Am Mittwoch hat der „Spiegel“ mitgeteilt, dass einer seiner Reporter in großem Umfang betrogen hat: Claas Relotius habe Szenen, Protagonisten und Stimmungen erfunden. Erste Verdachtsmomente ergaben sich nach der Veröffentlichung des Textes „Jaegers Grenze“ über eine US-Bürgerwehr an der Grenze zwischen Mexiko und den USA im November.
Ein Co-Autor des Artikels schöpfte Verdacht. Nach anfänglichem Leugnen habe Relotius eingestanden, ganze Passagen frei erfunden zu haben, schreibt der „Spiegel“. Für gefälschte Auslandsreportagen wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
Relotius schrieb auch für die taz
„Spiegel“ und „Spiegel Online“ haben seit 2011 rund 60 Texte von Relotius veröffentlicht. Nach Angaben des Magazins räumt der Autor ein, mindestens 14 Texte zumindest in Teilen gefälscht zu haben. Laut „Spiegel“-Chefredaktion hat Relotius erklärt, auch in anderen Medien Beiträge manipuliert zu haben. Bevor der „Spiegel“ Relotius 2017 fest unter Vertrag nahm, schrieb dieser als freier Autor für viele Medien von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über das „SZ-Magazin“ bis zu„ Zeit Online“.
Von August bis September 2008 war er Praktikant der taz in Hamburg. Aus dieser Zeit finden sich im Archiv unter seinem Namen zehn Texte, darunter ein Vorbericht über den Tag des offenen Denkmals, ein Interview zu einer Lego-Ausstellung in Wolfsburg, eine Hamburger Kneipenszene oder ein Bericht über einen Fair-Trade-Laden in Hamburg-Ottensen. Länge: zwischen 46 und 130 Zeilen.
2011 veröffentlichte die taz im Kulturteil noch einen Text zu einem Fotoband über Jazzmusiker. Die Beiträge wird die taz nun prüfen.
Von GEORG LÖWISCH, Chefredakteur der taz
Der Mann ist Opfer seiner eigenen sehr einseitigen politischen Weltsicht und einer ideologischen Redaktion: statt “ schreiben, was ist “ wird geschrieben wie es diese Ideologie einfordert. ….