum Jahr 2006. Kokain kam damals mit einem Wirkstoffgehalt von durchschnittlich 24,6 Prozent in den Straßenhandel. Seit dem hat sich der Wirkstoffgehalt mehr als verdreifacht und lag im Jahr 2020 bei durchschnittlich 77,0 Prozent.
Im ersten Quartal 2021 betrug der durchschnittliche Kokaingehalt der im DIZ in Zürich analysierten Proben 82,0 Prozent Kokain-HCl, im zweiten Quartal waren es 80,3 Prozent.
Preisentwicklung von Kokain im Straßenhandel
Im Jahr 2020 lag in Deutschland der durchschnittliche Preis für ein Gramm Kokain in Straßenqualität bei 72,90 Euro. Im Vergleich zu 2003 lagen die Preise pro Gramm Kokain in Deutschland im Straßenhandel im Jahr 2020 etwa 21 Prozent über dem Preis von 2003, wobei die Qualität respektive der Reinheitsgrad besser respektive höher war als 2003. In diesem Zeitraum betrug die Teuerung (Inflationsrate) insgesamt gemäß Angaben von Statista mehr als 25 Prozent.
Zum Vergleich: In den Niederlanden lag gemäß des Annual-Report-DIMS-2020 herausgegeben vom Trimbos-Instituut 2021 der durchschnittliche Preis für ein Gramm Kokain in Straßenqualität bei 50,30 Euro. In den letzten Jahren schwankte dort der Preis für ein Gramm Kokain in Straßenqualität zwischen 52,70 Euro im Jahr 2014 und 48,75 Euro im Jahr 2016.
Kokainpreise bezogen auf den Wirkstoffgehalt
Da das Kokain im Straßenhandel heute mehr Wirkstoff enthält als in den vergangenen Jahren, erhält man heute im Straßenhandel mehr Kokain und weniger Streckmittel für sein Geld. Deshalb ist es von Interesse, wie viel man eigentlich für den eigentlichen Wirkstoff Kokain bezahlt. Hier zeigt es sich, dass man heute mehr Stoff für weniger Geld erhält.
Im Vergleich zum Jahr 2003 zahlte man beim Straßenhändler im Jahr 2020 deutlich weniger für ein Gramm Wirkstoff Kokain – durchschnittlich nur etwa halb so viel. Im Jahr 2020 zahlte man in Deutschland im Schnitt 94,70 Euro für ein Gramm Wirkstoff Kokain. De facto ist Kokain also in den letzten Jahren deutlich billiger geworden. Der Preis für eine Fahrkarte für Bus und Bahn zum Drogenhändler ist hingegen in der Zwischenzeit in Berlin um mehr als 40 Prozent teurer geworden. Das Ticket kostete im Jahr 2003 nur 2,10 Euro, heute bezahlt man dafür 3,00 Euro.
Safer Sniffing
Was nur wenige wissen: Auch das Teilen von Sniff-Utensilien wie Röhrchen oder Banknoten kann gefährlich sein. Schon kleine Verletzungen in der Nasenschleimhaut, welche gerade beim Sniffen durch scharfkantige Röhrchen entstehen können, genügen, um sich beispielsweise mit dem Hepatitis-Virus, dem Corona-Virus oder Herpes zu infizieren. Deshalb: Kein gemeinsames Benutzen von Röhrchen oder Banknoten beim Sniffen!
Weitere Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Kokain, Koks, Schnee, Free Base, Crack – Mischkonsum
Reinheit von Amphetaminproben
Obwohl Amphetamin (Speed) auf dem Schwarzmarkt in Deutschland meistens sehr stark mit Streckmitteln versetzt ist, nahm die Zahl der Konsumenten in den letzten Jahren deutlich zu. Weit über zehn Jahre lag der Amphetamingehalt in analysierten Proben von auf dem Schwarzmarkt in Deutschland stammenden Speed nahezu kontinuierlich zwischen fünf und zehn Prozent. Ab dem Jahr 2012 setzte dann ein Aufwärtstrend ein, wie auf der folgenden Grafik zu sehen ist.
Der in Deutschland seit 2012 bestehende Trend zu höheren Wirkstoffgehalten hat sich 2016 nicht fortgesetzt. Der Medianwert lag 2016 bei 13,8 Prozent als Base berechnet und ist gegenüber dem Vorjahr leicht gefallen (2015: 14,6 Prozent). Im Jahr 2020 erreichte der Wert (14,5 Prozent als Base berechnet = 18,4 Prozent als Hydrochlorid) nahezu wieder den Wert von 2015, was ganz nahe am Höchststand der letzten 25 Jahre war, dennoch ist Speed die mit Abstand am meisten gestreckte Droge, die hierzulande auf dem Schwarzmarkt angeboten wird.
Der Amphetamingehalt der analysierten Proben variierte stark. Neben den bekannten Nebenwirkungen stellen der stark variierende Amphetamingehalt, die Syntheseverunreinigungen und die Streckmittel ein Gesundheitsrisiko dar. Es ist optisch nicht erkennbar, wie hoch der effektive Amphetamingehalt der jeweiligen Probe ist und deshalb besteht die Gefahr einer Überdosierung. Dies gilt insbesondere für Konsumenten aus Deutschland, die in der Schweiz Urlaub machen, da sie es aufgrund des niedrigen Wirkstoffgehaltes in Deutschland gewohnt sind, richtig fette Linien zu legen. In der Schweiz war der Wirkstoffgehalt von Amphetaminproben im Jahr 2020 wesentlich höher als in Deutschland mit 59,6 Prozent. Gleiches gilt für die Niederlanden. Touristen aus diesen Ländern in Deutschland werden enttäuscht sein über die miserable Qualität hierzulande.
Speedpreise in Deutschland
Die Preise für Speed (Amphetamin) pendelten in den letzten Jahren bis 2018 im Straßenhandel in Deutschland zwischen zehn und 14 Euro, danach wurde im Schnitt weniger als zehn Euro verlangt. Im Jahr 2020 kostete ein Gramm Speed in Straßenqualität in Deutschland durchschnittlich 9,80 Euro. Zum Vergleich: In den Niederlanden kostet ein Gramm Speed durchschnittlich 8,10 Euro – günstiger als in Deutschland bei wesentlich besserer Qualität.
Bei der Betrachtung der oben stehenden Grafik kann man sehen, dass die Preise von Amphetamin in Straßenhandel in Deutschland in den letzten Jahren durchschnittlich etwa bei 12,00 Euro lagen und die Ausschläge nach unten und oben selten größer als zwei Euro waren respektive stets innerhalb der Bandbreite von 17 Prozent vom Mittelwert lagen. Erst im Jahr 2020 wurde diese Preisspanne wie im Vorjahr leicht unterschritten. Man kann so den Eindruck gewinnen, dass die Preise relativ stabil seien. Betrachtet man jedoch die Preise, die für den effektiven Amphetamingehalt bezahlt werden, so zeigt es sich, dass die Preise ganz erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Der durchschnittliche Preis lag hier seit dem Jahr 2005 bei etwa 144 Euro mit Schwankungen nach oben um bis zu 65 Prozent und unten um bis zu 50 Prozent. Der tiefste Preis wurde im Jahr 2020 erzielt mit 67,58 Euro. Im Jahr 2020 lag der Preis somit deutlich über 50 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert.
In Deutschland kostete 2020 ein Gramm Speed in Straßenqualität mit durchschnittlich 14,5 Prozent Wirkstoffgehalt im Schnitt 9,80 Euro. Somit kostete ein Gramm des reinen Wirkstoffs Amphetamin in Deutschland etwa 68 Euro. In den Niederlanden kostete ein Gramm Speed in Straßenqualität 8,10 Euro mit durchschnittlich 51 Prozent Wirkstoffgehalt, was einem Preis von etwa 15,88 Euro für ein Gramm reines Amphetamin entspricht. Amphetamin ist in Deutschland auf dem Schwarzmarkt mehr als viermal so teuer als in den Niederlanden.
Methamphetamin
Methamphetamin-Base ist ein farbloses, leicht flüchtiges und in Wasser unlösliches Öl. Das gängigste Salz ist das Hydrochlorid, ein in Wasser lösliches weißes oder cremeweißes Pulver oder Kristalle. Schwarzmarktprodukte haben meist Pulverform, jedoch wird das reine kristalline Hydrochlorid auch als „Ice“ (Eis) bezeichnet. Der Medianwert für die Wirkstoffkonzentration von Methamphetamin (Crystal) stieg im Jahr 2020 weiter an und beträgt nun 76,6 Prozent (2019: 74,4 Prozent) als Base berechnet. Somit enthält Schwarzmarktcrystal derzeit im Schnitt 95,4 Prozent Methamphetamin-HCl. Auch in der Schweiz wird Crystal in wesentlich besserer Qualität angeboten als Amphetamin, dort lag die Reinheit von Methamphetamin-HCl bei 95,8 Prozent.
Beim „Ziehen“ einer zu fetten Linie Methamphetamin kann es sehr leicht zu unangenehmen und manchmal auch gefährlichen Überdosierungen kommen, da Methamphetamin schon in kleineren Dosierungen viel stärker und auch viel länger als Amphetamin (in weit größeren Dosierungen) wirkt. Methamphetamin ist etwa fünfmal so wirkungsintensiv wie Amphetamin. Weitere Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Speed (Amphetamin, Methamphetamin)
In Deutschland war Methamphetamin bis 1988 unter dem Markennamen Pervitin als Fertigarzneimittel in Apotheken erhältlich, wobei die Dosis pro Tablette bei 3 Milligramm lag. Sogenannte Thaipillen enthalten oft die zehnfache Wirkstoffdosis einer Pervitin-Tablette. Bis zum 1. März 2008 waren sowohl Amphetamin als auch Methamphetamin in Deutschland verschreibungsfähige Betäubungsmittel (Anlage III BtMG). Aufgrund der 21. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (21. BtMÄndV) vom 18. Februar 2008 (in Kraft getreten am 1. März 2008) ist Methamphetamin durch Umstufung von Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Stoffe) in Anlage II (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Stoffe) zu § 1 BtMG heute in Deutschland nicht mehr verschreibungsfähig, Amphetamin ist demgegenüber nach wie vor verschreibungsfähig.
Ein Gramm Crystal kostete auf dem Schwarzmarkt 2020 im Schnitt 82,00 Euro. 2019 kostete ein Gramm Crystal in Deutschland im Straßenhandel durchschnittlich 77,80 Euro, im Jahr davor lag der Preis bei durchschnittlich 84,00 Euro. Eine signifikante Preisentwicklung nach unten oder oben ist nicht zu beobachten.
Fazit
Drug-Checking ist eine Interventionsstrategie zur Erhaltung der Gesundheit, da die genaue Kenntnis von Dosierung und Wirkstoffzusammensetzung einer Droge den potentiellen Gebrauchern derselben das objektiv bestehende Gefahrenpotenzial vergegenwärtigt und somit eine klare Grundlage für die subjektive Risikoabschätzung vor der eventuellen Einnahme schafft. Drug-Checking fördert somit den Lernprozess zu einem verträglichen Risikomanagement.
Die Verbotspolitik basierend auf repressiven Maßnahmen hat nur einen marginalen Einfluss auf den Schwarzmarkt. Illegalisierte Drogen sind nahezu flächendeckend in hoher Qualität – mit Ausnahme von Amphetamin – zu stabilen bis sinkenden Preisen erhältlich. Prohibitive Maßnahmen führen nicht zu einer Angebotsreduzierung. Deshalb ist ein Evaluieren und Überdenken der derzeitigen Drogenpolitik notwendig, um die Schadensminderung zu fördern. Die von der Ampelkoalition angedachten Schritte wie die Cannabislegalisierung und die Einführung von Drug-Checking-Programmen sind erste Schritte in eine bessere Zukunft, sowohl für die Konsumenten als auch für die Gesellschaft insgesamt.
Vergleiche hierzu in diesem Blog
[29.11.2021] Legalisierung von Cannabis und Drug-Checking
[19.10.2021] 25 Jahre Drogenaufklärung
[12.03.2021] Drug-Checking in der Schweiz