Am Dienstag, 14. Juli stellte sich Georg Löwisch erstmals der taz-Redaktionskonferenz. Es war ein herzliches (Wieder-)Kennenlernen.
„Guten Abend, liebe taz.“ Mit diesen Worten begrüßte Georg Löwisch, vom 15. September an neuer taz-Chefredakteur, am Dienstag Abend die im Konferenzraum in der Rudi-Dutschke-Straße sehr zahlreich versammelten MitarbeiterInnen.
Nun wäre es übertrieben zu behaupten, dass die Belegschaft mit „Guten Abend, lieber Georg“ geantwortet hätte, aber doch war es ein Abend mit einer Atmosphäre der Neugier und des Interesses seitens der taz-Redaktion. „Die taz ist eine Zeitung zum Zurückkommen“, erklärte Löwisch – drei Jahre hatte er zwischenzeitlich bei einem anderen Arbeitgeber verbracht, dem Debattenmagazin CICERO.
Und erst recht aus der Außenperspektive sei ihm noch einmal klar geworden, dass die taz schon immer die Zeitung der Zukunft war und noch immer ist. Zugleich betonte er, dass es nicht gut sei, „zitternd“ in diese Zukunft zu gehen. Vielmehr wolle er sich darauf konzentrieren, die Stärken und Besonderheiten der taz herauszuarbeiten und zu befördern:
„Als ich wegging, wurde mir klar, dass wir uns oft zu sehr auf die Fehlersuche konzentrieren – obwohl es doch eher darum gehen sollte, Dinge noch besser zu machen.“ Weniger schlechte Laune, das sei sein Credo. Und inhaltlich? „Wir sollen die Vielfalt, die in der taz herrscht, als Reichtum begreifen – und auch als solchen inszenieren.“
Die Wiederkehr zur taz wäre natürlich keine gewesen, wenn es keine Debatten gegeben hätte. Eine Aussprache der taz-Redaktionsversammlung stand ebenfalls auf der Tagesordnung: Warum ein Mann? Nachdem 16 Jahre Frauen die Führung übernommen hatten? Diese Frage stand im Raum und wurde auch beantwortet.
Der Vorstand hatte sich für Georg Löwisch entscheiden, weil er ihn für am meisten geeignet für den Job hält, unabhängig von seinem Geschlecht – und dieser versicherte, mit mindestens einer weiblichen Stellvertreterin zusammen zu arbeiten. „Ich finde es gut, dass das Thema Frauen in Führungspositionen auf der Agenda steht. Warum haben wir noch immer mehr männliche als weibliche Ressortleiter? Wie kann man diese Situation verändern?“ sagte Löwisch.
Das Statut der taz sieht vor, dass die Hälfte der Redaktionsstellen mit Frauen besetzt werden sollen, die Chefredaktion ist jedoch von dieser Regel ausgenommen. Aus der Redaktion heraus wurde daher an den Redaktionsrat appelliert, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die über eine eventuelle Änderung des Redaktionsstatutes nachdenkt. Ein langwieriger Prozess, die Gruppe wird vorausichtlich nach dem Ende der Sommerferien
erstmals tagen.
Wiederum: Zukunftsmusik. In der Gegenwart wird auch Georg Löwisch erst einmal Urlaub mit seiner Familie machen, bevor er im September sein Amt antritt. Er wird viel Arbeit vor sich haben – und viele Diskussionen.
Martin Reichert, Mitglied des Redaktionsrats und Redakteur der taz.am wochenende
Foto: Anja Weber
„Desinteresse an Eurem ‚Qualitätsjournalismus'“
Sie wollen offenbar nur rumpöbeln. Das Wort Qualitätsjournalismus ist ein Marketingbegriff der Lobby-Organisationen DJV, dju etc für journalistische Medien. Entweder gibt es Journalismus oder keinen. Übersetzt heißt Ihr Desinteresse-Satz: Ich finde den Journalismus der taz schlecht. Konkret werden Sie in Ihrer Kritik nicht. Hauptsache Rumpöblen, schreib ich doch. Die taz gestern und heute lasen Sie dann wohl nicht. Die bissige Kritik von verboten an der Alfa-Partei und das Bernd-Lucke-Porträt von Ulrich Schulte ist gelungener Journalismus. Lieber erst Lesen und dann Nachdenken und dann kommentieren …