von 26.06.2013

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Die Initiative „taz watch“ ruft dazu auf, am Donnerstag gegen die taz zu protestieren. Die Organisatoren werfen uns Rassismus, Diskriminierung und Beleidigung vor. Die Teilnehmer wollen sich von 12 bis 14 Uhr vor dem taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße treffen und die Redakteure dabei beobachten, wie sie Blätterteig-Lachsstrudel mit Kräuterremoulade essen. In dem Aufruf, der über Facebook verbreitet wird, heißt es: „schauen wir durch die fensterfront des tazcafés, das auch eingang zur redaktion ist. wir bleiben friedlich. wir schauen einfach ganz genau hin und bedeuten damit u.a. der taz: es muss aufhören!!!“ Bisher haben neun Personen ihre Teilnahme zugesagt, eine weitere Person ist sich noch nicht sicher.

Ort des Protestes: taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße 23, Kreuzberg

Anlass ist ein Podiumsdiskussion Ende April auf dem taz-Kongress. Die Veranstaltung, bei der es um Sprache, Diskriminierung, Zensur und die Verwendung des umstrittenen N-Wortes ging, endete im Eklat (siehe Audio-Mitschnitt). Unserem Redakteur Deniz Yücel war die Moderation leider entglitten, die Schriftstellerin Sharon Otoo verließ unter Protest das Podium. Deniz Yücel hat seine Sicht der Dinge nach der Veranstaltung in der taz veröffentlicht, auf unsere Bitte hin hat dies auch Sharon Otoo mit der ihren getan.

Chefredakteurin Ines Pohl und der Leiter des taz.labs, Jan Feddersen, haben gemeinsam ihr Bedauern öffentlich gemacht. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland warf Deniz Yücel in einem offenen Brief vor, er habe den Kolonialismus verharmlost, Genozide relativiert und sich als Moderator respektlos verhalten. Die Initiative verurteilt erneut die Benutzung des N-Wortes. Der Begriff werde “nach wie vor im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen und Alltagsdiskriminierung gegen Schwarze Menschen in Deutschland verwendet” und sei “integraler Bestandteil rassistischer Konzepte” gewesen. Es werde Zeit, “dass sich die taz, ebenso wie die breite Gesellschaft, endlich kritisch mit dem Thema Rassismus und Sprache auseinandersetzt” und die “Stimmen derjenigen ernst nimmt, die üblicherweise als die so genannten Anderen gelten” und die als “Expert_innen zum Themenfeld Rassismus und Diversity anzuerkennen” seien. Den offenen Brief haben zahlreiche Gruppen sowie mehrere hundert Menschen unterschrieben.

Unsere Chefredaktion hat darauf eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es heißt, die Redaktion habe in vielen Gesprächen – durchaus kontrovers – über den Vorfall, unseren Umgang damit und das Thema Sprache und Rassismus diskutiert. Rassismus sei für die taz inakzeptabel, Respekt im Umgang miteinander unabdingbar. Die Redaktion nehme die Vorwürfe, die im offenen Brief der ISD genannt werden, sehr ernst. Sie wisse, dass sich die taz, wie die Gesellschaft überhaupt, diesem Thema stellen müsse. Dabei müsse es um Grenzen gehen, die wir nicht überschreiten sollten, aber auch um die Frage, wann Diskussion unmöglich gemacht werde und wo Zensur beginne.

Die taz druckte eine ganze Seite Leserbriefe zu dem Thema und begann eine Debattenserie. Unser Redakteur Daniel Bax unterstellte in dem ersten Artikel Deniz Yücel einen „Willen zur Verhöhnung“ und fragte: „Warum muss man ein Wort wie ‚Neger‘ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen?“ In einem zweiten Artikel antwortete Bettina Gaus: „Die Tatsache, dass es oft vernünftig ist, Betroffene selbst eine Sprachregelung treffen zu lassen, heißt jedoch nicht, dass im Konfliktfall alle anderen zu schweigen hätten. Diskriminierung bedeutet nicht nur Herabwürdigung, sondern auch Ausgrenzung. Wer meint, nur Betroffene seien zu einem Urteil berechtigt, fördert selbst die Ausgrenzung.“ Im dritten Teil der Debattenserie schrieb Hadija Haruna: „Sicher, es ist unbequem, sich bewusst zu machen, dass viele Worte eine Bedeutung haben, die über das hinausgehen, was man vielleicht sagen möchte. Doch leider können sich Menschen einer rassistischen Sprache bedienen, obwohl schwarze Menschen, Schwule und Lesben, Sinti oder Muslime zu ihrem Freundeskreis zählen. Und dass sie es nicht rassistisch gemeint haben, ist kein Argument dafür, dass ihre Sprache nicht auch rassistische Spuren aufweist.“

Die Initiative „taz watch“ ist mit der bisherigen Reaktion der taz unzufrieden, sie kritisiert „die geringe bewegungsmöglichkeit ‚der taz‘ in punkto der ihr zugetragenen kritik in der jüngsten vergangenheit.“ Die Initiatoren wollen der taz klarmachen, „dass man uns nicht ungefragt mit den so lieb gewonnenen rassismen, der so liebgewonnen deutungshoheit belästigen darf“. Man wolle bei der Aktion am Donnerstag jedoch nur durch das Fenster hereinschauen und „zunächst nicht den diskurs aufnehmen“. Die Aktivisten verweisen darauf, sie müssten sich „nicht rechtfertigen, denn es geht hier nach dem einlösen der grundrechte auch um einen guten ton oder eben gar keinen. wir haben kein erklärungs- und verteidigungsdauerabo gekauft. wir haben besseres zu tun.“

Hier geht es zum vollständigen Text des Aufrufs.

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https://blogs.taz.de/hausblog/donnerstag-am-taz-cafe-protest-gegen-rassismus/

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kommentare

  • Ist das hier ernst gemein oder hab ich den 1. April verpasst?! Man könnte sich mal wieder um Probleme kümmern….

    (oder politisch korrekt: man/frau/queer/inter-/pan-/a-sexuelle könnten(n) sich mal wieder um Probleme kümmern…)

    einfach mal ne motz oder nen Straßenfeger kaufen!

  • Das Niveau der Kommentare nimmt merklich ab. Ist ja auch klar. Denn wenn es darum geht, die Rechte der weissen Menschen zu verteidigen, andersfarbige mit Ausdrücken und abwertenden Bezeichnungen belegen zu dürfen, dann sind die intelligentesten Menschen immer an vorderster Front mit dabei.

  • Ich habe einen schwarzen BMW. Da ich kein Rassist sein will, möchte ich die Farbe gern pc-konform ausdrücken.
    Mein Frau hat auch eine rassistische Ader und spricht oft davon, dass ich mein schwarzes Hemd anziehen soll.
    All das zeigt, dass der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft salonfähig ist.
    Was schlagt ihr vor?

  • Das nenne ich ja mal eine absolut sinnvolle Aktion. Ein paar sehr wenige Hansel stehen herum und gaffen. Wunderbar.:-)
    Unbedingt nächsten Donnerstag die Worte: Wir sind das Volk, dabei laut rufen. Nebenher bügeln.

  • So macht Euch Rote-Khmer-Verschnitt doch nicht lächerlicher, als Ihr es eh seid. Das hält man ja am Sack nicht aus.
    Nebenbei habe ich blaues Blut: Vor gut hundert Jahren Furchenadel, dann Arbeiteraristokratie.
    Mit kriegerischen Grüßen.

  • Blätterteig-Lachsstrudel mit Kräuterremoulade gibt es?

    Das könnt Ihr den Beobachtern nicht antun. Sind sie denn durch Yücel noch nicht gestraft genug?
    Ich empfehle Euch die Änderung des Speiseplanes hin zur Wassersuppe. Das müsste dann tätige Reue genug sein.

  • „Bisher haben neun Personen ihre Teilnahme zugesagt, eine weitere Person ist sich noch nicht sicher.“

    doch so Viele !

    “schauen wir durch die fensterfront des tazcafés, das auch eingang zur redaktion ist. wir bleiben friedlich. wir schauen einfach ganz genau hin und bedeuten damit u.a. der taz: es muss aufhören!!!”

    DAS IST MOBBING….

  • Ich kann das Wort „relativieren“ nicht mehr hören, da es inflationär und darüber hinaus oft in unsinnigen Kontexten verwendet wird. D. Yücel hat z.B. darauf hingewiesen, dass selbstverständlich nicht nur der „Weiße Mann“ Sklaverei betrieben hat, sondern afrikanische bzw muslimische Eliten teils weit länger noch. wer sich davon beleidigt fühlt, hat ein ziemliches Problem, denke ich.

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