Der EDV-Master der taz, Ralf Klever, erzählt: “Im Herbst 1994 kamen wir mit der Technischen Universität Berlin überein, eine Webausgabe der taz als Projekt umzusetzen.” Der Spiegel war bis dahin einziges deutsches Medium im Web. Klever fand, die taz sollte das auch machen – um sie bekannter zu machen, auch Abos zu gewinnen.
Zu jener Zeit, die ja erst 18 Jahre zurückliegt, wurde das Web hauptsächlich im akademischen Bereich benutzt. “Es war uns damals sehr wohl klar, dass das Web eine spannende Technik war, die auch wachsen wird” – aber das tatsächliche Ausmaß, so Klever, also die rasend wachsende Digitalisierung einst lediglich papierner Angebote, “war uns zu der Zeit nicht klar”.
Im Januar 1995 war die Crew um Klever mit einem Prototyp online. Im Februar war dann alles fertig gebastelt – um das Produkt am 20. März auf einem Internetkongress in Darmstadt von Dirk Kuhlmann von der TU Berlin vorstellen zu lassen, der darüber schließlich auch eine Studienarbeit verfasste.
Leider schrieb die taz erst am 12. Mai jenes Jahres über diese digitalisierte Seite – deshalb gilt dieser Tag als Starttermin der taz im Web. Ein paar Tage vorher war jedoch die Schweriner Volkszeitung offiziell online. Klever: “Aus meiner Sicht ist falsch, dass diese Zeitung als erste gilt, die eine Präsenz im Netz hatte.”
Niemand glaubte an die ökonomische “Kannibalisierung” der Papierzeitungen durch das Internet – deshalb hat die taz damals sämtliche Artikel online gestellt. “Wenn die Internet-Leute einen Mehrwert in der gelieferten taz erkennen, dann sind sie freiwillig bereit, einen Obolus zu bezahlen”, so zitierte die taz in ihrem damaligen Artikel Dirk Kuhlmann. Inzwischen zahlen die “Internet-Leute” uns mehr als 10.000 Euro im Monat.
Danke, Korintha! Ich habe es jetzt auch im Artikel ergänzt.