Wer Europas Rechte verstehen will, muss länderübergreifend recherchieren. Das gilt ganz besonders für die kommenden Monate: Im Mai 2019 wird ein neues EU-Parlament gewählt. Ein Schlüsselmoment für den politischen Kampf um Europa. Ein Europa, das die rechten Parteien lieber heute als morgen abschaffen würden.
Doch wie organisieren sie sich für diese Wahl? Welche Netzwerke gibt es unter ihnen, wo wird zusammen gearbeitet, und wo gibt es Konflikte? Wie werden außerparlamentarische Akteure eingebunden, wo fallen die Grenzen zu Rechtsextremen, wie stark ist diese Bedrohung für Europa wirklich?
Diese Fragen will die taz recherchieren. Und weil sie dabei nicht an nationalen Grenzen halt machen will, hat sie sich mit anderen Medien zusammengetan: Gemeinsam mit der Libération aus Frankreich, dem Falter aus Österreich, der Internazionale aus Italien, der Gazeta Wyborcza aus Polen und dem Magazin hvg aus Ungarn gründen wir den internationalen Rechercheverbund „Europe’s Far Right“. Wir recherchieren gemeinsam, tauschen uns aus und veröffentlichen die Ergebnisse dann gleichzeitig in Beiträgen, die auf die LeserInnenschaft der einzelnen Länder zugeschnitten sind.
Was bedeutet das für den Journalismus?
Sechs Zeitungen sehen mehr als eine. Doch das ist nicht der einzige Grund für diese Zusammenarbeit. Mit unserer Kooperation setzen wir auch ein politisches Zeichen für die Pressefreiheit. Denn dort, wo die Rechten bereits die Macht übernommen haben, spüren unsere KollegInnen sehr konkret am eigenen Leib, was das für den Journalismus bedeutet.
Freitag starten wir mit der ersten Veröffentlichung, je näher die Wahl rückt, desto mehr werden es. In der Zeitung und auf taz.de, in Videos, Podcasts und auf Veranstaltungen werden wir unsere Ergebnisse präsentieren. Online finden Sie das Projekt künftig unter taz.de/efr. Bei der grafischen Umsetzung und der Online-Präsentation haben uns die Agenturen Infotext Berlin und Zoff Collective geholfen.
Recherche kostet Geld. Geld, das gerade bei denjenigen unserer Partnermedien, die von den Regierungen finanziell unter Druck gesetzt werden, immer öfter fehlt. Wir freuen uns deswegen, dass wir mehrere externe Förderer für unser Projekt gewinnen konnten: Die Mercator-Stiftung unterstützt uns mit ihrem „Fleiß und Mut“-Stipendium, von der Robert-Bosch-Stiftung haben wir das Stipendium „Reporters in the Field“ erhalten, das grenzüberschreitende Recherchen fördert. Auch die Otto-Brenner-Stiftung, die in diesem Jahr bereits unser Rechercheprojekt „Netzwerk AfD“ förderte, ist wieder dabei.
Pressefreiheit, gerade auch jenseits von Deutschland, ist eins der Kernthemen der taz Panter Stiftung, die das Projekt deswegen ebenfalls unterstützt.
Von MALENE GÜRGEN und SABINE AM ORDE, taz-Redakteurinnen