In der Olympiabeilage vom vergangenen Wochenende erschien ein Beitrag unseres Kollegen Manuel Schubert, der sich mit dem Bericht über einen Journalisten, der Sportler über die Dating-App Grindr als schwul outete, beschäftigte. Am Samstag wurde dieser Beitrag auch Online auf taz.de veröffentlicht. Wenig überraschend: Das gab Ärger. Leser*innen kritisierten diesen Beitrag als „aus privilegierter Perspektive“ geschrieben, als „unterirdisch“ oder gar als das „widerlichste, was [sie] je in der taz gelesen“ hätten oder fragten uns, ob wir „Lack gefrühstückt“ hätten. Jan Feddersen, Leiter der Rio.taz und Redakteur für besondere Aufgaben antwortet:
Eine antihomophobe Empörungsoperette wollte Schubert sicher nicht bedienen, vielmehr vertrat er unter der Überschrift und dem Intro „Ehrlicher ficken – Ein Hetero-Reporter wollte schwule Olympioniken outen – und erntet einen globalen Shitstorm. Doch warum eigentlich?“ die Auffassung, dass, wer auf Grindr sich bewegt, nicht zwingend und garantiert auf Diskretion hoffen könne und solle.
Daraufhin erntet der Autor seither auch auf unserer Website und in sozialen Medien das, was man einen Shitstorm nennt. Moniert wird vor allem diese Passage: „In jedem Fall sind sie Weltklasseathleten. Sie wissen, dass sie gerade bei Olympia auf der Weltbühne stehen. Als Sportler, aber auch als Staatsbürger, gut bezahlte Werbegesichter, Prominente und Vorbilder. Nur: Welchen Vorbildcharakter hat ein Athlet, der zwar Höchstleistungen erbringt, aber zugleich einen maßgeblichen Teil seines identitären Kerns, das Sexuelle, verbirgt, ja vertuscht und die Öffentlichkeit darüber belügt? Klare Antwort: keinen.“
In der Tat ist die Kritik richtig in der Hinsicht, dass nicht alle schwulen Sportler in Rio „gutbezahlte Werbegesichter“ sind. Aber von allen Punkten, die eine Debatte verdienen, bleibt vor allem dies richtig: Die taz ist ein meinungsstarkes Blatt, eines unterschiedlicher Haltungen, eine Zeitung, deren Autor*innen auf die Welt und die nachrichtlichen Dinge aus verschiedenen Perspektiven blickt. Beiträge in den sozialen Medien und auf www.taz.de, die teils puren Hass auf den Autor ausschütten, sind deplatziert und leben vom Furor eines öffentlichen Ärgers, der an sich selbst sich hochschaukelt.
Die Argumente und Haltungen Schuberts müssen nicht geteilt werden – und gerade die Differenz zu diesen belebt die grundsätzliche Debatte in Zukunft umso mehr. Nicht ist die Frage, ob der „Daily Beast“ hätte tun dürfen, was er tat: zu drohen und anzudeuten. Er hätte es besser unterlassen. Aber doch gefragt werden darf: Ist der Zwang zur Diskretion nicht gerade etwas, das schwulen Männern beibringt, sich selbst und das eigene Begehren für diskret zu nehmen?
Die Debatte muss weitergehen, wir danken unserem Autor für seine entschlossene Haltung: Sie lädt ein, Differenz zu wertschätzen. Überaufgeregt Wünsche, der Autor sollte entlassen werden, entspringen autoritären Phantasien. Diese zu bedienen lehnen wir ab. Wir bitten weiter um ernsthafte Wortmeldungen.
(Bild: Ein Herz. .marqs/photocase.de)
Gruppen wie bspw. Homosexuelle, die zurecht zuvor nicht vorhandene
Spiele der Erwachsenen
Gesetzliche und gesellschaftliche Rechte einzufordern verdient nur, wer sie sich dieser Gruppe als zugehörend deklariert, sonst wird das nie etwas mit der Normalität und Emanzipation der Geschlechter.
Im Gegenteil. Man bewirtschaftet somit das Problem der Nichtakzeptanz und Intoleranz Schwulen gegenüber vielleicht gerade deshalb ewiglich, weil kontraproduktiv die immensen Fördergelder dadurch ewig weiter fließen, Schwule weiterhin in der Opferrolle verharren und heuchlerische political correctness weiterhin zelebriert werden kann, statt gesunden Menschenverstand und etwas Eigenverantwortung als Gegenleistung einzufordern.
Es liegt nun mal in der Natur von ursprünglich zeitlich begrenzten Vereinen, NGOs und Hilfsorganisationen, daß sie stets den Zeitpunkt zum Ausstieg verpassen. So hätten bspw. laut Statuten «Die Grünen» als Partei eigentlich gar keine Daseinsberechtigung mehr, da ihr Ziel des Atomausstiegs politisch erreicht wurde.
Wie schrieb der erste Kommentator Robert weiter unten: „die Debatte ist doch schon seit den Neunzigern erledigt.»
Carolus Magnus