Die Initiative „taz watch“ ruft dazu auf, am Donnerstag gegen die taz zu protestieren. Die Organisatoren werfen uns Rassismus, Diskriminierung und Beleidigung vor. Die Teilnehmer wollen sich von 12 bis 14 Uhr vor dem taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße treffen und die Redakteure dabei beobachten, wie sie Blätterteig-Lachsstrudel mit Kräuterremoulade essen. In dem Aufruf, der über Facebook verbreitet wird, heißt es: „schauen wir durch die fensterfront des tazcafés, das auch eingang zur redaktion ist. wir bleiben friedlich. wir schauen einfach ganz genau hin und bedeuten damit u.a. der taz: es muss aufhören!!!“ Bisher haben neun Personen ihre Teilnahme zugesagt, eine weitere Person ist sich noch nicht sicher.
Anlass ist ein Podiumsdiskussion Ende April auf dem taz-Kongress. Die Veranstaltung, bei der es um Sprache, Diskriminierung, Zensur und die Verwendung des umstrittenen N-Wortes ging, endete im Eklat (siehe Audio-Mitschnitt). Unserem Redakteur Deniz Yücel war die Moderation leider entglitten, die Schriftstellerin Sharon Otoo verließ unter Protest das Podium. Deniz Yücel hat seine Sicht der Dinge nach der Veranstaltung in der taz veröffentlicht, auf unsere Bitte hin hat dies auch Sharon Otoo mit der ihren getan.
Chefredakteurin Ines Pohl und der Leiter des taz.labs, Jan Feddersen, haben gemeinsam ihr Bedauern öffentlich gemacht. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland warf Deniz Yücel in einem offenen Brief vor, er habe den Kolonialismus verharmlost, Genozide relativiert und sich als Moderator respektlos verhalten. Die Initiative verurteilt erneut die Benutzung des N-Wortes. Der Begriff werde “nach wie vor im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen und Alltagsdiskriminierung gegen Schwarze Menschen in Deutschland verwendet” und sei “integraler Bestandteil rassistischer Konzepte” gewesen. Es werde Zeit, “dass sich die taz, ebenso wie die breite Gesellschaft, endlich kritisch mit dem Thema Rassismus und Sprache auseinandersetzt” und die “Stimmen derjenigen ernst nimmt, die üblicherweise als die so genannten Anderen gelten” und die als “Expert_innen zum Themenfeld Rassismus und Diversity anzuerkennen” seien. Den offenen Brief haben zahlreiche Gruppen sowie mehrere hundert Menschen unterschrieben.
Unsere Chefredaktion hat darauf eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es heißt, die Redaktion habe in vielen Gesprächen – durchaus kontrovers – über den Vorfall, unseren Umgang damit und das Thema Sprache und Rassismus diskutiert. Rassismus sei für die taz inakzeptabel, Respekt im Umgang miteinander unabdingbar. Die Redaktion nehme die Vorwürfe, die im offenen Brief der ISD genannt werden, sehr ernst. Sie wisse, dass sich die taz, wie die Gesellschaft überhaupt, diesem Thema stellen müsse. Dabei müsse es um Grenzen gehen, die wir nicht überschreiten sollten, aber auch um die Frage, wann Diskussion unmöglich gemacht werde und wo Zensur beginne.
Die taz druckte eine ganze Seite Leserbriefe zu dem Thema und begann eine Debattenserie. Unser Redakteur Daniel Bax unterstellte in dem ersten Artikel Deniz Yücel einen „Willen zur Verhöhnung“ und fragte: „Warum muss man ein Wort wie ‚Neger‘ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen?“ In einem zweiten Artikel antwortete Bettina Gaus: „Die Tatsache, dass es oft vernünftig ist, Betroffene selbst eine Sprachregelung treffen zu lassen, heißt jedoch nicht, dass im Konfliktfall alle anderen zu schweigen hätten. Diskriminierung bedeutet nicht nur Herabwürdigung, sondern auch Ausgrenzung. Wer meint, nur Betroffene seien zu einem Urteil berechtigt, fördert selbst die Ausgrenzung.“ Im dritten Teil der Debattenserie schrieb Hadija Haruna: „Sicher, es ist unbequem, sich bewusst zu machen, dass viele Worte eine Bedeutung haben, die über das hinausgehen, was man vielleicht sagen möchte. Doch leider können sich Menschen einer rassistischen Sprache bedienen, obwohl schwarze Menschen, Schwule und Lesben, Sinti oder Muslime zu ihrem Freundeskreis zählen. Und dass sie es nicht rassistisch gemeint haben, ist kein Argument dafür, dass ihre Sprache nicht auch rassistische Spuren aufweist.“
Die Initiative „taz watch“ ist mit der bisherigen Reaktion der taz unzufrieden, sie kritisiert „die geringe bewegungsmöglichkeit ‚der taz‘ in punkto der ihr zugetragenen kritik in der jüngsten vergangenheit.“ Die Initiatoren wollen der taz klarmachen, „dass man uns nicht ungefragt mit den so lieb gewonnenen rassismen, der so liebgewonnen deutungshoheit belästigen darf“. Man wolle bei der Aktion am Donnerstag jedoch nur durch das Fenster hereinschauen und „zunächst nicht den diskurs aufnehmen“. Die Aktivisten verweisen darauf, sie müssten sich „nicht rechtfertigen, denn es geht hier nach dem einlösen der grundrechte auch um einen guten ton oder eben gar keinen. wir haben kein erklärungs- und verteidigungsdauerabo gekauft. wir haben besseres zu tun.“
Hier geht es zum vollständigen Text des Aufrufs.
Ist das hier ernst gemein oder hab ich den 1. April verpasst?! Man könnte sich mal wieder um Probleme kümmern….
(oder politisch korrekt: man/frau/queer/inter-/pan-/a-sexuelle könnten(n) sich mal wieder um Probleme kümmern…)
einfach mal ne motz oder nen Straßenfeger kaufen!