„Ich hab heute wieder mal das Beiheft ‚taz Lesen&Reisen‘ erhalten…..Meine ernsthafte Frage an alle Verantwortlichen: Könnt ihr wirklich noch hinter dieser Beilage stehen? Wollt ihr wirklich weiterhin Flugreisen angesichts der bevorstehenden Klimakatastrophe noch anbieten?…..Irgendein (und ihr seid nicht irgendeins!) Unternehmen muss hier vorangehen und mal ein Zeichen setzen.“
Ein Beispiel für eine Reihe von Leser*innenbriefen, die uns nach einer bezahlten Beilage des Münchner Veranstalters Reise Service Deutschland GmbH (RSD) erreichte. Eine aggressive Beilage, die taz Leser*innen direkt und persönlich anspricht. Eine manipulierende obendrein, da nirgends – außer im Kleingedruckten – der Name des Veranstalters sichtbar ist. Eine Beilage von billiger Aufmachung für touristische Schleuderpreise, Saisonüberbrückungs-Angebote mit Kaffeefahrt Charakter.
Wir – und mit uns viele andere überregionale Zeitung – lassen uns auf diese „Nähe zum Medium“ suggerierenden Deal ein. Der Name des Veranstalters wird quasi unterschlagen, selbst die Buchung läuft unter einer anonymen 0800 -Nummer. Die taz wird deshalb bei einigen Leser*innen sogar als Anbieter*in dieser Angebote identifiziert. Das ist nicht der Fall. Doch die mangelnde Kenntlichmachung des Anbieters, der gar nichts mit der taz zu tun hat, ist eine Nachlässigkeit bei uns im Haus. Wir unterstützen damit einen Trick der Werbung.
„Wir sollten das bewusstlose Fernreisen kritisieren“
Mögen diese Angebote auch nicht zum Konsum und dem ethischen und nachhaltigen Image der taz passen, sie werden offensichtlich gebucht. Auch von unseren Leser*innen. Die sind sehr reisefreudig und – das zeigen Untersuchung – Fernreisen gehören zu ihrem „kosmopolitischen Lebensstil“. Manch eine*r kann sich die „klimaneutrale Quailtätsreise inclusive Co2 Kompenstation“ nicht leisten, bei anderen schlägt bei solchen Billigangeboten die weit verbreitete Schnäppchenmentalität zu.
Wir können bei unseren redaktionellen Inhalten ein intensives, entschleunigtes , sinnvolleres Reisen beschreiben. Wir sollten das bewusstlose Fernreisen kritisieren. Wir müssen über das klimaschädliche Fliegen, die Ausbeutung bei Billigfliegern berichten. Aber wir werden den Widerspruch von nachhaltigem Anspruch und dem ungebremsten Wachstum von Billigfliegerei und Schnäppchenmentalität gerade bei der städtisch gebildeten Mittelschicht – unseren Leser*innen – nicht auflösen. Wir können das Pardox nur benennen. Und Anzeigen deutlicher als solche kennzeichnen.
Von EDITH KRESTA, taz-Redakteurin für Reise und Interkulturelles
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