vonhausblog 04.04.2024

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Wenn Sie an Sinti und Roma denken – fallen Ihnen da erfolgreiche Sport­le­r*in­nen ein? Oder Künstler*innen, EU-Abgeordnete, Dokumentarfilmer*innen, Mu­si­ke­r*in­nen und Klimaaktivist*innen?

Wussten Sie, dass Robin, der Sidekick aus den Batman-Filmen, ein Rom ist? Nein? Kein Wunder, denn er ist eine von mehreren Figuren, deren Roma-Herkunft aus den Comicvorlagen von Marvel und DC in den populären Verfilmungen verschwiegen wird.

Oftmals sind Roma oder Sinti im Alltag unsichtbar. Umso mehr meinen viele in der Mehrheitsgesellschaft, ein klares Bild zu haben von Angehörigen der mit bis zu 12 Millionen Menschen größten Minderheit Europas.

Expliziter Rassismus

Die Vorstellungen über Roma sind dabei oft negativ durch Stereotype oder positiv durch Romantisierung geprägt. Auch wir Jour­na­lis­t*in­nen brauchen da noch Nachhilfe. Erst vor wenigen Tagen unterstützte Amaro Foro, eine transkulturelle Jugendselbstorganisation von Rom*­nja und Nicht-Rom*nja, die taz mit einem Medientraining.

Wenn wir medial etwas über Roma und Sinti erfahren, spielt Rassismus oft explizit oder implizit eine Rolle. Kürzlich spülte mir der Kurznachrichtendienst X eine Illustration auf den Bildschirm. Sie zeigte die Umrisse der Länder Europas, ausgefüllt mit Symbolen faschistischer Bewegungen. In Deutschland sah man das Hakenkreuz. Überschrieben war die Landkarte mit dem Satz: „Europeans when you mention Gypsies“. Beim Thema Roma, so suggeriert das Bild, zeigen Eu­ro­päe­r*in­nen ihre faschistische Seite. Sollte es ein rassistischer Witz sein? Oder eine deftige Kritik des grassierenden Antiziganismus, der Nationalisten in ganz Europa in ihrem Hass vereint?

abo

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Noch einen Tag zuvor stand ich auf dem Gedenkstättengelände des ehemaligen KZ Buchenwald, eine Viertelstunde Busfahrt vom Weimarer Hauptbahnhof entfernt. Etwa 3.500 Sinti und Roma wurden hier und in den Außenlagern festgehalten und viele von ihnen ermordet: 3.500 von bis zu 500.000 in ganz Europa. Ein Mahnmal auf den Umrissen des ehemaligen Blocks 14 erinnert an den Porajmos, den Nazi-Völkermord an den Sinti und Roma.

Europaweit diskriminiert

Die Bilder mischen sich. Die obskure Meme-Landkarte auf dem Smartphone und der Anblick der Fundamente der ehemaligen KZ-Baracken repräsentieren eine Kontinuität des Rassismus und der Verfolgung. Keine andere Gruppe erfährt bis heute europaweit so starke Diskriminierung wie die Roma. Gleichzeitig spielt der NS-Opferstatus in heutigen Migrationsdebatten kaum eine Rolle.

In der taz-Ausgabe am 8. April 2024, am Internationalen Tag der Roma, verändern wir den Fokus. Über alle Zeitungsressorts hinweg, von den Klimaseiten bis zum Sport, werden Roma Thema sein. An vielen, aber nicht an allen Stellen. Jene Texte von und über Sinti, Roma, Sintezze und Romnja machen wir sichtbar.

Wir protokollieren verschiedene Lebensrealitäten von Roma in Deutschland und fragen uns mit Blick auf die Europawahl in diesem Jahr, wie die Lage und Repräsentation auf EU-Ebene aussieht. Und wir erzählen die Geschichten von erfolgreichen Sinti, Roma, Sintezze und Romnja. Über Sportler*innen, Politiker*innen, Aktivist*innen. Oder eben über den Comichelden Robin.

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