Schon die erste Reaktion der Sprecherin des US-Präsidenten zeigte, wohin die Reise geht. „Ich weiß nicht, warum er Nancy Pelosi anrufen sollte“, sagte Sarah Sanders, nachdem die ersten Ergebnisse der US-Zwischenwahlen bekannt geworden waren. Sie meinte damit Donald Trump und dessen Verhalten gegenüber der möglichen neuen Mehrheitsführerin im US-Repräsentantenhaus, der kalifornischen Demokratin Nancy Pelosi.
Ja, warum sollte Trump jetzt die Hand ausstrecken? Er hat im Wahlkampf erneut polarisiert, die Stimmung hemmungslos angeheizt. Seine Strategie der Spaltung hat, wie er jetzt zu Recht argumentieren kann, entscheidende Rennen um Senatssitze beeinflusst, etwa in Indiana und Florida.
Doch was kommt jetzt? Die Republikaner werden zu Gefangenen dieser Hetze, Rassismus feiert fröhliche Urständ, Diskriminierung siegt. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu neuen Gewaltausbrüchen in den USA kommen wird. Es ist mit Händen zu greifen, dass sich rechte Strategen ein Aufbegehren der nun erst recht Unterdrückten wünschen. Ein Afro-Amerikaner, der um sich schießt. Ein verzweifelter Mexikaner, der abgeschoben werden soll und zuvor noch mit einer selbstgebastelten Bombe versucht, in ein regionales Parlament einzudringen, es gar schafft, und ein Blutbad anrichtet? „Bürgerkrieg“, werden die Agitatoren rufen. Es wäre ein Geschenk, das Donald Trumps Wiederwahl 2020 sichtbar helfen könnte.
Dennoch ist Trump mittelfristig zum Scheitern verurteilt. Der nunmehr schon so lange anhaltende Wirtschaftsaufschwung wird einbrechen, der Extra-Boom auf der Basis von immer neuen Schulden wird sich nicht rechnen. Erst recht nicht, falls es Trump gelingen sollte, noch weitere Steuersenkungen durchzusetzen. Klar, die asymmetrische Polarisierung wird zur neuen Normalität, die Wahrheit ist schon abgeschafft, die Rechtsprechung wird immer mehr von Rechten kontrolliert und die öffentliche Meinung durch Fox TV etc massiv beeinflusst. Medienbarone schüren die Konflikte wie Warlords.
Doch der protektionistische Glanz der ökonomischen Wohltaten wird verblassen, auch die Droge des Außenfeindes im eigenen Land wird nicht genügen. Donald Trump braucht den Krieg, und er wird Krieg führen. Nur so kann er spektakulär vom absehbaren Scheitern seiner Wirtschaftspolitik und einem möglichen Amtsenthebungsverfahren ablenken.
Die Hoffnung, dass sich im Zuge der Globalisierung die großen transnationalen Konzerne wirkungsvoll gegen die Renationalisierung und gegen die Kriegsspirale stemmen würden, wird sich so wenig erfüllen wie vor dem Ersten Weltkrieg, als der Handel im Verhältnis zum damaligen Weltbruttosozialprodukt so verflochten war wie bis in die 1990er-Jahre nicht mehr.
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Zum Thema: Hans-Peter Martin, „Game Over – Wohlstand für wenige, Demokratie für niemand, Nationalismus für alle – und dann?“, Penguin Verlag, München 2018. Weitere Informationen: www.hpmartin.net
Was für ein Unsinn. Bitte nicht bei der TAZ..