In meinem allerersten Artikel auf diesem Blog habe ich meine Auffassung vom gesellschaftlichen Umgang mit Corona schon ausführlich ausgebreitet: Die Lebensform weißer Menschen war und ist schon immer auf Leichenbergen aufgebaut worden. Corona hat aber dazu geführt, dass wir uns der Toten, die unsere Form des Wirtschaftens und Zusammenlebens so produziert, bewusster geworden sind und das aus einfacher, ekelhafter Selbstbetroffenheit: Wir können plötzlich selbst mit auf dem Haufen der Toten landen, die vor den Krematorien warten. Diese Angst geben wir aber ungern zu, denn sie passt auch nicht so ganz zu unserem Selbstverständnis, die Krone der zivilisatorischen Schöpfung zu sein. Also schieben wir allenthalben moralische Ungetüme wie „Solidarität“, „Menschenwürde“ oder „Schutz von Risikogruppen“ durch unsere sozialen Räume. Dieser Diskurs scheint besonders „deutsche“ Gemüter zu erhitzen – wobei ich hier weder Biodeutsche noch Passdeutsche meine, sondern Menschen, die sich einem deutschen Stereotyp zurechnen oder die damit einhergehenden Wertvorstellungen besonders wichtig finden: Pünktlich sein, zuverlässig sein, gesund sein, vorbildlich handeln, rücksichtsvoll sein, fleißig sein, genau sein, das Richtige tun (sowohl rechtlich als auch moralisch) sowie eine gewisse Portion Humorlosigkeit in ernsten Situationen. Der Mangel an diesen Einstellungen ist der Vorwurf, der derzeit den medialen Diskurs bestimmt und in dessen Chor sich sogar linke Stimmen einreihen: Wären wir deutscher und würden endlich „das Richtige“ tun, hätten wir den ganzen Schlamassel nicht. In der derzeitigen vermeintlichen Unvermeidbarkeit liegt allerdings organisierte Verantwortungslosigkeit und wo ideologisch organisierte Unvermeidbarkeit vorherrscht, herrscht Schrecken.
Milder Verlauf – wie langweilig
Die aktuellen Entwicklungen – wie es inzwischen so schön in Absagen heißt – gehen auch an mir nicht vorbei, obwohl ich inzwischen 2G in Persona bin. Zufälligerweise hatte ich Corona als „sich die Lage plötzlich wieder zuspitzte“ und wurde damit zum Anschauungsobjekt für mein soziales Umfeld: So sieht das also aus, wenn man vollständig geimpft ist und Corona hat! Nur scheinbar erfüllte ich für viele nicht die Erwartungen: Mein Verlauf war sehr mild, ich war weiterhin arbeitsfähig und sogar mein Geschmackssinn war nach einer Woche wieder da. Nahezu jede Person musste mir trotzdem teilweise mehrfach sagen: „…aber man weiß ja auch immer noch nicht, was mit Long Covid ist!“, „Post-Covid kann aber trotzdem noch eintreten!“ oder auch „Das hat jetzt mit einer Woche aber auch schon ziemlich lang gedauert!“. Für Gesprächsbedarfe zu Long Covid und Post-Covid verweise ich dann gern auf die Website der Bundesregierung zu diesem Thema, die nahelegt, dass die Datenlage weiterhin sehr dünn ist und eine Impfung hier genauso helfen soll wie für einen milden Verlauf (und nein, niemand hat behauptet, man bekommt mit einer Impfung kein Corona). Wenn wir uns die dünne Datenlage doch ansehen wollen, geht es um organspezifische Beschwerden wie ständige Erschöpfung, Luftnot, Konzentrationsstörungen oder Schwindel. Als Laien brauchen wir also nach derzeitigem Kenntnisstand nicht über Long Covid oder Post-Covid zu fachsimpeln, weil dabei eh nicht viel Sinnvolles herauskommen kann – insbesondere bei weit verbreiteten und unspezifischen Symptomen wie Erschöpfung oder Konzentrationsstörungen. Ich warte hier also lieber auf valide wissenschaftliche Erkenntnisse, wie es doch so schön heißt.
Du warst eine Woche krank?!
Interessanter finde ich Äußerungen darüber, dass eine Woche Kranksein doch ziemlich viel wären. Ich hatte als Kind häufiger wochenlang Nebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen. Auch erinnere ich mich, dass es absolut üblich war, wegen einer Erkältung durchaus schon mal eine oder auch zwei Wochen nicht zur Schule zu gehen. Was hat mich das genervt als ich ein Kind war, also habe ich als Erwachsene dann auch gleich damit aufgehört und habe wie alle andere Menschen angefangen, meine Erkältungen zu verschleppen. Grippostad oder Aspirin Complex haben viele Menschen dauerhaft zu Hause, sodass sie bei ersten Anzeichen von Schnupfen, Fieber oder Heiserkeit direkt gegensteuern können. Dass sie weiterhin ansteckend sind, wird niemals thematisiert. Dass es unfreundlich, unhöflich oder rücksichtslos sein könnte, andere Menschen auf der Arbeit oder beim Feiern anzustecken, wird nicht moralisch geahndet – ist ja nur eine Erkältung. Auch hierbei war bei vielen Menschen sicherlich mal die ein oder andere klassische Grippe dabei, also eine Krankheit, die richtig anstrengend für einen Körper ist und für manche Menschen tödlich enden kann. Hat das vor Corona schon mal jemanden davon abgehalten, mit Rotznase und Husten in der U-Bahn zum nächsten Meeting zu gehen? Nein, hat ihn*sie nämlich nicht interessiert, ob und wer angesteckt wird bzw. dadurch Nachteile haben würde.
Es geht schließlich um unsere Gesundheit
Die vielfältige Beschäftigung mit Corona in den letzten 1,5 Jahren hat allerdings scheinbar auch nicht dazu geführt, dass sich hieran etwas geändert hätte: Bei einem Arbeitstreffen Ende Oktober sagte über die Hälfte meiner Kolleg*innen, sie wären krank, angeschlagen oder ähnliches. In meinem sonstigen sozialen Umfeld sah/sieht das nicht anders aus und trotzdem hält es kaum einer dieser Menschen für nötig, länger als 1-3 Tage (also solange es einem selbst wirklich schlecht geht) damit zu Hause zu bleiben. „Ich bin geimpft und teste mich jeden Tag – ich hab kein Corona.“, ist dann meistens die Antwort und war auch meine, wenn ich Ende Oktober mal auf meine Rotznase angesprochen wurde, danach war das Gespräch dann auch zur Beruhigung meines Gegenübers beendet. Interessanterweise, wird auf diese Menschen – also geimpfte Menschen, die mit offensichtlichen Grippesymptomen draußen herumlaufen – kein sozialer Druck ausgeübt wie beispielsweise auf Menschen, die nicht gegen Corona geimpft sind. Letztere sind in den letzten Wochen zur Schande der Nation mutiert, die verhindern, dass wir unsere gute, deutsche Gewissenhaftigkeit mit Katastrophen umzugehen, auch wirklich performen können. Und hierbei geht es dann nicht um Coronaleugner*innen oder Verschwörungstheoretiker*innen, sondern um eigentlich ganz normale, häufig auch sehr bürgerliche Menschen, die aus welchen Gründen auch immer Angst vor einer Impfung haben. Gegenüber diesen umgeimpften Menschen wird ausgedrückt, dass sie unser aller Gesundheit und das Gesundheitssystem gleich mit gefährden. Sie werden Egoist*innen oder einfach nur dumm genannt. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie nicht an Wissenschaft oder Medizin „glauben“ (wenn Wissenschaft wieder auf Glauben angewiesen wäre, hätten wir m.E. ganz andere Probleme, aber das ist ein anderes Thema). Ähnliches könnte man sachlicherweise auch jeder anderen Person vorwerfen, die insbesondere derzeit und aber auch zu jeder anderen Zeit mit noch so kleinen Grippesymptomen das Haus verlässt oder ihre Kinder in die Kita/Schule schickt.
Die „Krise“ hat System
Aber hier greift die Moralvorstellung scheinbar nicht, die Gesundheit anderer Menschen zu schützen, weil unsere Arbeitsrealität darauf nicht ausgelegt ist: Menschen müssen darin funktionieren, kein Workflow kann es sich leisten, wenn jede*r Mitarbeiter*in 2 Wochen im Winter krank ist oder zuhause kranke Kinder betreuen muss. In vielen Branchen folgt auf zu viele Krankheitstage nicht nur sozialer Druck oder verstellte Aufstiegschancen, sondern sogar die Kündigung (unter Vorwand). Nahezu jedes wirtschaftlich ausgelegte Unternehmen ist derart auf Kante gestrickt, was die Mitarbeiter*innenanzahl für vorhandene Aufgaben angeht, dass hier praktisch keine Ausfälle passieren dürfen oder von der restlichen Belegschaft aufgefangen werden müssen – denn an kaum einer anderen Stelle kann so viel Geld gespart oder so viel Gewinn gemacht werden wie beim Personal. Menschen sind für Unternehmen häufig noch immer die Kategorie in der Finanzplanung, die am einfachsten reduziert werden kann – dafür wird nicht nur der Genderpaygap genutzt, sondern natürlich auch die Norm, dass die Mitarbeitenden selbst aus ihrer Arbeitskraft noch das letzte herausquetschen, um teilweise wirklich absurden Workloads Herr*in zu werden. Werden neue Mitarbeitende zur Entlastung eingestellt, muss dann eher noch befürchtet werden, dass sie die eigene Wichtigkeit reduzieren und deswegen Konkurrenz entsteht. Selbst im öffentlichen Dienst hat diese Logik durch Projektfinanzierungen und damit einhergehenden befristeten Arbeitsverhältnissen Einzug erhalten. Nur ein*e Professor*in kann in aller Ruhe krank sein – wobei sie vermutlich dann der Ehrgeiz nach draußen treibt, aber diese Ebene der Normierung ist wieder ein anderes Thema. Wie wird das also erst laufen, wenn wir Medikamente gegen Corona haben (was schon greifbar ist) – werden die dann die neuen Grippostadt und alles kann endlich so weitergehen „wie immer“?
Triage, Triage…
Als letzte moralische Keule wird gegen ungeimpfte Menschen dann die Triage hervorgeholt. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Militärpraxis, denn hier wurden schon immer und das auch offensichtlich Menschen danach selektiert, ob sie leben oder sterben sollen. Eine Triage ist aber auch in Notaufnahmen, auf Intensivstationen oder bei Katastropheneinsätzen üblich, wird dann nur häufig hinter dem Begriff „Ersteinschätzung“ versteckt. Wie unmedizinisch eine solche Ersteinschätzung ganz alltäglich abläuft, ist einem als weiße, gern noch akademische Person kaum bewusst. Obwohl es zu den Auswirkungen von Diskriminierungsstrukturen auf die Gesundheit in Deutschland bisher keine systematischen Untersuchungen gibt, wird bspw. das Krankheitsbild des „Morbus Mediterraneus“ oder auch „Morbus Bosporus“ von Ärzt*innen dann diagnostizieren, wenn sie finden, eine nicht-weiße Person wäre ohne medizinische Indikation zu wehleidig. Mal ganz abgesehen von alltäglichen Erlebnisberichten durch BIPoC, die regelmäßig von Ärzt*innen nicht ernstgenommen werden und dadurch teils schwere gesundheitliche Schäden davontragen. Eine Triage oder auch eine Ersteinschätzung soll also mal wieder auf objektiven Grundlagen basieren, ist in der Praxis allerdings grundsätzlich von Normen darüber geprägt, wer gesellschaftlich überhaupt als lebenswert gilt und wer nicht. Diesen Gedanken möchte ich gern allen weißen, akademischen Moralaposteln mitgeben, die plötzlich hochtrabend humanistische Werte an eine Triage hängen: Ja, für uns mag es wichtig sein, was offiziell in so einer Triage festgehalten wird, für viele andere Menschen ist allerdings völlig egal, was dort festgehalten wird – weil sie in der Praxis sowieso nicht davon erfasst werden.
Tun wir also so, als gäbe es Objektivität in der Medizin
Wenn aber nun das Problem besteht, dass die vorhandenen (medizinischen) Ressourcen nicht für alle reichen, müssen vorab Kriterien entworfen werden, nach denen die Ressourcen verteilt werden, da es ansonsten zu ad hoc Entscheidungen Einzelner kommt oder Menschen ganz schlicht derart moralisch überfordert werden, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind. Oder Rassismus einfach weiter fröhliche Urstände feiert. In der Philosophie wird gerne mit Triagen in Form von Gedankenexperimenten gearbeitet, da eben die jeweils angewandten moralischen Kategorien offengelegt werden müssen. Was hierbei nicht untersucht wird, sind die vorhandenen Gegebenheiten, die werden im Falle einer Triage als gegeben hingenommen („Krieg passiert halt.“, denkt sich der*die Soldat*in). In diesem Falle sind die Gegebenheiten: Die Menge der vorhandenen Intensivbetten bzw. der Pflegekapazitäten der Krankenhäuser. Nimmt man diese als gegeben hin, dann stellt sich in der Tat die Frage, ob bei einer Triage der Impfstatus der Patient*innen betrachtet werden sollte, insofern eine ungeimpfte Person sich bewusst und willentlich gegen den gängigen medizinischen Umgang mit Corona entschieden hat. So ein Vorgehen würde der Logik zahnärztlicher Prophylaxe folgen, wonach nur nach bestimmten Voruntersuchungen und vorbeugenden Maßnahmen im Falle einer Erkrankung der volle Anspruch auf Versorgung bzw. der Versicherungsschutz greift. Alternativ nur zu langsam wäre ggf. eine Besteuerung, wie das bei Alkohol oder Tabak gehandhabt wird: Jede Person darf rauchen/trinken, bezahlt dabei aber im Voraus die Kosten, die sie im Falle einer Erkrankung verursacht. Wenn Staat und Wirtschaft noch enger verbunden und körperliche Selbstbestimmung völlig obsolet werden soll, könnte natürlich auch eine gesetzliche Impfpflicht eingeführt werden. Wobei ich spätestens dann auch eine Sterilisationspflicht für Menschen mit zeugungsfähigem Sperma fordern würde, insofern damit massive Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit von Menschen mit Gebärmutter sowie immense Kosten für das gesamte Gesundheitssystem wegfallen würden, aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel.
Unsere „Solidarität“ für die Konkurrenz
Das Problem an all diesen Überlegungen ist nämlich, dass das Gesundheitssystem nicht gottgegeben ist, sondern äußerst menschengemacht. Pflegekapazitäten entstehen oder verschwinden nicht einfach, abgesehen von Betten/Räumlichkeiten muss insbesondere Pflegepersonal gefunden und in einer Weise bezahlt/behandelt werden, dass es nicht direkt wieder kündigt. Das Wesen einer privatisierten Gesundheitswirtschaft ist jedoch, dass sie nach denselben Marktmechanismen funktioniert wie alles andere auch: Sie muss wirtschaftlich effizient sein, damit sie konkurrenzfähig bleibt – und nicht menschenfreundlich. Dementsprechend verdient das Pflegepersonal in Deutschland immer noch zu wenig Geld, arbeitet immer noch absurde Stundenanzahlen und hat immer noch kaum sozialen Schutz. Vollausgebildete Pflegekräfte aus dem Ausland werden schon seit längerem systematisch abgeworben und arbeiten im besten Falle in deutschen Krankenhäusern zu Mindestlohn. Häufig sind sie auch der Unterwanderung des Mindestlohns zu sklavenartigen Bedingungen ausgesetzt. Im Rahmen der Coronapolitik von „Solidarität“ zu sprechen, ist insofern völlig irreführend und verschleiert, dass westliche Zivilisationen als Grundprinzip die Konkurrenz gewählt haben. Hier gibt es kein gemeinsames Wertesystem, geschweige denn dieselben Ziele für die zusammen eingestanden werden könnte. Es gibt nur ein Ziel: Wachstum und da jedes Wachstum durch das Wachstum anderer gefährdet wird, gibt es im Kapitalismus keine Solidarität.
Wenn wir also schon große moralische Fragen wie die Triage aufwerfen, brauchen wir nicht nachträglich einem kapitalistischen Gesundheitssystem den Anstrich zu geben, sowas wie humanistisch zu sein. Und wir müssen uns auch darüber klar sein, dass alle coronabedingten Einschränkungen, die jetzt passieren, nur dazu dienen, das Gesundheitssystem in diesem kapitalistischen Zustand funktionsfähig zu halten. Keine Einschränkungen, die nach 1,5 Jahren Corona noch notwendig werden, basieren auf der Krankheit oder dem Verhalten Einzelner, sondern einem kapitalistischen und damit konkurrenzorientierten Umgang mit Impfstoffen und Pflegekapazitäten. Wir können uns demnach darauf einstellen, dass künftig jeder Winter mit entsprechenden Einschränkungen einhergeht, denn es gilt: unsere „Solidarität“ für die Fortführung des Konkurrenzprinzips im Gesundheitssystem.
Das Problem heißt immer noch: Kapitalismus
Langfristig gesehen, wäre es also aussichtsreicher, die menschenverachtenden Aspekte unserer Gesellschaft sowie unseres täglichen, individuellen Handelns anzuerkennen und statt der Triage endlich mal den Kapitalismus zu diskutieren. Insbesondere sich als links verstehende Menschen sollten wirklich aufhören, gegen ungeimpfte Personen zu hetzen oder in dieselbe Schockstarre zu verfallen wie 2020 – schwingt Eure dämlichen moralischen Keulen doch gegen die Betreiberfirmen und Inhaber*innen von Krankenhäusern oder Leiharbeitsfirmen für medizinisches Personal. Derzeit sind wieder an 6 Unikliniken in NRW die Pflegekräfte im Streik – warum sehen und hören wir davon so wenig? Warum schließt sich niemand ihrem Streik an? Warum können enorme Fonds aus dem Boden gestampft werden zur Rettung der Wirtschaft, aber nicht zur Rettung der medizinischen Versorgung? Warum fordern sogar linke Zentren und Gruppierungen einen erneuten Lockdown, anstatt endlich sowas wie Widerstand gegen diese Form kapitalistischer Medizinwirtschaft zu organisieren? Und warum kann diese gesundheitliche Katastrophe nicht wenigstens dazu führen, dass wir uns wirklich für die Gesundheit unserer Mitmenschen interessieren, anstatt nur ihre Verwertbarkeit im Fokus haben? Seht wenigstens zu, dass die Patente der Impfstoffe und Medikamente gegen Corona öffentlich zugänglich werden!
„Land der Richter und Henker“
Und ja – bis dahin greift im Zweifel die Triage und umgeimpfte Personen werden sterben, das macht uns nicht mehr oder weniger zu Mörder*innen, als wir es vorher schon waren und jeden Tag aufs Neue werden. Wenn wir ein kapitalistisches, unmenschliches System etablieren und es bis in unsere Gesundheitsversorgung fortschreiten lassen, dann haben auch wir mit den Konsequenzen davon zu leben. Dann müssen wir die „unmenschlichen“ Entscheidungen treffen, die mit diesem System einhergehen und die plötzlich auch mal uns betreffen, anstatt dass wir sie exportieren bzw. Einheiten wie Frontex und Co durchführen lassen. Moral ist ein Privileg. Genauso wie Menschenwürde oder Menschenrechte. Obwohl wir als linksorientierte Menschen eine Welt fordern, in der Würde, Privilegien und Moral für alle möglich sind anstatt nur für wenige, hilft uns derzeit Moral nicht weiter, weil sie Realität ausblendet oder menschgemachtes als unvermeidbar darstellt. Wer das mal wieder vergessen hat, kann sich in diesem Video oder in einem der 10 Artikeln zu den #CrimesOfMalta noch mal vor Augen führen, wie so ein Push-Back auf dem Mittelmeer mit direkter Todesfolge in einem lybischen Internierungslager aussieht – das ist die Realität, in der wir vom moralischen Für und Wider faseln und versuchen endlich „das Richtige“ zu tun.
Aus der Reihe:
Analysen aus dem Corona-Reallabor IV: Der Aufstand der unsichtbaren Hände
Analysen aus dem Corona-Reallabor III: Für die Gesundheit, für das Leben
Analysen aus dem Corona-Reallabor II: Black lives matter?
Analysen aus dem Corona-Reallabor I: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland