Weil jetzt hier alle anrufen und nach der taz-Genossenschaft fragen. Ob das nicht ne gute Idee wäre. Für die Frankfurter Rundschau. Ein Satz nur zum Zitieren. In einem Satz kann man das nicht sagen. Jedenfalls habe ich gestern (Mittwoch) erstmals seit langem die FR gelesen statt der gewohnten FAZ. Man fühlt sich sofort zu Hause. Die beiden Meinungsseiten werden von zwei ehemaligen taz-ChefredakteurInnen beherrscht, offensichtlich eine gute Zeitung. Was muss man tun, damit diese gute Zeitung bleibt?
Erstens, das war ein Befreiungsschlag, was da am Dienstag passiert ist, der Insolvenzantrag. Man konnte ja schon nicht mehr mit anschauen, in welchen Unsummen da jedes Jahr Geld verbrannt wurde, um etwas, ja was eigentlich, am Leben zu erhalten. Die Insolvenz bietet nun eine gute Möglichkeit, alles neu zu ordnen.
Da ist dieses traditionsreiche Druckhaus in Neu-Isenburg, in dem neben der FR auch Teilauflagen anderer überregionaler Tageszeitungen gedruckt werden. Das wird für eine neue FR nicht mehr gebraucht. Es steht ohnehin auf Abriss, weil die Zeitungsauflagen dramatisch fallen, Aufträge auslaufen und von den anderen großen Verlagen neu disponiert werden.
Zweitens, auch das wäre ein Befreiungsschlag für die FR: Man könnte endlich weg von dem blöden Tabloidformat, das das Lesen der FR in Frankfurt mit mehreren lokalen und regionalen herauszunehmenden Zeitungsteilen zum Akrobatikakt macht.
Mit einer neuen Frankfurter Rundschau im Rheinischen Format ließe sich dann auch die Zusammenarbeit mit der Berliner Zentralredaktion endlich auf praktikable Beine stellen. Man muss Seiten für die dann im selben Format erscheinenden Blätter nicht mehr doppelt gestalten und jedesmal Artikel neu redigieren. Die meisten überregionalen Seiten können von der Zentralredaktion in Berlin für die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau identisch gemacht werden. Ich habe den Eindruck, dass bei der FR solche ja sinnvollen modernen publizistischen Konzepte wie die gemeinsame Redaktionsgesellschaft in der Praxis dann doch an einem personellen Aufwand scheitern, der vor allem technokratisch begründet ist. Oder klassische Beschäftigungssicherung eben, für die jetzt aber kein Geld mehr da ist. Verstanden habe ich auch noch nie die Ängste vor einem Identitätsverlust der FR, die mit solchen gemeinsamen in Berlin produzierten Seiten verbunden sind.
Was muss von der FR in Frankfurt bleiben? Eine motivierte, gut ausgestattete Lokal- und Regionalredaktion und ein engagiertes Verkaufs- und Marketingteam, die in der Lage sind, den besten Lokal- und Regionalteil auf die Beine zu stellen und zu vermarkten. Die neue FR darf nicht darauf verzichten, in der Wirtschafts- und Finanzmetropole Frankfurt den regionalen Führungsanspruch zu erheben. Über einen überregionalen Vertrieb muss man in heutigen digitalen Zeiten für eine gedruckte Tageszeitung nicht lange nachdenken. Nachts in die letzten Ecken des Landes zu fahren, ist teuer, kostet viel Zeit und führt zu unverhältnismäßig starken redaktionellen Restriktionen.
Rechnet sich so eine neue FR? Von den von der IVW aktuell ausgewiesenen 65.000 Abonnements dürfte sich der überwiegende Teil im Bereich Frankfurt, Rhein-Main und Hessen befinden. Das ist harte rentable Auflage. Die erste Rechnung wäre also die, wie weit man damit kommt und nach meinen einschlägigen Kenntnissen müsste man damit schon ziemlich weit kommen.
Braucht man dazu eine Genossenschaft? Nein. Das kann Dumont allein. Und Dumont sollte es allein machen. Die SPD muss da raus. Sie war ja ohnehin nur so etwas wie ein Lebensretter und stiller Gesellschafter, der jedes Jahr Millionen draufzahlte. Für den Ruf einer unabhängigen Zeitung ist das ja noch schlimmer als eine SPD, die als Gesellschafter eine anständige Rendite erzielt.
Karl Heinz Ruch ist Geschäftsführer des taz-Verlags
[…] gibt es nun auch als Druckausgabe. Überraschend fand ich eins in meinem Briefkasten. Die „Frankfurter Rundschau“ meldet Insolvenz an.Mein geliebtes Reggae-Magazin Irie UP wurde eingestellt. 2012 ist nicht unbedingt Druckjahr. […]