Fangen wir mit den offensichtlichen Fakten an: die auf Papier gedruckten Ausgaben der taz kosten an den Einzelverkaufsstellen (Kioske, Supermärkte, Tankstellen, Bahnhofsbuchhandel usw.) im Inland seit dem 2. März 2020 montags bis freitags 2,20 Euro, die taz am wochenende gibt es samstags dort für 3,80 Euro. Also irgendwas zwischen einer Tasse gutem Tee oder einem Espresso und einer Latte Macchiato. Aber welche Kosten werden damit gedeckt?
Die taz war im Jahr 2019 bundesweit an täglich durchschnittlich 7.018 Einzelverkaufsstellen zu haben. 278 davon sind Bahnhofsbuchhandlungen, die direkt in unserem Auftrag von den drei Standorten, an denen die taz gedruckt wird, beliefert werden. Für die Disposition an die 6.760 übrigen HändlerInnen sorgen 96 quer durch die Republik verteilte Anlieferstellen des Pressegrosso, die im Kontakt mit den taz-Mitarbeitenden in der Vertriebsabteilung die einzelnen Mengen steuern und zum Beispiel immer mal wieder (wie übrigens jetzt gerade) zusätzliche Kioske einschalten und auf gelegentliche Verkäufe testen.
Im vergangenen Quartal haben wir für dieses Geschäft montags bis freitags täglich 12.424 Exemplare ausgeliefert – aber nur 2.264 davon konnten tatsächlich verkauft werden, eine bittere Remissionsquote von 82,6 Prozent. Ein wenig besser ist das Verhältnis samstags: von der taz am wochenende liefern wir 18.040 an, von denen 4.287 Stück verkauft werden, das ergibt dann eine Remiquote von „nur“ 76,2 Prozent.
Hohe Remissionsquote an den Kiosken
Mit dieser Quote befinden wir uns übrigens bei vergleichbaren Stückzahlen auf einem ganz ähnlichen Level wie das Handelsblatt des Holtzbrinck-Konzerns, das montags bis freitags täglich auch nur 2.398 Exemplare verkauft, bei einer Remiquote von knapp 77 Prozent (die erscheinen nur an fünf Tagen pro Woche und deren verkaufsstärkere Wochenendausgabe ist dabei ihre Freitagsausgabe).
Von den Verkaufspreisen müssen nun mehrere an diesem Geschäft Beteiligte bezahlt werden: nach Abzug der Mehrwertsteuer die Druckereien und die Speditionen, dann die Grossisten und letztlich der Einzelhandel, die beide zusammen an die 40 Prozent des Einzelverkaufspreises einbehalten. Grob gefolgert: es bleibt nichts übrig, um das zu bezahlen, was drinnen steht.
Wir machen es aber trotzdem weiter, weil wir auch jenen, die nur gelegentlich interessiert sind, eine Chance lassen und die öffentliche Präsenz der taz solange es irgend geht sicherstellen wollen. Und solange das Geschäft in sich kostendeckend ist, lohnt sich der Aufwand dafür allemal.
Auch wenn die Umsätze und Mengen in den letzten Jahren im Einzelverkauf (und das branchenweit und besonders dramatisch bei der Bild-Zeitung) besonders stark gesunken sind, hat dieses Segment unseres Geschäftes noch nie einen nennenswerten Teil zur Finanzierung der Arbeit der Redaktion beigetragen. Von Beginn an sind es die Abonnements, die Subskriptionen, mit denen der Journalismus der taz bezahlt wird. Die Leserinnen und Leser der taz wissen das, bereits als es die taz noch gar nicht gab, haben 7.000 mit ihrem Vorausabo die Gründung der taz überhaupt ermöglicht.
Die Bezugspreise der taz-Abos errechnen sich also keineswegs aus der Addition der Einzelverkaufspreise, die am Kiosk erzielt werden können. Sondern die Abos müssen jenen Ertrag erbringen, mit dem die hohen Aufwendungen für den besonderen unabhängigen Journalismus der taz ausgeglichen werden können. Dabei sind vor allem solche Abos hilfreich, bei denen die mit hohen Kosten für Druck, Spedition und Zustellung belasteten Papier-Komponenten durch digitale Auslieferungen ersetzt werden.
Die digitalen Abos steigern den Ertrag
Das heißt, es bleibt einfach mehr übrig für das, um was es doch eigentlich geht: den Inhalt. Deshalb bieten wir das Kombiabo, bestehend aus der gedruckten taz am wochenende und dem täglichen ePaper bzw. der täglichen taz in der App zu den gleichen Preisen an wie die täglich gedruckte Zeitung: es ist schließlich der selbe Inhalt, der von der Redaktion erarbeitet wird.
Auch die taz am wochenende wird von derselben Redaktion erarbeitet wie die tägliche taz. Die taz am wochenende ist ohne die tägliche publizistische Intervention in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs im Lande nicht denkbar. Aus der Kalkulation über den ihr zuzuordnenden Aufwand ergibt sich aus unserer Sicht mit der Hälfte des Preises für das tägliche Abo nun der Preis für das separate gedruckte Samstagsabo.
Ab 17,90 Euro im Monat sind Sie dabei. Wenn Sie mögen, können Sie aber auch gern einen der beiden höheren Preise in unserem freiwilligen Preismodell wählen. Natürlich wäre ein sich daraus ergebender Einzelverkaufspreis am Kiosk nicht zu erzielen. Gerechtfertigt wäre er aber allemal. Immerhin subventioniert die Redaktion mit den taztypisch niedrigen Gehältern, die wir uns auszahlen können, dauerhaft die „politische Rendite“, die das journalistische Projekt taz ihren Lesenden seit über 40 Jahren verschafft.
Aber wie auch immer die Lesenden sich entscheiden: Ein taz-Abo ist es auf jeden Fall wert.
Vielleicht sollten Sie mal versuchen, den Marketingwert zu errechnen, den die Präsenz der taz am Kiosk hat. Nicht nur hinsichtlich der Sichtbarkeit, sondern auch hinsichtlich von Touchpoints für zukünftige Abonnenten. Dann würden Ihre Rechnung mit Sicherheit anders ausgehen.
Zur Ökobilanz – wie hoch ist der Altpapieranteil der gedruckten taz? Welche Fahrten von Druckereien und Grossisten entstehen ausschließlich durch die taz? Wie hoch ist der Stromverbrauch für das Lesen der Digitalabos einschließlich des Stromverbrauchs der taz-Server und -Rechner? Wieviel Kinderarbeit und vergiftetes Erdrreich verursachen die Digitalabos, denkt man an die seltenen Erden in den Smartphones der Leser*innen?