Unsere Seite Eins zum Kurz-Besuch erregte die Aufmerksamkeit der österreichischen Boulevardpresse – und die der Leser*innen gleich mit.
Österreich gehörte bisher nicht zu den Hochburgen der taz, auch wenn unser Blatt dort durchaus erhältlich ist. Realistisch betrachtet, haben die allermeisten ÖsterreicherInnen dennoch wohl noch nie etwas von unserer kleinen, aber feinen Zeitung gehört – bis zum letzten Donnerstag.
Denn da war der neue österreichische Kanzler Sebastian Kurz zu Besuch bei Angela Merkel in Berlin, und die taz fragte auf der Titelseite: „Muss sie denn wirklich jeden ins Land lassen?“ Die Fernsehsendung „ZiB 2“, das Pendant des ORF zum „heutejournal“, dokumentierte das Interesse der deutschen Medien mit dem Kurz-Auftritt bei Maischberger – und dem eingeblendeten taz-Titel.
Die Kronen- Zeitung, das österreichische Pendant zur Bild, hatte am Morgen noch behauptet: „Berlin liegt unserem Kanzler zu Füßen“. Am Abend sah das schon anders aus: „So denkt die Weltpresse über Sebastian Kurz“, informierte krone.at und zeigte als erstes Beispiel die taz: „Auf ihrer Titelseite macht die Zeitung keinen Hehl daraus, wie sie zum jungen Regierungschef steht. ‚Muss sie denn wirklich jeden ins Land lassen?‘ “
„So bissige Titelblätter kennt man sonst nur vom Satiremagazin Titanic“, schrieb die Wiener Zeitung. Aber wenn Österreichs neuer Kanzler zu Besuch sei, „zieht Berlins linkes Vorzeigeblatt alle Register“. Das fand auch in den so zialen Medien Resonanz: Bei Twitter waren unter den mehr als 68.000 Leuten, die den taz-Titel auf den Schirm bekamen, auffallend viele aus Österreich. So wurde Österreich doch einmal zur taz-Hochburg. Zumindest für einen Tag.
Lukas Wallraff, Seite-Eins-Redakteur