Öl, Gas und Kohle sollten in der Erde bleiben. Das ist der sicherste Weg, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Doch wer an den verbleibenden fossilen Energiequellen mitverdienen will, hat daran kein Interesse: Sei es die Energiewirtschaft selbst, die Finanz-, Auto- oder Luftfahrtindustrie.
Sie stellen astronomische Summen für due Ausbeutung der verbleibenden Fossilvorkommen bereit. Sie schicken ihre Lobby- oder Kampagnentrupps los, wenn neue Gesetze oder schärfere Bestimmungen drohen. Das Ziel: Diese zu kippen, verschleppen oder zu verwässern. Gelingt das nicht, wird versucht Grenzwerte anheben zu lassen, Fristen zu verlängern oder Berechnungsgrundlagen zu verändern. Eine ganze Lobby-Branche ist auf diese Weise unterwegs, um das Geschäft mit dem Verbrennen fossiler Energiequellen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Die klimazerstörende Fossil-Industrie ist dabei teils an höchsten Stellen aktiv: In 272 Tagen beginnt die nächste Weltklimakonferenz, die COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ihr Vorsitzender wird der CEO der staatlichen Abu Dhabi National Oil Company sein, dem zwölftgrößten Ölkonzern der Welt – ein Mann, der dafür bezahlt wird, auch weiter so viel Öl wie möglich zu verkaufen, damit es verbrannt wird.
Das Recht aller auf eine lebenswerte Zukunft
So geht es auch anderswo zu: Da, wo Weichen für den Klimaschutz mit größtem Nachdruck gestellt werden müssten, können sich auch im Jahr acht des Pariser Abkommens oft jene durchsetzen, die andere Prioritäten haben. Denn es gibt noch mehr, die ihre klimaschädliche Geschäftsmodellen gegen gesellschaftliche und politische Widerstände verteidigen – im Bausektor oder der Landwirtschaft etwa.
Doch das Recht dieser Branchen auf solche Geschäfte kollidiert mit dem Recht aller auf eine lebenswerte Zukunft. Und das wissen heute auch viele – das Bewusstsein für die Klimakrise ist heute größer denn je. Und der politische Druck, der daraus entsteht wächst. Doch es ist eine Frage der Macht, welche praktischen Konsequenzen daraus folgen.
Eine Strategie, Forderungen nach Paris-konformer Politik abzuwehren, ist begriffliche Verwirrung zu stiften: Mit Begriffen wie „Verbotswahn“, der Warnung vor der „Klima-Diktatur“ oder den „Klima-Chaoten“. Mit ihnen soll verschleiert werden, wer Wohlstand und Freiheit langfristig tatsächlich bedroht.
Neuer Schwerpunkt Klima-Sabotage
Wir glauben: Es sind die Saboteure effektiven Klimaschutzes. Und die wollen wir beim Namen nennen und damit sichtbar machen. In einer bis zur COP28 in Dubai im Dezember laufenden Serie fragt die taz: Wer behindert die Entscheidungen, die das Klima und unsere Lebensgrundlagen retten? Wer blockiert, was nötig ist – und warum?
Die mehrmals pro Monat erscheinenen Texte ergänzen die laufende Klimaberichterstattung der taz. Sie finden sich auf unterschiedlichen Plätzen in der gedruckten Zeitung und gesammelt in unserem neuen taz.de-Schwerpunkt Klima-Sabotage.
Wenn Sie Hinweise haben, wo und von wem Klimaschutz blockiert wird – melden Sie sich damit gern bei uns unter informant@taz.de.
Von Christian Jakob, Redakteur im Ressort Reportage und Recherche