vonHans Cousto 01.10.2022

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Dr. phil. Christian Rätsch, geboren 1957, studierte in Hamburg Altamerikanistik, Ethnologie und Volkskunde und promovierte – finanziert vom Deutscher Akademischer Auslandsdienst (DAAD) – zum Erlernen von Zaubersprüchen bei den Lakandonen, ein indigenes Volk im östlichen Chiapas, Mexiko. Er erlernte die Mayasprache der in Chiapas lebenden Lakandonenindianer, bei denen er insgesamt drei Jahre lebte.

Schamanische Wissenschaften

Franz-Theo Gottwald, Christian Rätsch: Schamanische Wissenschaften, München 1998
Franz-Theo Gottwald, Christian Rätsch: Schamanische Wissenschaften, München 1998

Bei den Schamanen lernte Christian Rätsch, dass das Empfinden der Einheit von Natur und Geist eine Selbstverständlichkeit ist. Im heutigen sogenannten aufgeklärten Zeitalter ist dieses ganzheitliche Erleben der Wirklichkeit weitgehend verloren gegangen. Christian Rätsch zeigt in seinen Publikationen, dass Theorie und Praxis der Schamanen für die westlichen Wissenschaftler von zentraler Bedeutung sein können.

Christian Rätsch hatte seinen eigenen Körper zur Beobachtungsstation für halluzinogen wirkenden Pflanzen und Pilze gemacht, wie einst Alexander von Humboldt und sein Reisebegleiter und Freund Aimé Bonpland auf ihrer mehrjährigen Reise vom 5. Juni 1799 bis zum 3. August 1804 in Süd- und Mittelamerika. Es gab kaum etwas, dass sie nicht ausprobiert hätten. So berichtet von Humboldt von seinen Erfahrungen mit Niopo (Anadenanthera peregrina, auch Yopo, Parica, Cébil, Vilca oder Huilca genannt). Vor allem die Samen und die Rinde von Anadenanthera peregrina enthalten psychoaktive Substanzen. Sie sind reich an als Serotonin-Mimetika wirksamen Tryptaminderivaten, wie N,N-Dimethyltryptamin (N,N-DMT), N,N-Dimethyl-5-methoxytryptamin (5-MeO-DMT) und Bufotenin (5-Hydroxy-dimethyltryptamin). Christian Rätsch hatte wie einst Alexander von Humboldt im Rahmen der Traditionen der indigenen Bevölkerung Erfahrungen mit den am stärksten wirkenden psychoaktiven Pflanzen gemacht. Wer diese Zusammenhänge kennt, versteht auch weshalb die einleitenden Betrachtungen in seinem Werk „Kosmos“ den Titel „Über die Verschiedenartigkeit des Naturgenusses“ trägt.

Christian Rätsch lebte mit seiner Lebensgefährtin Claudia Müller-Ebeling in Hamburg und war mit ihr auf zahlreichen Forschungsreisen unterwegs. Müller-Ebeling studierte Kunstgeschichte, Ethnologie, Indologie und Literaturwissenschaften in Freiburg, Hamburg, Paris und Florenz. Gemeinsam forschten sie über zwanzig Jahre lang unter anderem auf Guadeloupe, in Korea, im Amazonasgebiet und im Himalaya zu Heilpflanzen und Schamanismus sowie den elementaren Prinzipien schamanischer Kunst. Christian Rätsch und Claudia Müller-Ebeling waren so fleißig wie ein ganzes Universitätsinstitut. Bei ihren Forschungsreisen und dem Publizieren ihrer Erkenntnisse waren sie völlig frei – autonom im wahrsten Sinne des Wortes. In der Folge entstanden zahlreiche Bücher zu Heilpflanzen, Ayahuasca, Schamanismus und Mythologie sowie kunsthistorische Betrachtungen.

Am 1. Januar 1998 erschien das Buch „Schamanische Wissenschaften“ in der Gelben Reihe Magnum des Eugen Dietrichs Verlages, das er zusammen mit Franz-Theo Gottwald herausgegeben hat. Das Buch enthält auch ein analytisches Kapitel von Claudia Müller-Ebeling mit dem Titel „Schaminische Elemente in der Kunst von Joseph Beuys“ mit Abbildungen. Im Jahr 2009 erschien sein Buch „Meine Begegnungen mit Schamanenpflanzen“ im AT-Verlag und 2012 das Buch „Vom Forscher, der auszog, das Zaubern zu lernen: Meine Erlebnisse bei den Erben der Maya“ im Kosmos Verlag.

Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen

Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau 1998
Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau 1998

Die „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ gilt als das wichtigste Werk von Christian Rätsch. Das Standardwerk zu psychoaktiven Pflanzen zur Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung umfasst knapp 1.000 Seiten und enthält über 800 Farbfotos. In diesem Buch wurden zum ersten Mal überhaupt psychoaktive Pflanzen umfassend und systematisch erfasst. Die Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen erschien bereits in zahlreichen Neuauflagen, wurde immer wieder überarbeitet und aktualisiert und gilt längst als Standardwerk zum Thema. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts arbeitete Christian Rätsch intensiv mit Markus Berger zusammen. Markus Berger ist Chefredakteur des Magazins für psychoaktive Kultur „Lucys Rausch“ sowie Produzent der „Drug Education Agency“ wie auch von „Nachtschatten TV“ – und der Kanal enthält auch schöne Playlist von Christian Rätsch und Claudia Müller-Ebeling. Im Zuge dieser Zusammenarbeit ist eine erste von Markus Berger überarbeitete und revidierte Auflage (14.) der Enzyklopädie 2016 erschienen, im Jahr 2020, mit der 16. Auflage, wurden weitere kleinere Korrekturen von ihm angebracht. Im Jahr 2022 erschien bereits die 17. Auflage.

In der Enzyklopädie werden die Pflanzen in Monografien mit allen relevanten Informationen zu Botanik, Aussehen, Anbaumethoden, Zubereitung und Dosierung, Geschichte, rituellen und medizinischen Verwendungen, Inhaltsstoffen, Wirkungen, Marktformen und allfälligen Vorschriften beschrieben. Ein Großteil der Pflanzen ist im Bild dargestellt. Rätsch untersucht die psychoaktiven Pflanzen stets im Kontext ihrer kulturellen Bedeutung und ist auf dem neusten Stand der naturwissenschaftlichen und ethnopharmakologischen Forschung.

Christian Rätsch, Markus Berger: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen – Band 2, Aarau und Solothurn 2022
Christian Rätsch, Markus Berger: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen – Band 2, Aarau und Solothurn 2022

In den letzten Jahren arbeiteten Christian Rätsch und Markus Berger intensiv gemeinsam an der Erforschung Psychoaktiver Pflanzen und Pilze und fassten ihre neuen Erkenntnisse in einem 2. Band „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen – Band 2“ zusammen. Der Untertitel „Neue Pflanzen, Pilze, Bakterien. Anwendung. Kulturgeschichte“ bedeutet nicht, dass die Autoren gentechnisch in einem Biolabor neue Pflanzen, Pilze und Bakterien entwickelten, sondern nur, dass sie neu von ihnen entdeckt und beschrieben wurden. In dem Buch werden nicht nur Monografien zu einzelnen psychoaktiven Pflanzen und Pilze präsentiert, sondern auch kulturelle Aspekte beschrieben, wie die einzelnen Kapitelüberschriften zeigen: „Die kulturschaffende Bedeutung psychoaktiver Pflanzen, Produkte und Wirkstoffe“ und „Psychoaktive Pflanzen und Pilze in der darstellenden Kunst“ und „Musik und psychoaktive Pflanzen oder Produkte“ oder auch „Psychoaktive Pflanzen und Pilze in der Literatur“ . Die Bedeutung der Psychonautik als kulturelles Erbe wird in dem 2. Band schon im Vorwort durch das Einpflegen von entsprechenden Zitaten hervorgehoben:

„Das Verlangen nach transzendentalen Erfahrungen ist die treibende Kraft der Psychonautik und der stärkste Antrieb der menschlichen Psyche; das Streben danach lässt sich bis zum Beginn der Menschheitsgeschichte, bis hin zu den Schamanen der Altsteinzeit zurückverfolgen.“

Stanislav Grof

„Weltkulturerbe Psychonautik? – Dieses drogenpolitische Manifest wurde mit der Zielsetzung verfasst, die Riten der Psychonautik als immaterielles Weltkulturerbe dem Schutz der UNESCO zu unterstellen, wobei die politische Verantwortung für den Umgang mit psychotrop wirkenden Substanzen der WHO entzogen und durch die UNO an die UNESCO übertragen werden soll.“

Hans Cousto

„Der Gebrauch entheogener Drogen ist in alten Kulturen stets in einen religiös-zeremoniellen Rahmen eingebaut worden. Dann kann das Erlebnis zu dem werden, wonach der Mensch seit jeher im Tiefsten sucht: zur unio mystica und der damit verbundenen Glückseligkeit.“

Albert Hofmann

Buchpräsentation in Solothurn und Tod in Kißlegg

Christian Rätsch auf der Vernissage am 15.9.2022 in Solothurn. Foto: R. Liggenstorfer
Christian Rätsch auf der Vernissage am 15.9.2022 in Solothurn. Foto: R. Liggenstorfer

Der Nachruf auf Christian Rätsch (20. April 1957 bis 17. September 2022) von Claudia Müller-Ebeling, Markus Berger und Roger Liggenstorfer beginnt mit den Sätzen: „Ich muss nie wieder ein Buch schreiben!“ , antwortete der legendäre Forscher und Autor Christian Rätsch, bei der von Roger Liggenstorfer vom Nachtschatten Verlag spontan organisierten Vernissage am 15. September 2022 in Solothurn, auf die Frage „Was ist nun Ihr Wunsch?“ und stützte sich milde lächelnd auf die beiden gewichtigen Bände der Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Der erste Band erschien 1998 im AT Verlag in Aarau und der zweite Band 2022 im AT Verlag als auch als Nachtschatten Edition in Solothurn. Auf der Vernissage wurde der Band 2 vom Christian Rätsch und Markus Berger der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei erklärte Christian Rätsch:

„Mit nur 800 Seiten – mit brandneuen Monographien, Einträgen und aktuellen Ergänzungen – ist das neue Baby von Markus Berger und mir 200 Seiten dünner als der erste Band und nur 2,6 Kilo schwer. Ohne meinen wunderbaren Freund und Kollegen Markus, der Pionierentdeckungen u.a. zu Psilocybepilzen machte, hätte ich das nie geschafft. Und auch nicht ohne Corona. Nur das gab mir Zeit zur konzentrierten Arbeit.“

Zur Vernissage in Solothurn, Christians letztem Live-Auftritt vor Publikum, kamen rund 60 Fans, Freunde und KollegInnen, 40 Exemplare der „Enzy 2“ (so der interne Code) wurden an dem Abend verkauft. Das neue Monumentalwerk von Rätsch und Berger schlug schon kurz vor der Veröffentlichung in die Hitlisten des Buchhandels ein.

Von Solothurn reiste Christian Rätsch mit Claudia Müller-Ebeling nach Kißlegg im Allgäu zwecks Durchführung des Seminars „Schamanismus – Heilkunst und Weltbild“ . Dort erreichte er das letzte Bett aller Events, völlig unerwartet verstarb er nur zwei Tage nach der Buchpräsentation in Solothurn am 17. September im Seminarhaus Sonnenstrahl in Kißlegg im Allgäu.

Historisches Déjà vu

Das 16. Jahrhundert war von intensiven Umwälzungen geprägt. Der Augustinermönch und Theologe Martin Luther veröffentlichte am 31. Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen, um die katholische Kirche zu reformieren. Unter anderem ging es um den sogenannten Ablasshandel, der es Christen ermöglichte, sich von Sünden freizukaufen. Es war der Beginn der Reformation. Doch die allgemeine Vorstellung der Welt hatte sich dadurch nicht geändert. Man glaubte, die Erde sei der Mittelpunkt der Welt und alles (Sonne, Monde und Sterne) bewege sich um die Erde.

Nikolaus Kopernikus, der vom 19 Februar 1473 bis zum 24. Mai 1543 lebte, war ein Universalgelehrter der Renaissance, tätig als Mathematiker, Astronom und katholischer Kanoniker, der ein Modell des Universums formulierte, in welchem er die Sonne und nicht die Erde in ihren Mittelpunkt stellte. Die Veröffentlichung des Modells von Kopernikus in seinem Buch „De revolutionibus orbium coelestium“ (Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären) kurz vor seinem Tod im Jahr 1543 war ein bedeutendes Ereignis in der Wissenschaftsgeschichte, das die Kopernikanische Revolution auslöste und einen bahnbrechenden Beitrag zur Entwicklung der Wissenschaften leistete.

Gegen Ende des Jahres 1542 erlitt Kopernikus einen Schlaganfall und eine Lähmung und starb am 24. Mai 1543 im Alter von 70 Jahren. Der Überlieferung nach wurde ihm sein Werk „De revolutionibus orbium coelestium“ noch am selben Tag überreicht, an dem er starb. So konnte er sich mit seinem Lebenswerk von der Welt verabschieden.

Auch noch Jahrzehnte später, als Johannes Kepler (Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph) 1591 zum Magister an der Universität in Tübingen befördert wurde, waren die Erkenntnisse des Kopernikus in universitären und kirchlichen Kreisen weitgehend noch ein Tabuthema. Katholiken, Lutheraner und Calvinisten beschäftigten sich mit anderen Themen über die man vortrefflich streiten konnte. Kepler sprach jedoch offen über das heliozentrische Weltbild, was dazu führte, dass er in Tübingen im Universitätsbetrieb für einige zum Stein des Anstoßes wurde, weshalb er dann 1594 nach Graz übersiedelte und dort ein Amt als Landschaftsmathematiker an der Evangelischen Stiftsschule antrat.

Eklat auf der Drug-Science-Konferenz 2017

Vom 7. bis 9. September 2017 fand im Institut für Anatomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin – die Drug-Science-Konferenz 2017 statt. Die Konferenz wurde organisiert vom Public Health Verein Finder (Dr. sc. hum. Henrik Jungaberle, Maximilian von Heyden) und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Campus Mitte (Dr. med. Stefan Gutwinski) und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Alexianer Berlin-Hedwigkliniken (Dr. med. Tomislav Majić) durchgeführt. Henrik Jungaberle ist heute Geschäftsführender Direktor der MIND Foundation.

Der Nachtschatten Verlag hatte den Auftrag auf der Konferenz einen Bücherstand zu machen. Gleich am Freitag Nachmittag kam es zum Eklat, da es zur Zensur auf der Drug-Science-Konferenz kam. Bücher wie die „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ von Ch. Rätsch, „Holotropes Atmen“ und „HR Giger und der Zeitgeist des 20. Jahrhunderts“ von Stan Grof wie auch die DVD (A. Hofmann ‚The Substance‘) mussten am ersten Kongresstag bereits geräumt werden. Am Samstag am frühen Morgen hieß es dann, sämtliche Bücher müssten eingepackt werden, also der ganze Stand musste geräumt werden, da das Angebot „zu psychedelisch und zu wenig wissenschaftlich sei“ .

Auswahl an Büchern, die auf der Drug-Science-Konferenz 2017 nicht verkauft werden durften. Quelle: Nachtschatten Verlag @ Facebook (8. September 2017)
Auswahl an Büchern, die auf der Drug-Science-Konferenz 2017 nicht verkauft werden durften. Quelle: Nachtschatten Verlag @ Facebook (8. September 2017)

Der Buchverkäufer beschrieb auf Nachfrage hin auf der Liste des Sonics-Netzwerkes am 9. September 2017 die Situation vor Ort wie folgt:

„Freitag, 16:30 Uhr: Henrik Jungaberle kam in Begleitung einer Gestalt mit länglichen schwarzen Haaren und dunklem Jackett in die Nähe des Standes. Die Gestalt, die mit Henrik erschien, fiel mir schon vorher auf, weil sie auffällig unauffällig um den Stand herum schlich. Die beiden sprachen kurz miteinander, dann kam Hendrik und sagte, die Bücher von Christian Rätsch müssten vom Tisch, dann tuschelten die beiden wieder und Henrik griff einige Bücher, legte sie am Ende des Tisches und sagte, die müssten wir wieder einpacken – u.a. das Buch von Ralph Metzner „Handbuch für nachhaltige Erfahrungen“ , dass Henrik am 30.08.2017 in einem Schreiben an Roger Liggenstorfer auf seine Wunschliste von Büchern setzte. Auch Stanislav Grof war unerwünscht. Dann tuschelte Henrik wieder mit der Gestalt, die jeden Blickkontakt mit mir vermied. Jetzt sollte alles sehr schnell gehen, es wurden zwei Helfer herbeigerufen, um uns beim Einpacken zu helfen, da die Kongressteilnehmer eintreffen. Die sollten offenbar die Bücher nicht sehen. Henrik nahm noch diverse Bücher in die Hand, legte sie auf das Tischende und sagte immer nur: auch die müssen weg, dabei verweigerte er sich jeglicher Diskussion.

Das Institut für Anatomie der Charité befindet sich in einem geschichtsträchtigen Gebäude. Das ganze Geschehen, wie es sich abspielte, kam mir wie ein Comic vor, und dabei schienen aus den Wänden des Gebäudes Schwingungen aus der Vergangenheit sich in meiner Gedankenwelt zu manifestieren – ja, wie in einer Vision. Auch ganz nüchtern sieht man manchmal hinter die Kulissen der scheinbar aktuellen Wirklichkeit. Ich sah in der beschriebenen Gestalt einen Typen wie sie einst von Stasimitarbeitern verkörpert wurden, der seinem Uhu die Befehle erteilte, den Tisch von unliebsamen Informationen zu säubern, was der Uhu ohne zu zögern und unter Verweigerung jeglicher Diskussion gehorsamst tat. Ja, Henrik, der Uhu, war sichtlich ein Befehlsempfänger. (Uhu ist im Krankenhauspersonaljargon eine Bezeichnung für Assistenzärzte, wobei Uhu die Abkürzung für UnterHund ist.)“

So wie im 16. Jahrhundert die Pfaffen versuchten, die Erkenntnisse eines Nikolaus Kopernikus zu unterdrücken, so versuchen im 21. Jahrhundert Akademiker an Universitäten in Berlin Erkenntnisse eines Christian Rätsch und eines Stanislav Grof zu unterdrücken. Es sei hier angemerkt, dass das Werk „De revolutionibus orbium coelestium“ von Kopernikus zu den am häufigsten zitierten Büchern im Bereich der Astronomie gehört und die „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ von Rätsch schon heute zu den am häufigsten zitierten Büchern im Bereich der Botanik, insbesondere der Ethnobotanik, gehört.

Adenauer Sprichwort

LSD – Der Stein der Weisen

Für Christian Rätsch war nach Kenntnis vieler Pflanzen und Pilze, die er im Rahmen seiner Forschungen kennen gelernt hatte, die aus dem Mutterkorn gewonnene Substanz LSD „der Stein der Weisen“ und er pflegte dies bei diversen Gelegenheiten immer wieder zu betonen. Er hielt auf zahlreichen Veranstaltungen zum Thema LSD Vorträge. Hier sind ein paar Beispiele dargestellt.

50 Jahre LSD-Erfahrung und Hommage à Albert

Christian Rätsch: 50 Jahre LSD-Erfahrung (Der Grüne Zweig 159), ein Joint Venture von Nachtschatten und MedienXperimente, Solothurn und Löhrbach 1993
Christian Rätsch: 50 Jahre LSD-Erfahrung (Der Grüne Zweig 159), ein Joint Venture von Nachtschatten und MedienXperimente, Solothurn und Löhrbach 1993

Zur Feier des Tages schrieb Christian Rätsch das Buch: „50 Jahre LSD-Erfahrung – Eine Jubiläumsschrift“ und erklärte darin (Seite 91) unter dem Titel „Das angeblich Fremde“ : „Durch LSD konnte ich mit dem Fremden in mir Freundschaft schließen. Dadurch konnte ich mit dem Fremden in anderen Menschen Freundschaft schließen. Und dadurch lernte ich, andere Menschen wirklich zu verstehen.“

Der Nachtschatten-Verlag und Freunde luden am 17. April 1993 zu einem Festakt in Basel zum 50-jährigen Jubiläum der LSD-Erfahrung von Albert Hofmann ein. Zur Erinnerung: 1938 entdeckte der Basler Chemiker Albert Hofmann bei der Untersuchung der Mutterkorn-Alkaloide das Lysergsäure-Diäthylamid, kurz LSD. Aber erst am 16. April 1943 machte er die Bekanntschaft mit der unglaublichen Wirkung dieser Substanz. Am 19. April 1943 nahm er den ersten bewussten Trip der Geschichte.

„Ein Liter Wasser löscht den Durst eines Wanderers für ein paar Stunden. Ein Liter Weihwasser bestärkt ein paar hundert Kirchgänger in ihrer Frömmigkeit. Ein Liter LSD kann vier bis fünf Millionen Menschen völlig neue Anschauungen der Welt und neue Einsichten in ihr eigenes Selbst vermitteln.“

Zitat aus dem Programmheft zum Festakt

Das Umschlagbild des Buches hat auch Christian Rätsch kreiert. Ja, Christian war auch Maler und einen Eindruck von seinen Kreationen vermittelt das Buch „Seelenlandschaften – Bilder der wahren Wirklichkeit, Festschrift zum 60.Geburtstag von Christian Rätsch“ von Claudia Müller-Ebeling.

CD Acid Test – Hommage À Albert

CD Acid Test – Hommage À Albert
CD Acid Test – Hommage À Albert

Bei der CD „Acid Test – Hommage À Albert (50 Jahre LSD-Erfahrung)“ gestaltete Christian Rätsch nicht nur das Cover, sondern wirkte auch als Musiker mit. Er ist auf der CD mit seinem Muschelhorn zu hören. Außerdem wirkten die zwei Musiker des Star Sounds Orchestra Steve Schroyder (Keyboards) und Jens Zygar (Gongs) sowie Garry Thomas (Didgeridoo) mit. Auf der CD sind die Sonifikationen der Planetenkonstellation (Horoskopvertonungen) vom 16. April 1943 sowie vom 19. April 1943 zu hören. Die Transposition der planetarischen Rhythmen erfolgte von Hans Cousto gemäß den Regeln der „Kosmischen Oktave“ .

Bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der LSD-Erfahrung von Albert Hofmann präsentierte das Star Sounds Orchestra die Sounds der transponierten Planetenkonstallationen vom 16. April 1943 sowie vom 19. April 1943  auf der Bühne. Die Party danach war ein Acid Test von der allerfeinsten Güte mit Tanz-Ekstase zu Goa-Sounds von Mixmaster Morris, DJ Pat „Electric Rama“ aus Lausanne und DJ Sangeeth aus Berlin mit Lichteffekten von Thilo Kage (Multimediashow, Lasershow, Videoskulpturen, etc.).

Festakt zum 90. Geburtstag von Albert Hofmann

Cover des Buches Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze
Roger Liggenstorfer und Christian Rätsch: Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze, Solothurn 1996

Obwohl Albert Hofmann erst am 11. Januar 1996 Geburtstag hatte, wurde bereits am 6. Januar gefeiert, da dieser Tag ein Feiertag ist. Eingeladen zur Geburtstagsparty hatte der Nachtschatten Verlag. Der Festakt fand am Tag der Heiligen 3 Könige im Teufelhof zu Basel statt.

Etwa fünfzig Personen, vor allem frühere Berufskollegen von Albert Hofmann, Mitglieder des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS) und persönliche Freunde der Familie Hofmann folgten der Einladung in das Kultur- und Gasthaus Teufelhof am Leonardsgraben 47 in Basel. Die Herausgeber des Albert Hofmannn gewidmeten Buches „Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze“, Roger Liggenstorfer und Christian Rätsch, saßen zur Rechten und zur Linken von Albert Hofmann und seiner Frau Anita und leiteten in wunderbar herzlicher Weise die Zeremonie des Festaktes. In seiner Laudatio verglich Christian Rätsch die Entdeckung des LSD mit der Entdeckung des Steines der Weisen – doch die magische Wirkung der Pilze war das eigentliche Thema an diesem Abend. Albert Hofmann entdeckte schließlich nicht nur das LSD, sondern er entdeckte 1957 auch die Wirksubstanz Psilocybin der Zauberpilze. Nach der Isolierung der Substanz gelang ihm bald die Strukturaufklärung und die Synthese wie auch die Synthese modifizierter Verbindungen. Und Albert liebte die Pilze mehr als das LSD. So waren die Pilze das dominierende Thema an diesem Festakt in trauten Kreise erfahrener Wissenschaftler und sachkundiger Buchautoren.

Auf dem Weg nach Eleusis

Im September 2000 reisten Albert Hofmann, Roger Liggenstorfer, Jonathan Ott, Christian Rätsch und Claudia Müller-Ebeling gemeinsam nach Griechenland, um die antiken Kultstätten von Eleusis zu besichtigen und dort zu verweilen. Es war ein alter Wunsch von Albert Hofmann, diesen Ort, der mit seiner Geschichte so nah und intensiv verbunden war, zu besuchen. Der Moment, als er des Ortes in den Ruinen des heiligen Telesterion, den Überresten der heiligen großen Hallen, in seiner ganzen Dimension gewahr wurde, war einzigartig. Hier wurde vor tausenden von Jahren ein ähnlicher Wirkstoff wie LSD in ritueller Heiligkeit eingenommen, den eigentlichen Mysterien von Eleusis, über dessen Erfahrungen ein Bann des Stillschweigens herrschte. Die gemeinsame Begegnung mit diesem geomantischen Kraftort, welcher der Selbsterkenntnis und der Befruchtung der griechischen und damit unserer abendländischen Kultur gedient hatte, war der Höhepunkt der Reise. Es war wie eine alchemistische Hochzeit: der Hohepriester der Jetztzeit in Verbindung mit der griechischen Hochkultur.

LSD – Sorgenkind und Wunderdroge

Auf einem Symposium vom 13. bis 15. Januar 2006 zum 100. Geburtstag von Albert Hofmann in der Messe Basel, bei dem der Entdecker der Substanz mehrfach auf dem Podium bereitwillig und mit viel Humor Fragen beantwortete, suchte man den zukünftigen Platz von LSD in der Gesellschaft. Etwa 80 Referenten aus aller Welt diskutierten in Basel mit einem guten Dutzend ausstellenden Malern und auftretenden Musikern, 200 Journalisten und etwa 2.000 Besuchern drei Tage im Kongresszentrum der Messe Basel die zentrale Frage: Welchen Platz kann und soll LSD in einer Gesellschaft einnehmen?

Der Titel der Veranstaltung „Sorgenkind und Wunderdroge“ konnte kaum besser gewählt sein. Noch heute, Jahrzehnte nach der Synthese durch den Chemiker Albert Hofmann im Jahre 1938, steht die Substanz in einem zutiefst ambivalenten Ruf. In allen Ländern der Erde ist sie verboten, auf der anderen Seite gibt es genauso lange währende Bemühungen, das potente Psychedelikum als Medikament oder sakralen Bewusstseinsfahrstuhl einsetzen zu dürfen.

Zum Symposium erschien das Buch „Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD – Auf dem Weg nach Eleusis“ mit Beiträgen von Ralph Metzner, Günther Amendt, Wolf-Dieter Storl, Myron J. Stolaroff, Mathias Bröckers, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Jonathan Ott, Roger Liggenstorfer u.a.

Enno Logemann beschreibt in seinen Impressionen vom Internationalen Symposium LSD – Sorgenkind und Wunderdroge den Vortrag von Christian Rätsch wie folgt:

„Der durch seine „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ bekannte Ethnologe Dr. phil. Christian Rätsch berichtete mit leidenschaftlichen Worten „Von den Pflanzen der Natura, den Pflanzen der Götter und Göttinnen zum LSD“, über interessante ethnopharmakologische Studien und ihren engen Zusammenhang zu den chemischen Forschungen, die Dr. Albert Hofmann auf dem Gebiete der Zauberpflanzen und Pilze geleistet hatte. Für Dr. Ch. Rätsch ist nach Kenntnis vieler Pflanzen LSD „der Stein der Weisen“. Im Mittelalter bereits wurde das Mutterkorn eine verbotene Frucht genannt. Erst die raffinierte Form des Mutterkorns, das LSD, ist die erlaubte Frucht auf dem Wege zur Erkenntnis. Bei seinen Ausführungen über die von den Schamanen genutzten sakralen Drogen, Inhaltsstoffen von mexikanischen Zauberpflanzen und -Pilzen wies er auf eine französich-sprachige Publikation hin, nach der Dr. Albert Hofmann auch in einigen Pilzen des Schweizer Jura: dem Spitzkegeligen Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), im Volksmund auch „Narrenschwammerl“ genannt, z.T. hohe Konzentrationen von Psilocybin nachgewiesen hatte. Ch. Rätsch zitierte Worte von A. Hofmann, die die tiefe Bedeutung der drei Buchstaben LSD widerspiegeln: „Liebe sucht Dich.“

Ein Video des Vortrags ist auf YouTube verfügbar.

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https://blogs.taz.de/drogerie/2022/10/01/in-memoriam-christian-raetsch/

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kommentare

  • Es ist schon interessant, dass das Kommentar von Mkek Pekbek nicht gelöscht wurde.

    Das ist nämlich christliche Hasspropaganda, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Von Christian und natürlich auch seiner Frau habe ich persönlich viel gelernt.

    Zum Beispiel, dass Religion eine Geisteskrankheit ist.

  • Ich habe Ende der 80er Jahre bei Christian Rätsch an der Uni Bremen studiert und die dabei erworbenen Kenntnisse und Einstellungen nie vergessen.

  • Ob der Rätsch seiner satanischen Lebensweise bis zu seinem Tod treu geblieben ist wäre interessant. Mittlerweile wird er wissen was der Preis für Magie und Propagierung von Drogen gewesen ist.

    Matthäus 7
    …20 – Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. 21 – Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. 22 – Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?

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